Das Einklopfen der UD-Wörter bringt wieder mal Überraschungen zu Tage:
sattsam <Adv.> [im 16. Jh. = gut ernährt; üppig, stolz; dann: etwas, was satt macht] (emotional): mehr als genug, bis zum Überdruss, viel zu sehr: s. bekannte Missstände
Sattsam ist ein Adverb! Der Eintrag im gWD ist ident, lediglich einige Beispielsätze finden sich hier zusätzlich, die aber ohne Belang sind.
Ich habe jetzt versucht, einigermaßen systematisch nach Adverbien zu suchen, die derzeit unrichtigerweise auch als Adjektiva behandelt werden. Dabei bin ich auf etwas sehr merkwürdiges gestoßen, nämlich ein Wort, das im UD und GWD eindeutig als Adverb gekennzeichnet ist, dann aber in gebeugter Form verwendet wird:
Ich verstehe leider zu wenig von Grammatik, glaube aber, dass die jüngsten diesbezüglichen Streichungen nochmals überdacht werden müssten. Oder handelt es sich bei der Eintragung für "haltig" einfach um einen Fehler der Dudenredaktion? Dann wäre die Möglichkeit eines Fehlers aber auch z.B. bei FRAGLOS und SATTSAM einzukalkulieren.
Hier sind übrigens weitere Nur-Adverbien, die ich gefunden habe:
ANSCHEINEND EWIGLICH FÜGLICH (nur in der Wendung "füglicher Weise" attributiv) POSTWENDEND WEIDLICH ZWEIFELLOS
Bei den anderen augeführten Fällen fällt mir "postwendend" ins Auge, da ich "postwendende Bearbeitung" etc. für absolut normal halte, ein Verbot attributiver Verwendung meinem Sprachgefühl also deutlich widerspricht.
Ich glaube, der Fall "postwendend" ist vergleichbar mit "teilweise". Attributiver Gebrauch höchstens in Verbindung mit Verbalsubstantiven: postwendend bearbeiten (Adverb) > postwendende Bearbeitung (das wäre dann quasi ein adjektivisiertes Adverb in attributiver Stellung vor einem Verbalsubstantiv, und nur da möglich oder denkbar)
Ich selbst würde "postwendende Berbeitung" eher nicht sagen. Wenn überhaupt, dann ist es in meinen Augen kein guter Stil.
interessant, bei "teilweise" habe ich durchaus das beschriebene Störgefühl, wohl auch, weil das -e nach Endung klingt und man somit auf eine Grundform "teilweis" zurückschließen könnte (bei anderen Adketiven auf -e gibt es meist ja auch die e-lose Form: rüd(e), leis(e) ...).
Bei "postwendend" tritt ein solches Störgefühl bei mir überhaupt nicht auf; auch Google verrät, dass der "postwendende Ausgleich" wohl zum Sportreporteraltag gehört.
Canoo ist da übrigens ganz auf meiner Seite ;-)
Dennoch bin ich natürlich für eine konsequente Anwendung der Angaben im Referenzwerk, auch wenn es meinem Sprachgefühl widerspricht.
die Idee mit der Suche nach dem Stichwort <Adv.> kam mir heute auch schon in der Mittagspause - schön, dass du hier Vorarbeit geleistet hast!
Weidlich als steigerbares Adverb ist ein interessanter Fall, weil hier das gWD mal ausnahmsweise Informationen bereithält, die im UD fehlen - müsste aber im Superdic bereits berücksichtigt sein - mal schauen, bin hier noch Tal der Ahnungslosen ..
Den Eintrag bei blutmäßig verstehe ich nicht. Was soll der Verweis auf blutsmäßig, wenn ersteres als Adverb und letzteres als Adjektiv klassifiziert ist?
Zitat Den Eintrag bei blutmäßig verstehe ich nicht. Was soll der Verweis auf blutsmäßig, wenn ersteres als Adverb und letzteres als Adjektiv klassifiziert ist?
Ich vermute, dass es an dem Fugen-S liegt, ob ein attributiver Gebrauch statthaft ist oder nicht.