Ich gucke mir später die Plinius-Stelle an. Am besten wäre es natürlich, wenn man mit eigenen Augen einen textkritischen Apparat dazu einsehen könnte und wüsste, wie es sich genau mit der Überlieferung, mit den Handschriften/Codices verhält. Andererseits haben das ja damals schon die Herren Lewis und Short getan.
Ich tendiere daher auch dazu, das in der Überlieferung verderbte Wort CRENA nicht aufzunehmen. Unser latin.dic soll ja primär einem anderen Zweck dienen als das Wörterbuch L&S.
Lieber Linhart, schau doch mal bei Gelegenheit nach, was es sonst noch für Lemmaeinträge gibt, wo im Artikel der Ausdruck "corrupted" vorkommt. Ich wüsste gern, wie viele "verderbte Wörter" es im L&S gibt.
Wenn ich den Kommentar des Herausgebers richtig verstehe, dann ist diese Textstelle tatsächlich verderbt.
Als Lesarten kommen in Frage:
• renis (steht in einem Codex) • venis (steht in einem Codex) • statt renis könnte man auch serris lesen • crenae steht offenbar in keiner Handschrift --> ...nam crenae vox nec ullius codicis est manu exarati, nec scio an alibi lecta. =>
Denn crenae ist - jetzt übersetz ich mal extra ganz hässlich ziemlich wörtlich - der Ausdruck weder irgendeines durch eine Hand geschriebenen Codex, noch weiß ich, ob er woanders gelesen wurde. => Frei und besser übersetzt:Doch der Ausdruck crenae ist weder in irgendeiner Handschrift belegt, noch weiß ich, wo sonst dieser Ausdruck belegt sein soll.
Die Textstelle ist verderbt, und wir sehen, dass das Wort CRENA in keiner Handschrift belegt ist, sondern dass es sich nur um eine Konjektur handelt, die wohl deswegen notwendig wurde, weil die anderen Wörter, die in den Codices tatsächlich belegt sind, keinen Sinn ergeben.
Ich bestätige hiermit: CRENA ist unzulässig.
Auch auf Wikisource findet man diese Plinius-Stelle (Plin. 11, 37, 68, § 180):
lxviii 179 Guttur homini tantum et subus intumescit, aquarum quae potantur plerumque vitio. summum gulae fauces vocantur, extremum stomachus. hoc nomine est sub arteria iam carnosa inanitas adnexa spinae, ad latitudinem ac longitudinem lagonae modo fusa. 180 quibus fauces non sunt, ne stomachus quidem est nec colla nec guttur, ut piscibus, et ora ventribus iunguntur. testudini marinae lingua nulla ac dentes: rostri acie comminuit omnia. postea arteria et stomachus denticulatus callo in modum rubi ad conficiendos cibos, descrescentibus crenis quicquid adpropinquent ventri; novissima asperitas ut scobinae fabrilis.
LXVIII. [1] L'homme seul et le porc sont sujets au goitre, causé le plus souvent par la mauvaise qualité des eaux qu'ils boivent. Le haut du pharynx s'appelle gosier ; le bas, œsophage. Ce nom désigne un conduit charnu situé derrière la trachée-artère, joint à la colonne vertébrale, et comparable pour la longueur et la largeur à une fosse. Ceux qui n'ont pas de gosier n'ont pas non plus d'oesophage, ni de cou, ni de gorge, les poissons par exemple; et la bouche est jointe à l'estomac. La tortue marine n'a ni langue ni dents ; elle brise tout avec la pointe de son museau. Après la trachée-artère est l'œsophage, armé d'aspérités dures, comme les ronces, pour achever de broyer les aliments ; aspérités dont les intervalles vont en décroissant à mesure qu'elles se rapprochent de l'estomac. La partie la plus voisine de ce viscère est comme une lime.
Nun, ich will versuchen, diese neue Erkenntnis, die wir im Fall CRENA gewonnen haben, auf die anderen korrumpierten (oder sagt man "korrupten"?) Wörter zu übertragen. Allerdings müssen wir im Auge behalten, dass der Stichworteintrag CRENA im L&S im Gegensatz zu anderen korrupten Wörtern in Klammern steht. Im Moment ist mir noch nicht klar, inwiefern sich das in Klammern gesetzte korrupte Wort CRENA von den anderen nicht in Klammern gesetzten korrupten Wörtern im L&S unterscheidet. Wenn die Klammern bie CRENA nicht gewesen wären, hätte ich CRENA quasi als Präzedenzfall betrachtet und pauschal gesagt, dass alle anderen korrupten L&S-Lemmata dementsprechend auch nicht in unser latin.dic aufgenommen werden. So aber muss ich die anderen Fälle am besten einzeln unter die Lupe nehmen und schauen, was ich dazu sagen kann.