Bei einigen Wörtern steht eine "old orthography" dabei, die tatsächlich sehr altertümlich anmutet.
Teilweise sind diese Wörter in der Spellcheckerliste enthalten, und manche haben in L&S einen eigenen Eintrag mit Verweis. Die alten Formen mit Fettdruck in L&S sind auch hier fettgedruckt.
auspicor ospicor [LS-Verw., Sp.] classis clasis conspondeo consposum culina colina [LS-Verw., Sp.] cur quor curator coerator [LS-Verw., Sp.] curo coero [LS-Verw., Sp.], coiro [LS-Verw., Sp.] ille olle [LS-Verw., Sp.], ollus [LS-Verw., Sp.] magister magester [LS-Verw., Sp.] munus moenus [Sp.] ni nei [Sp.] nutrix notrix [LS-Verw., Sp.] obses opses [Sp.] sive seive [Sp.] neve neive [Sp.] quaero quairo quaestor quaistor quingenti quincenti [LS-Verw.] senatus senatuos
Die Schreibweise neive ist in L&S nur unter dem Stichwort "sive" zu finden:
sīve (old orthog. SEIVE, Tab. Bantin. l. 6; and hence, by apocope, like neu, from neve, NEIVE)
Was machen wir mit diesen Formen? Ich möchte höchstens diejenigen aufnehmen, die in L&S fettgedruckt sind oder einen eigenen Eintrag mit Verweis haben.
P.S.: Darüber hinaus habe ich noch zwei Wörter gefunden, bei denen "ante-class." dabeisteht:
sĭmŭl (ante-class. also sĕmŭl, Plaut. Trin. prol. p. 97 Ritschl; and sĕ-mŏl, C. I. L. 1175 fin. ; ...
Sind das alle Wörter in der Liste, oder ist das nur eine Auswahl, um zu vermitteln, worum es sich bei den Wörtern mit dem Vermerk "old orthography" handelt?
Es sind alle klein geschriebenen Lemmata, wo im L&S-Artikel die Buchstabenfolge "old orth" vorkommt, und danach ein Wort steht, das nicht ohnehin gültig ist. (Z.B. steht bei cervus "old orthogr. cervŏs", aber cervos ist als Akk. Plural ohnehin gültig.)
Es gibt aber einige Artikel, die in meiner Mathematica-Datenbank fehlen, die muss ich noch extra untersuchen.
Es könnte aber natürlich sein, dass statt "old orth" etwa anderes steht, das gleichbedeutend ist. Bisher habe ich diesbezüglich nur das eine "ante-class." gefunden.
Es gibt ca. 180 Artikel, in denen "old form" vorkommt. Dabei handelt es sich teilweise um Varianten von Beugungsformen, das ist also eigentlich etwas anderes als "old orthography". Aber auch in diesen Fällen bin ich dafür, sie nur aufzunehmen, wenn es ein eigenes Stichwort mit Verweis gibt oder diese Formen zumindest fettgedruckt sind.
Typisches Beispiel:
sŭus, a, um (old form sos, sa, sum; I. dat. plur. sis, Enn. ap. Fest. p. 301 Müll.; acc. sas. id. ib. p. 325 ib.; cf. Paul. ex Fest. p. 47; Schol. Pers. 1, 108; sing. sam for suam, Fest. p. 47 Müll.; so for suo, C. I. L. 5, 2007. In ante-class. verse su- with the following vowel freq. forms one syllable, Plaut. Merc. 1, 1, 48; id. Ps. 1, 3, 5; Ter. And. 1, 1, 68; Lucr. 1, 1022; v. Neue, Formenl. 2, 189 sqq.), pron. poss., 3 d pers. [root SVA-; Sanscr. svá, own; cf. sui; Gr. σεο, whence σφε, etc., and ε cf. εος], of or belonging to himself, herself, etc.; his own, her own, etc.; his, her, its, their; one ' s; hers, theirs.
Keine der hier angeführten Formen ist im Artikel fettgedruckt, von folgenden gibt es aber eigene Stichworteinträge: sos, sum, sis, sas, sam. Diese stehen daher in der 3-Buchstabenliste.
Es gibt aber keinen Stichworteintrag von sa und so, daher habe ich diese beiden Formen nicht aufgenommen.
Teilweise sind die "old forms" aber schon so etwas wie "old orthography". Beispiel:
ămīcus (old form ămēcus, Paul. ex Fest. p. 15 Müll.), a, um, adj. [amo], I. friendly, kind, amicable, favorable, inclined to, liking ...
Da amecus fett gedruckt ist, kommt es in das latin.dic, obwohl es keinen eigenen Stichworteintrag hat.
Es gibt allerdings einen Stichworteintrag für die Pluralformen:
‡ ămēci and ămēcae (a different orthography for amici and amicae), Paul. ex Fest. p. 15 Müll.
Es stellt sich daher die Frage, ob ich amecus auch in die ‡-Kategorie geben sollte.
Zitat von linhartsŭus, a, um (old form sos, sa, sum; I. dat. plur. sis, Enn. ap. Fest. p. 301 Müll.; acc. sas. id. ib. p. 325 ib.; cf. Paul. ex Fest. p. 47; Schol. Pers. 1, 108; sing. sam for suam, Fest. p. 47 Müll.; so for suo, C. I. L. 5, 2007. In ante-class. verse su- with the following vowel freq. forms one syllable, Plaut. Merc. 1, 1, 48; id. Ps. 1, 3, 5; Ter. And. 1, 1, 68; Lucr. 1, 1022; v. Neue, Formenl. 2, 189 sqq.), pron. poss., 3 d pers. [root SVA-; Sanscr. svá, own; cf. sui; Gr. σεο, whence σφε, etc., and ε cf. εος], of or belonging to himself, herself, etc.; his own, her own, etc.; his, her, its, their; one ' s; hers, theirs.
Die altertümlichen Formen AMECUS, AMECI, AMECAE (von AMICUS)
Zitat von linhartămīcus (old form ămēcus, Paul. ex Fest. p. 15 Müll.), a, um, adj. [amo], I. friendly, kind, amicable, favorable, inclined to, liking ...
Da amecus fett gedruckt ist, kommt es in das latin.dic, obwohl es keinen eigenen Stichworteintrag hat.
Es gibt allerdings einen Stichworteintrag für die Pluralformen:
‡ ămēci and ămēcae (a different orthography for amici and amicae), Paul. ex Fest. p. 15 Müll.
Es stellt sich daher die Frage, ob ich amecus auch in die ‡-Kategorie geben sollte.
Die drei alten Formen AMECUS, AMECI, AMECAE sollten meiner Meinung nach, wie du schon richtig vorgeschlagen hast, allesamt in die Kategorie 3 (alte Grammatiker/Lexikographen) eingepflegt werden, da sie offensichtlich nur bei Paul. ex Fest. p. 15 Müll. belegt sind und sonst nirgends.
Es stellt sich nun die Frage, ob sämtliche Beugungsformen von AMECUS (hier übrigens als Adjektiv im Sinne von "freundlich"), AMECI, AMECAE aufgenommen werden sollten oder nicht. Ich würde diese Frage verneinen, mit der Begründung, dass diese Wörter nur in den oben genannten Formen ohne irgendwelche Angaben zur Beugung bei Paul. ex Fest. p. 15 Müll. belegt sind.
Ich habe - wie immer - recherchiert und auf http://www.archive.org/stream/deverborum...age/10/mode/2up die Originalstelle Paulus ex Festus gefunden. Das bereitet mir immer besondere Freude, wenn wir die Originalbelege einsehen können.
Meine Übersetzung lautet:
Von den alten [Autoren] wurden jedoch [die Formen] ameci und amecae mit dem Buchstaben E angeführt.
Interessanterweise steht dieser Kommentar bei Paulus Diaconusnicht unter einem Stichwort amicus, das wir vergeblich suchen, sondern unter amicitiae!
Bei Paulus sind die Stichworteinträge zwar alphabetisch angeordnet, aber nur, was den Anfangsbuchstaben (!) der betreffenden Wörter betrifft. Innerhalb der einzelnen Anfangsbuchstaben, wie in unserem Beispiel dem A, sind alle Einträge jedoch durcheinander, also nicht mehr in alphabetischer Reihenfolge, angeordnet. Dies erschwert natürlich die Suche nach bestimmten Einträgen, weil man den gesamten Buchstaben A durchblättern muss, um das gesuchte Wort zu finden. In der Ausgabe von Thewrewk (Paulus Diaconus - De verborum significato quae supersunt cum Pauli epitome) gibt es jedoch hinten einen Index, der etwas weiterhilft: http://www.archive.org/stream/deverborum...ge/580/mode/2up (für uns ist rechts die Seite 581 wichtig). Leider finde ich dort nur die Stichwörter ameci und amecae, jedoch nichtamecus!
Daraus schließe ich, dass L&S die altertümliche Nominativ-Singular-Form AMECUS im Artikel zum Stichwort AMICUS,-A,-UM nur aus den bei Paulus explizit belegten Formen AMECI, AMECAE logisch rückgebildet haben. Streng genommen gäbe es nach meinem Dafürhalten jedoch keinen Anlass, die Form AMECUS fett gedruckt im Artikel AMICUS,-A,-UM anzuführen, da diese gar nicht explizit belegt zu sein scheint. Es sei denn, ich habe etwas übersehen. Aber wo sonst sollte ich im Index der Thewrewk-Ausgabe nach AMECUS suchen? Ich habe alle eventuell in Frage kommenden Stichworteinträge auf den Seiten 13 - 21 (insbesondere AMICINUM und AMICULUM, sowie AMICIRI) durchgecheckt, bin aber nirgends fündig geworden!
Aus dem obigen Befund ziehe ich folgende Quintessenz:
Da die altertümliche Form AMECUS im L&S nun mal fett gedruckt ist, sollten wir diese Form trotz aller berechtigten Vorbehalte ins latin.dic aufnehmen, auch wenn es schmerzt. Logisch richtig gebildet und grammatisch korrekt ist diese Form ja, das bleibt unbestritten. Es fehlt halt nur der konkrete Beleg bei Paulus, obwohl es bei L&S den Anschein erweckt, dass diese Form explizit belegt sei.
Die Formen AMECI und AMECAE hingegen, die im L&S auch einen eigenen Stichworteintrag haben, sind tatsächlich explizit belegt und werden daher auf alle Fälle ins latin.dic aufgenommen.
Alle drei Formen werden in die Kategorie 3 (3 = ‡ Wörter, die nur bei den alten Grammatikern oder Lexikographen vorkommen) eingepflegt.
Sonstige Beugungsformen werden nicht eingepflegt, da es keine Belege dafür gibt.
Zitat von linhartBei einigen Wörtern steht eine "old orthography" dabei, die tatsächlich sehr altertümlich anmutet.
Teilweise sind diese Wörter in der Spellcheckerliste enthalten, und manche haben in L&S einen eigenen Eintrag mit Verweis. Die alten Formen mit Fettdruck in L&S sind auch hier fettgedruckt.
auspicor ospicor [LS-Verw., Sp.] classis clasis conspondeo consposum culina colina [LS-Verw., Sp.] cur quor curator coerator [LS-Verw., Sp.] curo coero [LS-Verw., Sp.], coiro [LS-Verw., Sp.] ille olle [LS-Verw., Sp.], ollus [LS-Verw., Sp.] magister magester [LS-Verw., Sp.] munus moenus [Sp.] ni nei [Sp.] nutrix notrix [LS-Verw., Sp.] obses opses [Sp.] sive seive [Sp.] neve neive [Sp.] quaero quairo quaestor quaistor quingenti quincenti [LS-Verw.] senatus senatuos
Die Schreibweise neive ist in L&S nur unter dem Stichwort "sive" zu finden:
sīve (old orthog. SEIVE, Tab. Bantin. l. 6; and hence, by apocope, like neu, from neve, NEIVE)
Was machen wir mit diesen Formen? Ich möchte höchstens diejenigen aufnehmen, die in L&S fettgedruckt sind oder einen eigenen Eintrag mit Verweis haben.
P.S.: Darüber hinaus habe ich noch zwei Wörter gefunden, bei denen "ante-class." dabeisteht:
sĭmŭl (ante-class. also sĕmŭl, Plaut. Trin. prol. p. 97 Ritschl; and sĕ-mŏl, C. I. L. 1175 fin. ; ...
Nach meinen Ausführungen im vorigen Beitrag schlage ich vor, folgendermaßen vorzugehen:
• Wenn altertümliche Schreibweisen einen eigenen Lemmaeintrag im L&S haben, sollten sie auf alle Fälle ins latin.dic aufgenommen werden. Analog zur Regel des Stammprinzips beim deutschen Duden sollten wir die Regel anwenden, dass dann die gesamten zulässigen Beugungsformen des Wortes, auf das verwiesen wird, auch für das entsprechende Wort in der altertümlichen Schreibung gültig sind.
cŏlīna, v. culina.
cŭlīna (old orthogr. cŏlīna, acc. to Non. p. 55, 18 sq.), ae, f. [Sanscr. çar, çri, to cook, mix], I. a kitchen . I. Prop., Plaut. Most. 1, 1, 1; id. Truc. 2, 7, 53; Varr. R. R. 1, 13, 2; Cic. Fam. 15, 18, 1; Sen. Ep. 114, 26; Petr. 2; Hor. S. 1, 5, 73; 2, 5, 80; cf. of a portable kitchen, Sen. Ep. 78, 23; Juv. 3, 250.— II. Transf. A. Culina vocatur locus, in quo epulae in funere comburuntur, Paul. ex Fest. p. 65, 12.— B. Meton., food, fare, victuals : Murenā praebente domum, Capitone culinam, Hor. S. 1, 5, 38; so Juv. 5, 162; 14, 14.
Hier sollten wir wegen des gesamten zulässigen Paradigmas von CULINA,-AE feminin auch für COLINA das gesamte Paradigma der a-Deklination zulassen.
• Wenn altertümliche Schreibweisen innerhalb eines Artikels fett gedruckt sind, sollten sie auf alle Fälle ins latin.dic aufgenommen werden.
• Wenn altertümliche Schreibweisen innerhalb eines Artikels weder fett gedruckt sind noch einen eigenen Lemmaeintrag im L&S haben, sollten sie trotzdem ins latin.dic aufgenommen werden.
Lieber Linhart, du schriebst am 10.10.2011 16:14 hier in diesem Thread (= Beitrag #1): "Was machen wir mit diesen Formen? Ich möchte höchstens diejenigen aufnehmen, die in L&S fettgedruckt sind oder einen eigenen Eintrag mit Verweis haben." Dies steht mittlerweile jedoch im Widerspruch zu deinen in der Chronologie später verfassten Beiträgen zu den Collateral formsCollateral forms (verfasst am 22.11.2011 15:06) und zu SINOSINO (ebenfalls am 22.11.2011 15:13 verfasst), in denen du zum Ausdruck brachtest, dass du gern alle Formen aufnehmen würdest, auch die nicht fett gedruckten, wie im Beispiel SIIT usw. Wie ich hier im Beitrag SINO schrieb, plädiere ich auch im Fall der altertümlichen Schreibweisen dafür, dass wir "nur die Nebenformen ins latin.dic aufnehmen, die im L&S explizit aufgeführt sind (d.h. eben nicht die gesamten theoretisch denkbaren Paradigmata), es sei denn, es werden explizit konkrete Angaben zu den Beugungen gemacht.
mūnus (old orthogr. moenus; I. moenera militiaï, Lucr. 1, 29), ĕris, n. [root mu-; cf.: moenia, munis, munia, etc.], a service, office, post, employment, function, duty (class.; syn.: officium, ministerium, honos). I. Lit. : munus significat officium, cum dicitur quis munere fungi. Item donum quod officii causā datur, Paul. ex Fest. p. 140 Müll. (cf. infra): munus curare,to discharge an office Plaut. Truc. 2, 4, 76: octo munus hominum fungi, id. Men. 1, 4, 5: administrare, Ter. Ad. 5, 1, 2: munus atque officium, Cic. Font. 7, 15: rei publicae,a public office id. de Or. 1, 45, 199: belli, Liv. 24, 35: de jure respondendi sustinere, Cic. Brut. 30, 113: rei publicae explere, id. Prov. Cons. 14, 35: vigiliarum obire,to perform Liv. 3, 6: officii,the performance of a duty Cic. Sen. 11, 35: tuum est hoc munus, tuae partes: a te hoc civitas exspectat,duty, office, obligation id. Fam. 11, 5, 3: principum est resistere levitati multitudinis, id. Mil. 8, 22: vitae, id. Sen. 11, 35: senectutis, id. Leg. 1, 3, 10.— B. Esp., = onus, a duty, burden, tribute : cum hoc munus imponebatur tam grave civitati, Cic. Verr. 2, 5, 20, § 51: id quoque munus leve atque commune Mamertinis remisisti, id. ib. 2, 5, 21, § 52: dum ne quis eorum munere vacaret, Liv. 25, 7, 4: non enim detractionem eam munerum militiae, sed apertam defectionem esse, id. 27, 9, 9.— II. Transf. A. A work : majorum vigiliarum munus, Cic. Par. prooem.: solitudinis,a work, book, written in solitude id. Off. 3, 1, 4.— B. A service, favor : huc ire licet atque illuc munere ditium dominorum, Sall. Orat. Licin.; Cic. Fam. 10, 11, 1.— 2. In partic., the last service, office to the dead, i. e. burial : pro hominis dignitate amplo munere extulit, Nep. Eum. 4, 4 (dub.; al. funere): suprema, Verg. A. 11, 25: supremum mortis, Cat. 101, 3: debita, Val. Fl. 3, 313: fungi inani Munere, Verg. A. 6, 885: cineri haec mittite nostro Munera, id. ib. 4, 624.— C. A present, gift (syn.: donum, praemium): bonum datum deorum concessu atque munere, Cic. Univ. 14: mittere alicui, id. Verr. 2, 4, 27, § 62: mittere aliquid alicui munere,to send one something as a present Plin. 37, 5, 19, § 74 (al. muneri): quasi totam regionem muneri accepissent,had received as a present Tac. A. 14, 31: aliquem munere donare,to present one with a gift Verg. A. 5, 282: dare muneri aliquid alicui,to give one something as a present Nep. Thras. 4, 2: munera Liberi,wine Hor. C. 4, 15, 26: terrae, id. ib. 2, 14, 10: Cereris,bread Ov. M. 10, 74; cf.: gratae post munus aristae, Juv. 14, 183: quem munere palpat Carus,a bribe id. 1, 35.— 2. In partic. a. A public show, spectacle, entertainment, exhibition, esp. a show of gladiators, which was given to the people by the magistrates, and generally by the ædiles, as an expression of gratitude for the honorable office to which they had been elected (cf.: ludus, spectaculum): erat munus Scipionis, dignum et eo ipso et illo Q. Metello, cui dabatur, Cic. Sest. 58, 124: munus magnificum dare, id. Q. Fr. 3, 8, 6: praebere, id. Sull. 19, 54: functus est aedilicio maximo munere,gave a splendid exhibition id. Off. 2, 16, 55: edere, Suet. Tit. 7: venationes, quae vocantur munera, Lact. 6, 20: munera nunc edunt, Juv. 3, 36; 4, 18.— b. A public building for the use of the people, erected at the expense of an individual : Pompeii munera,the theatre Vell. 2, 130, 1: aut ubi muneribus nati sua munera mater Addidit (i. e. theatro Marcelli porticum Octaviam), Ov. A. A. 1, 69.— c. Transf., of the structure of the universe : effector vel moderator tanti operis et muneris, Cic. Tusc. 1, 28, 70.
In diesem Fall wären dann aufgrund des fehlenden Fettdrucks und eines fehlenden separaten Lemmaeintrags mit Verweis auf MUNUS nur die beiden explizit genannten altertümlichen, von mir blau markierten Formen MOENUS und MOENERA zulässig.
• Wenn es sich bei altertümlichen Schreibweisen im Grunde genommen um Überschneidungen mit collateral forms handelt, sollten wir gemäß meinen Ausführungen auf Collateral forms verfahren. Das wäre zumindest mein Wunsch und sollte nach meinem Dafürhalten unser langfristig angelegtes Ziel sein.
Generell würde ich dafür plädieren, alle im L&S explizit aufgeführten Nebenformen oder Sonderformen zuzulassen, wenn dafür Belegstellen zitiert sind - egal, ob diese fett oder normal gedruckt sind. Ich würde mir wünschen, dass das praktisch mit einigermaßen vertretbarem Aufwand und auf Sicht zu realisieren wäre.
• Was das Einpflegen altertümlicher Formen in verschiedene Kategorien betrifft, so schlage ich vor, dass wir überprüfen, bei welchen Autoren die betreffenden Formen belegt sind und analog zum Beispiel AMECI, AMECAE zu verfahren; siehe meinen vorigen Beitrag #5 hier in diesem Thread.
* * * * *
Was meinst du dazu, Linhart? Wie findest du meinen Vorschlag? Es stellt sich natürlich wie immer die Frage, wie viel mit vertretbarem Arbeitsaufwand überhaupt zu schaffen ist. Mein Vorschlag setzt voraus, dass alle 180 Fälle, wo von Old Orthography die Rede ist, händisch durchgesehen werden.
-------------------------- PS: Es wäre gut, wenn wir zur Verstärkung ein paar Leute (z.B. Lateinstudenten) hätten, die sich aktiv an dieser mühseligen Arbeit beteiligen möchten.
C, c, n. indecl., or f., the third letter of the Latin alphabet; corresponded originally in sound to the Greek γ (which in inscrr., esp. in the Doric, was frequently written like the Latin C; v. O. Müll. Etrusk. 2, p. 295); hence the old orthography: LECIONES, MACISTRATOS, EXFOCIONT, [pu]CNANDOD, PVC[nad], CARTACINIENSI, upon the Columna rostrata, for legiones, magistratos, effugiunt, pugnando, pugnā, Carthaginiensi
Ich beginne jetzt, die Wörter mit "old orthography" genauer anzusehen. Da tritt schon bei CLASIS die Frage auf, ob das vielleicht nur in Inschriften vorkommt:
Zitat von L&Sclassis (old orthog. CLASIS, Column. Rostr.; v. under I. B. 2.), is ... B. In milit. lang., the whole body of the citizens called to arms, an army. 1 Of the land army (mostly very ancient): procincta, Lex Numae in Fest. s. v. opima, p. 189, 13 Müll.: classis procincta [id est exercitus armatus, Gloss.], Fab. Pictor. ap. Gell. 10, 15, 4; cf. Gell. 1, 11, 3; Paul. ex Fest. p. 56, 3: classi quoque ad Fidenas pugnatum cum Vejentibus quidam in annales rettulere, Liv. 4, 34, 6 Weissenb. ad loc.: Hortinae classes populique Latini, Verg. A. 7, 716 Serv.— 2. Of men at sea, the fleet, including the troops in it (the usu. signif. in prose and poetry): CLASESQVE. NAVALES. PRIMOS. ORNAVET.... CLASEIS. POENICAS...., Column. Rostr., v. 7 sq.: ...
Die Abkürzung "Column. Rostr." ist wieder einmal nicht im Abkürzungsverzeichnis erklärt.
Aber unsere Spezialistin Bussinatrix wird die Frage höchtswahrscheinlich trotzdem klären können.
(Ich habe den Verdacht, dass alle mit Großbuchstaben geschriebenen Wörter in L&S von Inschriften stammen.)
Die Comuna Rostrata war eine Säule, die sich auf den Rostra, der Rednertribüne des Comitiums befand.
Das Comitium
Zitat von Wikipedia-Artikel zu Comitium: http://de.wikipedia.org/wiki/ComitiumDas Comitium war in der römischen Republik bis in die spätrepublikanische Zeit der übliche Ort für die gesetzgebenden Volksversammlungen (Comitia). Es lag am Rande des Forum Romanum, neben der Curia Hostilia bzw. deren Nachfolgebauten der Curia Cornelia und der Curia Iulia, in der der Senat üblicherweise tagte.
Die Gestalt des Comitiums ist mehrmals verändert worden. Ursprünglich wohl nur ein offener Platz, erhielt es später eine Kreisform, nicht unähnlich der eines Amphitheaters. Am Rand des Comitiums befand sich die Rednertribüne (Rostra). Da auf dem Comitium nicht mehr alle römischen Bürger Platz fanden, sprachen die Redner in der späten Republik von den Rostra nicht mehr zum Comitium, sondern zum größeren Forum. Heute ist vom Comitium nach all den Umgestaltungen fast nichts mehr zu sehen.
Hier ein Bild vom Comitium, wie es in der Antike ausgesehen haben dürfte:
Der deutsche Wikipedia-Artikel über die Rostra (http://de.wikipedia.org/wiki/Rostra) ist leider nicht besonders aufschlussreich. Besser und vor allem ausführlicher ist da schon der englische Wikipedia-Artikel (http://en.wikipedia.org/wiki/Rostra), den auch schöne Fotos illustrieren. Mit dem Wort rostrum wurden im Lateinischen die Schiffsschnäbel (Rammsporne) bezeichnet, die am Bug der (Kriegs-)Schiffe angebracht waren und mit denen man feindliche Schiffe rammen und versenken konnte. Wenn die Römer im Krieg feindliche Schiffsschnäbel erbeutet hatten, stellten sie diese als Siegestrophäen in Rom an der Rednertribüne auf dem Comitium zur Schau. Im übertragenen Sinn wurde diese Tribüne in republikanischer Zeit dann ebenfalls Rostra (rostra, rostrorum n. pl. = die Schiffsschnäbel) genannt.
Hier ist ein Bild von einem Schiff mit Rammsporn/Schiffsschnabel, so wie es damals ausgesehen haben müsste:
Zitat von den beiden Georges-Artikeln: rostrum,-i und rostratus,-a,-um[2411] rōstrum, ī. n. (rōdo), das Nagewerkzeug, I) eig., beim Geflügel, der Schnabel, bei anderen Tieren der Rüssel, die Schnauze, Cic. u.a.: v. Munde der Menschen, Maul, Schnabel, teils im verächtlichen Sinne, teils in der vertraulichen Sprache, Plaut. Men. 89. Petron. 75, 10. Commodian. apol. 384. – II) übtr., von dem, was einem Schnabel ähnlich spitz hervorragt, A) im allg., am Winzermesser die gekrümmte Spitze, Colum.: am Pfluge, Plin.: der Lampen, Leuchter, Plin.: insulae, Plin. – B) insbes., der am Vorderteile der Kriegsschiffe der Alten angebrachte, mit Erz beschlagene Schnabel zur Abwehr u. zum Durchbohren feindlicher Schiffe, der Schiffsschnabel, Caes., Liv. u.a.: weil in drei Zacken od. Spitzen ausgehend, r. trifidum, Sil.: r. tridens, Verg.: navis rostris icta supprimitur, Liv. – meton.: a) (poet.) das Vorderteil des Schiffes, Verg. Aen. 10, 157 u. 301. – b) rōstra, ōrum, n., die (mit den Schiffsschnäbeln der von den Antiaten im J. 338 v. Chr. erbeuteten Schiffe gezierte) Rednerbühne und der sie umgebende Raum auf dem Forum, escendere in rostra, Cic.: descendere de rostris, Cic.: contionari conantem de rostris deducere, Caes.: poet., rostra movere, das dort versammelte Volk, Lucan.: rostra forumque optare, Volksversammlung, d.i. Frieden [2412] wünschen, Lucan.: a rostris, von der R. (vom Forum) her, Hor. sat. 2, 6, 50: u. so a rostris usque ad arcum Fabianum, Sen. de const. 1, 3.
[2411] rōstrātus, a, um (rostrum), mit einem Schnabel-, mit einem Haken-, mit einer krummen Spitze u. dgl. versehen, geschnäbelt, vorn gekrümmt, Schnabel-, Haken-, falx, Colum.: vectis, Plin. – bes. von den am Vorderteile mit einer schnabelförmigen Spitze versehenen Schiffen der Alten, navis, Cic. u.a.: prora, Plin.: dah. columna rostrata, eine marmorne, mit den Schnäbeln der erbeuteten Schiffe verzierte Säule, die dem Duilius wegen seines Seesieges über die Karthager im ersten punischen Kriege auf dem Forum zu Rom errichtet war, von der eine Nachbildung aus der Zeit des Kaisers Klaudius noch erhalten ist, die sich jetzt im Konservatoren-Palast befindet (die darauf befindliche u. teilweise noch erhaltene Inschrift am vollständigsten mitgeteilt im Corp. inscr. Lat. 1, 195), Liv. 42, 20, 1. Quint. 1, 7, 12: rostrata columna, Suet. Galb. 23. – ebenso rostrata corona, eine mit goldenem hervorstehendem Schiffsschnabel gezierte Ehrenkrone, die dem zur Belohnung gegeben wurde, der zuerst ein feindliches Schiff erstiegen od. übh. im Seetreffen sich mutig bewiesen hatte, Plin. 16, 7: dah. poet. übtr. von Agrippa, cui tempora navali fulgent rostrata coronā, d.i. dem die geschnäbelte Ehrenkrone um die Schläfe erglänzt, Verg. Aen. 8, 684.
Hier sehen wir eine Reproduktion der Columna Rostrata des Gaius Duilius, die sich in Rom im Museo della civiltà romana befindet:
Sehr hübsch gemacht und durchaus einen Mausklick wert ist die Webseite roma-antiqua.de: http://www.roma-antiqua.de/antikes_rom/forum_romanum/rostra, wo sehr anschaulich und gut bebildert erklärt wird, was die Rostra war und was es mit der Columna Rostrata auf sich hatte. Wir lesen dort in Übereinstimmung mit dem Artikel im Georges: "Neben den Rostra stand die Columna Rostrata, eine Säule, die mit ebensolchen Schiffsschnäbeln verziert war. Gaius Duilius ließ sie nach dem wichtigen Seesieg bei Mylai (260 v. Chr.) über die Karthager im Ersten Punischen Krieg errichten."
Die Inschrift auf der Columna Rostrata
Und hier haben wir nun endlich die altlateinische Inschrift, die auf der Columna Rostrata stand:
Die Erstellung dieses Beitrags mit all den Verlinkungen war zwar ziemlich zeitaufwendig, aber nur so macht Geschichte und Landeskunde richtig Spaß! Unser latin.dic - eine nur vermeintlich trockene, langweilige Wörterliste im elektronischen Format! - führt uns auf ganz wunderbare Art und Weise in die bunte antike Welt der Römer und hat allerhöchsten Unterhaltungswert. Jedenfalls für mich!
Ich habe soeben mit einiger Verwunderung entdeckt, dass wir das Wort NEI derzeit nicht im latin.dic haben.
Das ist eine alte Form von NE bzw. NI. Wir sollten uns überlegen, zu welcher Kategorie NEI gehört.
Hier sind auszugsweise die L&S-Artikel zu NE und NI:
Zitat nē (old forms nei and ni; v. the foll.), adv. and conj. ... I. Adv., with a single word of a proposition (in early Latin): NE MINVS TRINVM NOVNDINVM, not less than, etc., S. C. de Bacch.; cf. with DVM NE MINVS SENATORIBVS C. ADESENT, twice in the same S. C.; and in the form ni: DVM NI MINVS VIGINTI ADSIENT, Inscr. Grut. 207, 3. ... B. With a proposition (in all periods of the language, and exclusively), 1. In imperative sentences, to signify that something must not be done. (a). With imper. : SI HOMINEM FVLMEN IOVIS OCCISIT, NE SVPRA GENVA TOLLITOR, let him not be raised, Leg. Reg.: HOMINEM MORTVVM IN VRBE NE SEPELITO NEVE VRITO, Fragm. XII. Tab. ap. Cic. Leg. 2, 23; cf.: MVLIERES GENAS NE RADVNTO NEVE LESSVM FVNERIS ERGO HABENTO, ib.: SI NOLET, ARCERAM NE STERNITO, let him not spread, he need not spread, ib. (cf. Gell. 20, 1, 25): VECTIGAL INVITEI DARE NEI DEBENTO, Inscr. Orell. 3121; cf. art. ni, II.: abi, ne jura: satis credo, Plaut. Pers. 4, 3, 20; 4, 5, 5: ah, ne saevi tantopere, Ter. And. 5, 2, 27: impius ne audeto placare donis iram deorum, Cic. Leg. 2, 9, 22: ne, pueri, ne tanta animis assuescite bella, Verg. A. 6, 832.—
Zitat nī (old orthography nei, v. in the foll. ), adv. and conj. ... B. Nimirum, lit. not wonderful; v. nimirum.— II. Conj., like ne, in imperative and intentional clauses, not, that not (ante-class. and poet. ): ni quid tibi hinc in spem referas, Plaut. Ep. 3, 2, 3: vinum aliudve quid ni laudato, Varr. ap. Non. 281, 31: Numa constituit, ut pisces, qui squamosi non essent, ni pollucerent ... ni qui ad polluctum emerent, Cass. Hem. ap. Plin. 32, 2, 10, § 20; cf.: QVEM QVISQVE EORVM AGRVM POSIDEBIT, INVITIS EIS NIQVIS SICET NIVE PASCAT NIVE FRVATVR, etc., Inscr. Orell. 3121, p. 40: IS EVM AGRVM NEI HABETO NIVE FRVIMINO, ib.: ROGO PER DEOS, NI VELITIS OSSA MEA VIOLARE, Inscr. Grut. 996, 12
Es spricht also einiges dafür, NEI in die Kat. 5 zu geben.
Danke für diesen herrlichen Exkurs! Du hast meine Erwartungen wieder einmal haushoch übertroffen.
Durch deine Ausführungen werde ich jedenfalls in meiner Vermutung bestärkt, dass mit Großbuchstaben geschriebene Zitate immer von Inschriften stammen. Insbesondere werde ich CLASIS in die Kat. 5 geben.
Zitat von linhartIch beginne jetzt, die Wörter mit "old orthography" genauer anzusehen. Da tritt schon bei CLASIS die Frage auf, ob das vielleicht nur in Inschriften vorkommt:
Zitat von L&Sclassis (old orthog. CLASIS, Column. Rostr.; v. under I. B. 2.), is ... B. In milit. lang., the whole body of the citizens called to arms, an army. 1 Of the land army (mostly very ancient): procincta, Lex Numae in Fest. s. v. opima, p. 189, 13 Müll.: classis procincta [id est exercitus armatus, Gloss.], Fab. Pictor. ap. Gell. 10, 15, 4; cf. Gell. 1, 11, 3; Paul. ex Fest. p. 56, 3: classi quoque ad Fidenas pugnatum cum Vejentibus quidam in annales rettulere, Liv. 4, 34, 6 Weissenb. ad loc.: Hortinae classes populique Latini, Verg. A. 7, 716 Serv.— 2. Of men at sea, the fleet, including the troops in it (the usu. signif. in prose and poetry): CLASESQVE. NAVALES. PRIMOS. ORNAVET.... CLASEIS. POENICAS...., Column. Rostr., v. 7 sq.: ...
Die Abkürzung "Column. Rostr." ist wieder einmal nicht im Abkürzungsverzeichnis erklärt.
Aber unsere Spezialistin Bussinatrix wird die Frage höchtswahrscheinlich trotzdem klären können.
(Ich habe den Verdacht, dass alle mit Großbuchstaben geschriebenen Wörter in L&S von Inschriften stammen.)
Du hast völlig Recht, dass alle nur mit Großbuchstaben geschriebenen Wörter von Inschriften stammen, sofern es sich nicht um Abkürzungen handelt. Diese Schreibweise ausschließlich mit Großbuchstaben und auch V statt U ist mir außerhalb des L&S bei meinen Internet-Recherchen auch schon in anderen Quellen untergekommen.
Die Schreibung CLASIS mit nur einem S gehört dann also mit allen Beugungsformen (so interpretiere ich jedenfalls den Eintrag im L&S) in die Kategorie 5 (Wörter, die nur in Inschriften vorkommen). Oder liege ich "zerstreute Professorin" da falsch, falls ich wieder mal etwas übersehen haben sollte?
Und was machen wir mit der altlateinischen Pluralform CLASEIS? Ich schlage vor, wir verfrachten diese Form als einzelne Nebenform (parallel zu CLASES ohne i) ebenfalls in die Kategorie 5. Wie man sieht, waren hier mal wieder Steinmetze, d.h. einfache Handwerker, die möglicherweise auch Sklaven waren, am Werk, die die Rechtschreibung eben nicht so gut beherrschten oder die in orthographischer Hinsicht zumindest nicht so konsequent schrieben wie die gebildeten Literaten... (vgl. hierzu auch meine Ausführungen im Thread SAXUS).
Also, ich halte fest: CLASIS kommt mit allen Beugungsformen in die Kat. 5, und CLASEIS kommt als Einzelwort (ohne Beugungsformen) ebenfalls in die Kat. 5.