Bei diesem Wort weiß ich nicht, ob es sich nicht vielleicht doch um einen Eigennamen handelt, obwohl das Stichwort klein geschrieben ist:
mantĭcē, ēs, f., = Μαντικη, the goddess of prescience : divinationem quam Graeci Μαντικην appellant, id est, praesensionem et scientiam rerum futurarum, Cic. Div. 1, 1, 1; cf. id. Leg. 2, 13, 32: Mantice Pronoës filia, Mart. Cap. 1, § 6.
Für Eigenname spricht die Definition als "goddess" und die Tatsache, das Mantice am Ende dieses Artikels und im Georges mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben ist.
Andererseits ist bei der lateinischen Erklärung von "divinatio" die Rede, und das bedeutet Weissagungskraft, Sehergabe, Ahnungsvermögen etc. (lt. Georges). Es könnte also sein, dass der Name einer griechischen Göttin im Lateinischen als Bezeichnung für gewisse eher göttliche Eigenschaften verwendet wurde. Das würde dann die Kleinschreibung erklären.
Ich nehme das Wort zumindest vorläufig in das latin.dic auf.
Zitat von http://de.wikipedia.org/wiki/WahrsagenAls Wahrsagen oder Wahrsagung, abwertend Wahrsagerei, werden in der Kulturgeschichte, Religionswissenschaft, Ethnologie und Esoterik zahlreiche Praktiken und Methoden zusammengefasst, die dazu dienen sollen, zukünftige Ereignisse vorherzusagen. In der Fachliteratur sind die Bezeichnungen Mantik (von altgriechisch μαντική τέχνη mantikḗ téchnē „Kunst der Zukunftsdeutung“) und Divination (von lateinisch divinatio „Wahrsagung“, eigentlich „Erforschung des göttlichen Willens“) gebräuchlich. Unter Divination versteht man nicht nur Enthüllung der Zukunft, sondern jede Auslegung von Zeichen der Götter.
μαντικός, μαντική, μαντικόν ist im Griechischen als Adjektiv gebräuchlich und bedeutet zum Wahrsager gehörig, prophetisch.
ἡ μαντική (= die Wahrsagerkunst) selbst hat als Substantiv gar keinen eigenen Eintrag im Pape, denn es ist auch hier als Adjektiv zu verstehen, das sich auf das gar nicht genannte, aber implizierte Wort τέχνη bezieht.
Zitat von http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CE%BC%C...%BA%CF%8C%CF%82[93] μαντικός, zum Wahrsager gehörig, prophetisch; κλέος σοῦ μαντικόν, dein Seherruhm, Aesch. Ag. 1169; μαντικοῖσιν ἐν ϑρόνοις, Eum. 586; ἡ μαντική, die Wahrsagerkunst, sc. τέχνη, Prom. 482; Soph. O. R. 311 Ant. 1021; Eur. Bacch. 368 u. öfter; ἔμφυτον μαντικὴν εἶχε, Her. 9, 94, vgl. οἱ μάντιες ἐςορέοντες ἐς τὴν μαντικήν, die Seher befragten ihre Kunst, 4, 68; oft bei Plat., μαντικῇ [94] χρώμενοι ἐνϑέῳ Phaedr. 244 b, auch μαντικὸς βίος, 248 d, λόγοι, 275 b; φῆμαι μαντικαί, = μάντεων, Soph. O. R. 723; τὸ μαντικὸν σπέρμα, Eur. I. A. 520. – Adv., Ar. Pax 991; εἰπεῖν, Plat. Theaet. 142 c.
Dies erklärt die Kleinschreibung.
Die Großschreibung werte ich als vergöttlichte Personifizierung der Wahrsagekunst und damit als Sonderfall des allgemeinen Begriffs der Wahrsagerei.
In Glossa.exe steht es auch so:
mantĭcē, ēs, f., = μαντικη, the goddess of prescience : divinationem quam Graeci μαντικην appellant, id est, praesensionem et scientiam rerum futurarum, Cic. Div. 1, 1, 1; cf. id. Leg. 2, 13, 32: Mantice Pronoës filia, Mart. Cap. 1, § 6.
D.h. es handelt sich um das "Vorausfühlen" (praesensio) und das Wissen (scientia) der Zukunft (rerum futurarum) - so z.B. bei Cicero. Bei Martial hingegen ist die die Weissagung personifiziert: Mantice als Eigenname.
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Lieber Linhart, ich verstehe nicht ganz, wo du das große My in dem Passus "divinationem quam Graeci μαντικην appellant", den du zitierst, herhast. Bei mir ist das in Glossa.exe nämlich klein geschrieben. Und ich habe den Glossa-Artikel ja nur mittels Copy&Paste hier in diesen Beitrag hineinkopiert. ;-)
Zitat von linhartIch nehme das Wort zumindest vorläufig in das latin.dic auf.
Lieber Linhart, du brauchst das Wort nicht nur vorläufig aufzunehmen, sondern du kannst, sollst und musst es endgültig aufnehmen, denn:
MANTICE, MANTICES ist zulässig, da es sich um die normale, substantivierte Femininform eines ursprünglichen griechischen Adjektivs handelt und nur im Ausnahmefall als göttliche Personifizierung, d.h. als Eigenname gebraucht wird.
Zitat von BussinchenLieber Linhart, ich verstehe nicht ganz, wo du das große My in dem Passus "divinationem quam Graeci μαντικην appellant", den du zitierst, herhast. Bei mir ist das in Glossa.exe nämlich klein geschrieben. Und ich habe den Glossa-Artikel ja nur mittels Copy&Paste hier in diesen Beitrag hineinkopiert. ;-)
Ah, jetzt sehe ich gerade, dass in der pdf-Version des L&S die großen Mys stehen, so wie du es zitiert hast. Ebenso ist es im L&S-Programm ls_latincdictionary.exe, wo zwar keine griechischen Buchstaben verwendet werden, wo aber die lateinischen Großbuchstaben M statt der großen Mys verwendet werden. Im L&S-Programm Glossa.exe hingegen werden nur kleine Mys verwendet.
Ich habe mir angewöhnt, in allen Zweifelsfällen in der pdf-Version von L&S nachzusehen. Wenn ich einen Artikel aus Glossa kopiere, dann korrigiere ich ihn anschließend händisch entsprechend.