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Dieses Thema hat 13 Antworten
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linhart Offline




Beiträge: 2.493

14.09.2011 06:24
‡ MANUS Zitat · Antworten

MANUS hat außer "Hand" noch eine zweite, ungewöhnliche Bedeutung:

mānus, i. q. bonus, Varr. L. L. 6, 2, 4; Macr. S. 1, 3, 13; Isid. 5, 30, 14; Serv. Verg. A. 1, 139; 2, 286; v. ‡ cerus manus.

Es bedeutet also dasselbe wie bonus und müsste demnach als Adjektiv auch weibliche und sächliche Formen haben (so sieht es Spellchecker). Andererseits ist aber als Beugungsendung nur "i" angegeben, was darauf hindeutet, dass nur männliche Formen vorkommen.

Jedenfalls habe ich alle Formen von diesem manus mit dem Code für ‡ (d.h. Kategorie 3) versehen.

Bussinchen Offline




Beiträge: 90

01.10.2011 02:08
#2 RE: ‡ MANUS Zitat · Antworten

Schwieriger Fall, scheint mir, da dieses Wort, das mit einem ‡ gekennzeichnet ist, nur in Inschriften und/oder bei Grammatikern/Lexikographen zu finden ist.

Im Falle MANUS als Synonym zu BONUS sind die im L&S angegebenen Belegstellen keine Inschriften, sondern Grammatiker/Lexikographen, von denen Varro vielleicht der Bekannteste ist.

Ich bin inzwischen so weit, dass ich am liebsten immer erst alle Wörter in den Originaltexten im Kontext sehen will, bevor ich Aussagen zur (Un-)Zulässigkeit von irgendwelchen Formen mache, auch wenn es so ist, dass - wie du schon sagst - im L&S alles darauf hindeutet, dass nur die maskulinen Formen vorkommen.

Mit anderen Worten: Ich möchte

• Varr. L. L. 6, 2, 4 = M. Terentius Varro (116 v. Chr. - 27 v. Chr.): De Lingua Latina 6, 2, 4
• Macr. S. 1, 3, 13 = Aurelius Theodosius Macrobius (A.D. 400): Saturnalia 1, 3, 13
• Isid. 5, 30, 14 = Isidorus Hispalensis gramm. (A.D. 640), Etymologiarum sive Originum Libri XX, 5, 30, 14
• Serv. Verg. A. 1, 139; 2, 286 = Servius Honoratus gramm. (A.D. 390): Vergilius Aeneis 1, 139; 2, 286

einsehen. Hoffentlich finde ich diese Texte im Netz.


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Bussinchen Offline




Beiträge: 90

01.10.2011 04:43
#3 RE: ‡ MANUS - Varro, De Lingua Latina 6, 2, 4 Zitat · Antworten

M. Terentius Varro: De Lingua Latina 6, 2, 4


http://www.thelatinlibrary.com/varro.ll6.html

Hier ist schon die Stelle De Lingua Latina 6, 2, 4 bei Varro!

Der Text lautet:

Duo motus solis: alter cum caelo, quod movetur ab Iove rectore, qui Graece Dia appellatur, cum ab oriente ad occasum venit, quo tempus id ab hoc deo dies appellatur. Meridies ab eo quod medius dies. D antiqui, non R in hoc dicebant, ut Praeneste incisum in solario vidi. Solarium dictum id, in quo horae in sole inspiciebantur, vel horologium ex aqua, quod Cornelius in Basilica Aemilia et Fulvia inumbravit. Diei principium mane, quod tum manat dies ab oriente, nisi potius quod bonum antiqui dicebant manum, ad cuiusmodi religionem Graeci quoque cum lumen affertur, solent dicere phos agathon.


Meine eigene grobe Übersetzung des letzten Satzes:

Der Anfang des Tages heißt mane (die Frühe, der Morgen; mane = frühmorgens), weil sich dann der Tag vom Osten her ergießt (ergießt = manat, oder vielmehr, weil die Alten früher für das Gute "manus" sagten, so wie die Griechen auch immer dann, wenn ein Licht gebracht wird, in einer Art von Aberglauben zu sagen pflegen: φῶς-ἀγαθόν (Gutes Licht!)


Schönere, aber extrem freie Übersetzung des letzten Satzes mit modern anmutendem Touch:

Der Tagesbeginn heißt "mane", weil der Tag im Osten beginnend seinen "Verlauf" nimmt, oder vielmehr deshalb, weil man früher das Gute statt mit dem heute gebräuchlichen Wort "bonus" mit dem Ausdruck "manus" bezeichnete; vgl. hierzu die Griechen, die ja auch immer dann, wenn jemand eine Lampe bringt, in ihrer abergläubisch anmutenden Art zu sagen pflegen: φῶς-ἀγαθόν ("Licht gut!")


(Parenthese: Linhart, wollen wir zwei das ab jetzt auch einführen, dass wir in Zukunft, wenn wir in der nun beginnenden dunklen Jahreszeit z.B. eine Kerze anzünden, dazu den netten Spruch φῶς-ἀγαθόν loslassen? Wenn die Schweden z.B. Lucia feiern, dann ist das im Grunde doch auch nichts anderes als eine φῶς-ἀγαθόν-Tradition... Der Spruch gefällt mir jedenfalls! )

Aber auch eine kritische Ausgabe haben wir, und zwar hier:
http://www.archive.org/stream/onlatinlan...ge/176/mode/2up







So schön diese Textstelle auch ist: Leider lassen sich hieraus keine Rückschlüsse auf zulässige bzw. unzulässige Beugungsformen schließen.

Ich selbst würde diese Stelle MANUM hier bei Varro aber als Neutrum Akkusativ Singular interpretieren und nicht als Maskulinum.

Dies scheint jedoch im Widerspruch zu den Angaben im L&S zu stehen.

Tja, da müssen wir weiterforschen... Vielleicht werden wir ja bei Macrobius fündig!


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Bussinchen Offline




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01.10.2011 05:12
#4 RE: ‡ MANUS - Georges: manus,-a,-um Zitat · Antworten

Bevor ich nach der Stelle bei Macrobius suche, möchte ich einen Blick in den Georges werfen:

http://www.zeno.org/Georges-1913/A/manus+%5B2%5D
http://images.zeno.org/Georges-1913/K/bi...913-02-0810.png

[809] 2. mānus, a, um (archaist. Wort), gut, gütig, angef. bei Varro LL. 6, 4. Macr. sat. 1, 3, 13. Serv. Verg. Aen. 1, 139; 2, 268. Isid. orig. 5, 30, 14. Vgl. Cerus manus.



Was auffällt, ist, dass hier die ganz normalen Adjektivendungen manus, mana, manum angegeben sind, im Gegensatz zum L&S!

Das würde bedeuten, dass das gesamte Beugungsschema zulässig wäre!

Die Varro-Stelle deutet m.E. ja auch schon in diese Richtung, da dort ein Akkusativ Neutrum Singular vorliegt.

Ich tendiere schon jetzt dazu, dem Georges (und somit dem Spellchecker) mehr Glauben zu schenken als dem L&S, obwohl ich erst gerade mal Varro angeguckt habe und Macrobius & Co. noch ausstehen...


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Bussinchen Offline




Beiträge: 90

01.10.2011 16:36
#5 RE: ‡ MANUS - Macrobius, Saturnalia 1, 3, 13 Zitat · Antworten

Macrobius, Saturnalia 1, 3, 13


Hier habe ich endlich eine Faksimile-Textausgabe von Macrobius gefunden, was nicht ganz einfach war, weil viele Links, die in den Wikipedia-Artikeln in verschiedenen Sprachen angegeben sind, ins Leere zielen (Seite kann nicht angezeigt werden). Doch hier haben wir eine Textausgabe:

http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd...ageview/1348363







Der in unserem Zusammenhang relevante Satz lautet:

Nam et Lanuvini mane pro bono dicunt, sicut apud nos quoque contrarium est immane, ut immanis belua, vel immane facinus, et hoc genus caetera, non pro bono.


Hier meine eigene, freie Übersetzung dieses wunderschönen Satzes
(Der letzte Teil ist im Lateinischen so knapp, minimalistisch, elliptisch ausgedrückt, dass ich mir nicht ganz sicher bin, wie ich diesen Passus grammatisch einwandfrei einordnen soll, aber ist ja auch egal.)

Die Leute von Lanuvium sagen nämlich auch "mane" statt "bonum" ("mane" (früh?) statt "gut"); vgl. hierzu, was wir selbst sagen: Bei uns ist ja auch das Gegenteil davon "ungeheuer, entsetzlich" ("im-mane"), wie zum Beispiel in der Wendung "immanis belua" ("grausiges Untier, schreckliches Ungeheuer") oder "immane facinus" ("grässliche Schandtat, grausiges Verbrechen"), und in dieser Art reden wir auch in anderen Zusammenhängen, aber eben nicht, wenn wir von Gutem sprechen.

Hochinteressant ist hier, dass Macrobius die Form mane verwendet ("mane pro bono"): Möglicherweise handelt es sich hier um die Neutrumform eines zweiendigen Adjektivs der 3. Deklination, analog zu immanis, immane, und nicht, wie im Georges angegeben, um ein dreiendiges Adjektiv der 1. und 2. Deklination.
Laut Macrobius müsste es dann heißen: manis, mane (statt manus, mana, manum).

Interessant ist auch, dass Macrobius mane als das positive Antonym des geläufigen lateinischen zweiendigen Adjektivs der 3. Deklination, immanis,-e, betrachtet.
Inwieweit der lokal von den Lanuvinern verwendete Ausdruck als allgemein lateinisch einzustufen ist, ist fraglich. Es könnte sich ja um einen rein dialektalen Ausdruck handeln, der ausschließlich in der Stadt Lanuvium in Latium an der Via Appia gebräuchlich war. So jedenfalls würde ich Macrobius' Aussage interpretieren.

Das ist zwar alles hochinteressant und macht mir auch riesigen Spaß, aber die Macrobius-Stelle stiftet im Hinblick auf unsere Frage nach den Scrabble-zulässigen Beugungsformen von MANUS leider mehr Verwirrung als dass sie uns Klarheit verschafft.

Welche Endungen sollen denn nun für MANUS gelten... Heißt es überhaupt MANUS,-I bzw. MANUS,-A,-UM, oder gibt es eine andere Form MANIS,-E... ?!

Oder sollten wir das Wort MANE, das die Lanuviner statt des Ausdrucks "gut" verwenden, gar nicht in Analogie zu IMMANIS,-E als Neutrum eines zweiendigen Adjektivs betrachten, sondern als das indeklinable Substantiv MANE (= früh, die Frühe) (vgl. hierzu den Eintrag im L&S)?! Dann hätten wir wenigstens keinen Widerspruch zum Georges-Eintrag. Außerdem gibt es gar keinen Lemmaeintrag für MANIS,-E im L&S und auch nicht im Georges.


māne, indecl. (archaic abl. mani, like luci, vesperi: a mani ad vesperum, Plaut. Most. 3, 2, 80; id. Poen. 3, 3, 37), n. [old Lat. manus, good; whence immanis; cf. Manes] .

I. The morning, morn. As subst., mostly poet. and in post-Aug. prose: noctes vigilabat ad ipsum Mane, Hor. S. 1, 3, 18: a primo mane opus aggredi,at the earliest dawn Col. 11, 1, 14: mane novum, Verg. G. 3, 325: (litteras) multo mane mihi dedit,very early in the morning Cic. Att. 5, 4, 1: mane totum dormies, Mart. 1, 49, 36: mane erat, Ov. F. 1, 547: a mane usque ad vesperam, Suet. Calig. 18: a mane diei, Auct. B. Afr. 42.—

II. As adv., in the morning, early in the morning (freq. and class.): postridie ejus diei, mane, Caes. B. G. 4, 13; 5, 10, 1: hodie mane,this morning Cic. Att. 13, 9, 1: cras mane,to-morrow morning Ter. Phorm. 3, 2, 46: hodierno die, mane, Cic. Cat. 3, 9, 21.—Connected with other adverbs: nimis paene mane est, Plaut. Pers. 1, 3, 33: bene mane,very early in the morning Cic. Att. 4, 9, 2; 14, 18, 1; 10, 16, 1: primo mane, Just. 1, 10; Col. 12, 1, 3: tam mane, Ter. Heaut. 1, 1, 15: plane mane,quite early in the morning Plin. Ep. 1, 5, 8.


Quintessenz nach der Macrobius-Lektüre:

Macrobius bringt uns nicht weiter. MANIS,-E scheint es laut L&S und Georges gar nicht zu geben. Macrobius meinte wohl trotz allem das Substantiv MANE (die Frühe) als ausschließlich dialektal gebräuchliches Synonym von "gut". Konzentrieren wir uns daher weiterhin auf die eigentliche Form MANUS, die einen Eintrag im L&S hat und um die es uns geht.

Tja, es sieht mir ganz danach aus, dass wir unbedingt auch Isidor von Sevilla fragen müssen, was er dazu meint...


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Bussinchen Offline




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01.10.2011 19:01
#6 RE: ‡ MANUS - Isidor von Sevilla, Origines, 5, 30, 14 Zitat · Antworten

• Isid. 5, 30, 14 = Isidorus Hispalensis gramm. (A.D. 640), Etymologiarum sive Originum Libri XX, 5, 30, 14


Die Isidorstelle fand ich recht schnell und ohne großen Aufwand, weil es die Etymologiarum sive Originum Libri XX von Isidor bei Wikisource gibt.

http://la.wikisource.org/wiki/Etymologia..._XX/Liber_V#XXX.


[14] Mane lux matura et plena, nec iam crepusculum. Et dictum mane a mano; manum enim antiqui bonum dicebant. Quid enim melius luce? Alii mane aestimant vocari a Manibus, quorum conversatio a luna ad terram est. Alii putant ab aere, quia manus, id est rarus, est atque perspicuus.



Und hier kommt wie gewohnt gleich meine Übersetzung:
(Ich hoffe, dass ich damit einigermaßen richtig liege!)


[14] Am Morgen ("mane") ist das Licht reif und voll und noch kein Dämmerlicht. Der Ausdruck "mane" kommt von "manus"; "manus" sagte man früher nämlich für "bonus". Denn was gibt es Besseres als das Licht? Die einen sind der Meinung, dass sich der Ausdruck "mane" von den Manen ableitet, die vom Mond bis zur Erde verkehren. (?) (Bussinchens Kommentar: Schwierige Interpretation --> Deren Umgang vom Mond bis zur Erde reicht.)
Andere glauben, dass es von "aer" (Luft) kommt, weil "manus" - dies kommt [jedoch] selten vor - auch "perspicuus" (durchsichtig, deutlich, offenbar) bedeutet.


Eine englische Übersetzung habe ich nach längerem Googlen übrigens bei Google Books gefunden:
http://books.google.se/books?id=3ep502sy...epage&q&f=false
Unsere Textstelle ist dort auf Seite 126.


Was für Rückschlüsse kann man nun auf die Beugungsformen von MANUS ziehen?
Et dictum mane a mano; manum enim antiqui bonum dicebant.
Keine! Im Grunde sind wir, was die Zulässigkeit von Beugungsformen betrifft, genauso schlau wie vorher!


Wir könnten der Vollständigkeit halber höchstens noch Servius Honoratus (Serv. Verg. A. 1, 139; 2, 286) fragen, aber dann sind unsere Möglichkeiten erschöpft, und wir müssen wohl oder übel eine Entscheidung treffen, welche Beugungsformen von MANUS wir zulassen und welche nicht.


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Bussinchen Offline




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01.10.2011 21:51
#7 RE: ‡ MANUS - Serv. Verg. A. 1, 139; 2, 286 Zitat · Antworten

Servius Honoratus, Kommentare zu Vergils Äneis: Serv. Verg. A. 1, 139; 2, 286

Serv. Verg. A. 1, 139 --> http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text...Acommline%3D139

[139] sorte ac si diceret potuisse se etiam caelum tenere, Aeolum vero beneficio etiam carceris regna meruisse, nec sine suo arbitrio posse quemquam in suo regno habere potestatem. sed mihi sorte datum 'sorte' ideo ait, quia Iuppiter et Neptunus et Dis pater, Saturni et Opis filii, cum de mundi possessione certamen inissent, placuit ut imperium sorte dividerent: ita effectum est, ut caelum Iuppiter, maria Neptunus, Dis pater inferos sortirentur. inmania aspera; 'manum' enim antiqui bonum dicebant, sicut supra dictum est, unde et 'mane' dicitur; quid enim melius? et per antiphrasin 'manes' inferi, quia non sint boni.


Meine Übersetzung des relevanten Satzes:

"Manus" sagten auch die Alten für "bonus" (zu dem Guten), wie oben gesagt wurde, weshalb auch "mane" (die Frühe, der Morgen) gesagt wird; denn was gibt es Besseres [als den Morgen] ? Und im Sinne einer Antiphrase werden die Götter der Unterwelt "manes" (Manen) genannt, eben weil sie nicht gut sind.

Serv. Verg. A. 2, 286 --> http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text...Acommline%3D286

[286] foedavit cruentavit, ut “sanguine foedantem” . et bene permansit in translatione, quia supra dixerat 'o lux': ideo et 'serenos', ideo et 'foedavit': nam Sallustius de nubibus “foedavere lumen” .

Hier steht seltsamerweise gar nichts von MANUS oder MANE. Ich werde jetzt allerdings nicht recherchieren, wieso das so ist. ;-)


Wie wir sehen, bringt uns auch Servius keine neue Erkenntnisse.

In meinem folgenden Beitrag werde ich zusammenfassen, was wir aufgrund der im L&S angeführten Originaltextstellen zum Adjektiv MANUS in der Bedeutung von "gut" sagen können, denn wir müssen nun bezüglich der in unser latin.dic einzupflegenden Beugungsformen von MANUS eine Entscheidung treffen.


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Bussinchen Offline




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01.10.2011 22:19
#8 RE: ‡ MANUS - Zusammenfassung Zitat · Antworten

Rekapitulieren wir noch einmal kurz die Belegstellen bei unseren vier Lexikographen:

1) Varro --> Varr. L. L. 6, 2, 4 -->
Diei principium mane, quod tum manat dies ab oriente, nisi potius quod bonum antiqui dicebant manum, ad cuiusmodi religionem Graeci quoque cum lumen affertur, solent dicere phos agathon.

2) Macrobius --> Macr. S. 1, 3, 13 -->
Nam et Lanuvini mane pro bono dicunt, sicut apud nos quoque contrarium est immane, ut immanis belua, vel immane facinus, et hoc genus caetera, non pro bono.

3) Isidor --> Isid. 5, 30, 14 -->
Mane lux matura et plena, nec iam crepusculum. Et dictum mane a mano; manum enim antiqui bonum dicebant. Quid enim melius luce? Alii mane aestimant vocari a Manibus, quorum conversatio a luna ad terram est. Alii putant ab aere, quia manus, id est rarus, est atque perspicuus.

4) Servius --> Serv. Verg. A. 1, 139
'manum' enim antiqui bonum dicebant, sicut supra dictum est, unde et 'mane' dicitur; quid enim melius? et per antiphrasin 'manes' inferi, quia non sint boni.

Wir halten fest, welche Formen von MANUS tatsächlich belegt sind: (MANE), MANUM, MANO, MANUS

MANE habe ich in Klammern gesetzt, weil MANE im L&S sowieso einen eigenen Lemmaeintrag hat.

māne, indecl. (archaic abl. mani, like luci, vesperi:
I. a mani ad vesperum, Plaut. Most. 3, 2, 80; id. Poen. 3, 3, 37), n. [old Lat. manus, good; whence immanis; cf. Manes] .
I. The morning, morn. As subst., mostly poet. and in post-Aug. prose: noctes vigilabat ad ipsum Mane, Hor. S. 1, 3, 18: a primo mane opus aggredi,at the earliest dawn Col. 11, 1, 14: mane novum, Verg. G. 3, 325: (litteras) multo mane mihi dedit,very early in the morning Cic. Att. 5, 4, 1: mane totum dormies, Mart. 1, 49, 36: mane erat, Ov. F. 1, 547: a mane usque ad vesperam, Suet. Calig. 18: a mane diei, Auct. B. Afr. 42.—
II. As adv., in the morning, early in the morning (freq. and class.): postridie ejus diei, mane, Caes. B. G. 4, 13; 5, 10, 1: hodie mane,this morning Cic. Att. 13, 9, 1: cras mane,to-morrow morning Ter. Phorm. 3, 2, 46: hodierno die, mane, Cic. Cat. 3, 9, 21.—Connected with other adverbs: nimis paene mane est, Plaut. Pers. 1, 3, 33: bene mane,very early in the morning Cic. Att. 4, 9, 2; 14, 18, 1; 10, 16, 1: primo mane, Just. 1, 10; Col. 12, 1, 3: tam mane, Ter. Heaut. 1, 1, 15: plane mane,quite early in the morning Plin. Ep. 1, 5, 8.


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Bussinchen Offline




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01.10.2011 23:26
#9 RE: ‡ MANUS - Bussinchens Fazit Zitat · Antworten

Belegt sind also offenbar nur die maskulinen bzw. neutralen Formen der o-Deklination MANO, MANUM, MANUS.

(MANE nimmt als Adverb bzw. als indeklinables, in nachaugusteischer Zeit poetisch gebrauchtes Substantiv mit eigenem Stichworteintrag im L&S eine Sonderstellung ein und soll deswegen an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden. MANE ist selbstverständlich scrabbletauglich.)

L&S:
Logisch erschließen lässt sich aufgrund der Formen MANO, MANUM, MANUS auch der im L&S angegebene Genitiv MANI, eine Form, die als solche aber offenbar nicht belegt ist. Ebensowenig sind etwaige maskuline oder neutrale Pluralformen belegt.

Georges :
Der Georges geht weiter als der L&S in seiner logischen Erschließung zulässiger Formen. Während sich L&S nur an den belegten Formen orientiert und nur den logisch Genitiv auf -i angibt, orientiert sich Georges am Sinn, an der Bedeutung des Wortes, d.h. an der gesamten Aussage unserer vier antiken Lexikographen. Da MANUS bei unseren Lexikographen durchweg als altlateinisches Synonym für BONUS angegeben wird, erschließt Georges aus Analogiegründen indirekt auch die Existenz der nicht belegten Femininformen sowie der Pluralformen.

Nach der Lektüre und Analyse der Belegstellen bei Varro, Macrobius, Isidor und Servius kann ich auch nicht mehr sagen, dass sich L&S und Georges widersprechen, so wie ich noch in meinem Beitrag #4 gedacht hatte. Beide Wörterbücher haben m.E. gewissermaßen Recht, nur die der jeweiligen Entscheidung zugrunde liegenden Gedankengänge sind unterschiedlich. Für welche Formen man sich letztlich entscheidet, manus,-a,-um oder manus,-i ist letztlich nur eine Frage der Betrachtungsweise. Irgendeine Entscheidung mussten die beiden Wörterbücher in Anbetracht der Tatsache, dass das Wort ‡ MANUS außer bei unseren Lexikographen nirgendwo in der gesamten lateinischen Literatur überliefert ist, ja fällen.

Nun möchte ich aber nicht alleine entscheiden, wie wir in unserem latin.dic verfahren sollen. Wir können uns in unserer Meinung natürlich am Spellchecker und am Georges orientieren und wie diese sagen, dass alle Deklinationsformen des gesamten Paradigmas von MANUS,-A,-UM zulässig sein sollen. Dann hätten wir die Analogie zu BONUS,-A,-UM aufgrund der inhaltlichen Aussage unserer Belegstellen zugrunde gelegt.

Wir können aber auch wie L&S argumentieren und sagen, dass aufgrund der Tatsache, dass nur Formen der o-Deklination belegt sind, auch nur die (logisch erschlossenen) Formen der o-Deklination zulässig sein sollen.

Wir könnten theoretisch aber noch einen Schritt weiter gehen und uns sowohl vom Georges als auch vom L&S distanzieren und sagen, dass nur die tatsächlich belegten Formen MANO, MANUM, MANUS gültig sein sollen.


Wir müssen allerdings in unserer Handhabung derartiger Fälle konsequent vorgehen und sollten daher alle mit einem ‡ versehenen Wörter möglichst gleich behandeln. Das ist das Problem.

An sich wäre die strenge Gangart nicht die schlechteste, nach dem Motto: Lieber weniger und nur tatsächlich belegte Formen ins latin.dic eingeben, als einen Haufen unbelegter und womöglich fehlerhafter Formen einzupflegen (wobei im Falle von MANUS eine potentielle Fehlerhaftigkeit der regelmäßigen Formen des Adjektivparadigmas auszuschließen ist).

Wir können aber auch argumentieren, dass wir uns so weit wie möglich an die Angaben im L&S halten wollen, das ja an sich unser Hauptreferenzwerk sein soll. Allerdings halte ich in diesem Fall die Pluralformen, die laut L&S-Angabe MANUS,-I dann logischerweise auch zulässig sein müssten, für etwas problematisch, denn wieso sollte man die nicht belegten Pluralformen zulassen, die ebenfalls nicht belegten Femininformen jedoch nicht, nur mit der Begründung, dass die tatsächlich belegten Formen allesamt der o-Deklination angehören? Ich sehe eigentlich keine plausiblen Gründe dafür. Es erscheint mir eher unlogisch, dass man nur die Formen der o-Deklination zulässt.

Wir können uns aber aufgrund unserer Erkenntnis auch dem Georges anschließen und sagen, dass das gesamte Paradigma gültig sein soll.

Ich würde jetzt gern mal deine Meinung zum Fall MANUS hören, Linhart.


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Bussinchen Offline




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02.10.2011 00:04
#10 RE: ‡ MANUS - Abfallprodukt MANES,-IUM Zitat · Antworten

Bei meiner Bearbeitung des Falles MANUS bin ich zwangsläufig auf das Lemma MANES,-IUM gestoßen.
Im L&S-Eintrag wird MANES mit einem großen M geschrieben, doch ist die Bezeichnung MANES wirklich nur ein Eigenname?

Mehr dazu siehe MANES, -IUM.


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linhart Offline




Beiträge: 2.493

05.10.2011 08:51
#11 RE: ‡ MANUS - Abfallprodukt MANES,-IUM Zitat · Antworten

Ich habe gerade bemerkt, dass das "i" beim Eintrag "MANUS" gar keine Genitiv-Endung ist:

Zitat
mānus, i. q. bonus, Varr. L. L. 6, 2, 4; Macr. S. 1, 3, 13; Isid. 5, 30, 14; Serv. Verg. A. 1, 139; 2, 286; v. ‡ cerus manus.


"i. q." ist nämlich die Abkürzung für "idem quod". Das heißt also, dass manus genauso wie bonus zu behandeln ist. Daher stimmen L&S und Georges in dieser Frage überein, und wir sollten uns dem anschließen.

(Wenn wir das schon früher bemerkt hätten, hättest du dir einige Arbeit sparen können. Aber interessant war es trotzdem ... )

Bussinchen Offline




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05.10.2011 10:31
#12 RE: ‡ MANUS - Abfallprodukt MANES,-IUM Zitat · Antworten

Zitat von linhart
Ich habe gerade bemerkt, dass das "i" beim Eintrag "MANUS" gar keine Genitiv-Endung ist:

Zitat
mānus, i. q. bonus, Varr. L. L. 6, 2, 4; Macr. S. 1, 3, 13; Isid. 5, 30, 14; Serv. Verg. A. 1, 139; 2, 286; v. ‡ cerus manus.


"i. q." ist nämlich die Abkürzung für "idem quod". Das heißt also, dass manus genauso wie bonus zu behandeln ist. Daher stimmen L&S und Georges in dieser Frage überein, und wir sollten uns dem anschließen.

(Wenn wir das schon früher bemerkt hätten, hättest du dir einige Arbeit sparen können. Aber interessant war es trotzdem ... )




Ach du ahnst es nicht! Ist das doof! Ich lach mich tot! So was Bescheuertes !!!

So ist es, wenn man nicht jeden einzelnen Buchstaben genau analysiert. Das habe ich einfach überlesen, übersehen, überhaupt nicht bemerkt. Huch!

Spürnase Linhart, ich bin wirklich froh, dass du immer so aufmerksam bist!!!

Itaque Bussinatrix Linharto suo per forum ludi Scrabularum3D osculum virtuale mittit!

Das hast du dir nämlich redlich verdient!


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Bussinchen Offline




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05.10.2011 16:54
#13 RE: ‡ MANUS ---> Φῶς ἀγαθόν !!! Zitat · Antworten

Weißt du was, Linhart?! Was "mānus, i. q. bonus" betrifft, ist dir ein Licht aufgegangen, und ich sage daraufhin:

Φῶς ἀγαθόν !!!


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Bussinchen Offline




Beiträge: 90

06.10.2011 01:27
#14 RE: ‡ MANUS ---> Φῶς ἀγαθόν !!! Zitat · Antworten

Hiermit erkläre ich für offiziell gültig:

‡ MANUS,-A,-UM mit dem gesamten Paradigma der Adjektivendungen der o- und a-Deklination, analog zu BONUS,-A,-UM.

Φῶς ἀγαθόν !!! ;-)


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