Ich bin jetzt etwas unsicher geworden, ob es sinnvoll ist, alle mit großem Anfangsbuchstaben in L&S angeführten Wörter als Eigennamen zu betrachten. Das Wort "Chaos" wäre dann nämlich auch ein Eigenname. In latin-analyses steht es dagegen in der Form "chaos". Ich fürchte, dass es eine ganze Reihe analoger Fälle gibt.
Da es aber sicher zu aufwändig ist, alle in L&S mit großem Anfangsbuchstaben geschriebenen Wörter einzeln zu beurteilen, bin ich dafür, bis auf Weiteres alle als Eigennamen einzustufen.
Zitat von linhartIch bin jetzt etwas unsicher geworden, ob es sinnvoll ist, alle mit großem Anfangsbuchstaben in L&S angeführten Wörter als Eigennamen zu betrachten. Das Wort "Chaos" wäre dann nämlich auch ein Eigenname. In latin-analyses steht es dagegen in der Form "chaos". Ich fürchte, dass es eine ganze Reihe analoger Fälle gibt.
Ich kann deine Bedenkten nachvollziehen, Linhart. Auch im Langenscheidt ist der Lemmaeintrag chaos klein geschrieben. Allerdings handelt es sich in der Antike bei diesem Wort nicht um die moderne Bedeutung, sondern wird immer mit der Unterwelt, dem ungeordneten Urzustand vor der Schöpfung der Welt und der damit verbundenen Gottheit der Unterwelt verbunden. Man kann dieses Wort daher schon irgendwie als Personifikation dieses formlosen, leeren, finsteren Urzustands betrachten, was L&S ja offensichtlich getan hat.
Zitat von linhartDa es aber sicher zu aufwändig ist, alle in L&S mit großem Anfangsbuchstaben geschriebenen Wörter einzeln zu beurteilen, bin ich dafür, bis auf Weiteres alle als Eigennamen einzustufen.
Ja, Linhart, mach bis auf Weiteres mal so. Das scheint mir im Moment doch die beste (und einfachste) Lösung zu sein. Richten wir uns nach der Schreibung im L&S! Die Herren Lewis und Short haben sich ja sicher auch schon Gedanken dazu gemacht. Naja, Langenscheidt sicher auch, aber hier gibt es sicher wieder keine eindeutige Lösung, sondern es kommt immer darauf an, wie man die Sache betrachtet. Die Römer selbst waren da aus dem Schneider, denn die schrieben ja notgedrungen alles grundsätzlich nur mit Großbuchstaben, weil die kleinen Buchstaben damals noch gar nicht erfunden waren !
MONETA scheint mir ein besonders kritischer Fall in der Frage der Eigennamen zu sein. Es bezeichnet nämlich zunächst die Mutter der Musen, dann ist es ein Beiname der Juno, und schließlich hat es die uns eher geläufige Bedeutung von Geld oder Münzamt. In dieser letzten Bedeutung wird es im L&S-Artikel zu "Moneta" mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben, aber es gibt kein Stichwort "moneta".
Es wäre also wohl sinnvoll, MONETA als zulässig zu betrachten.
Ich könnte alle mit großem Anfangsbuchsstaben geschriebenen Lemmata durchsuchen und überprüfen, ob sie irgendwo in L&S auch klein geschrieben vorkommen.
Eine erste Suche in L&S hat 343 Eigennamen ergeben, die auch in Kleinschreibung vorkommen (siehe Beilage). Da sind natürlich auch welche dabei, die in Kleinschreibung eine ganz andere Bedeutung haben. Ich denke aber, dass diese Liste für das Weitere ganz gut brauchbar sein wird.
Manchmal kommt die klein geschriebene Version in einem ganz anderen Artikel vor. Z.B. findet man "caesar" im Artikel "redux".
Sollten wir vielleicht nur diejenigen Eigennamen zulassen, wo die Kleinschreibung im selben Artikel vorkommt? Da bin ich etwas unsicher.
Zitat von linhartMONETA scheint mir ein besonders kritischer Fall in der Frage der Eigennamen zu sein. Es bezeichnet nämlich zunächst die Mutter der Musen, dann ist es ein Beiname der Juno, und schließlich hat es die uns eher geläufige Bedeutung von Geld oder Münzamt. In dieser letzten Bedeutung wird es im L&S-Artikel zu "Moneta" mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben, aber es gibt kein Stichwort "moneta".
Es wäre also wohl sinnvoll, MONETA als zulässig zu betrachten.
Würde ich auch so sehen. Alles was im L&S-Artikel MONETA unter B steht, würde ich als gültig betrachten, inkl. Beugungsformen der a-Deklination. Es stellt sich nur die Frage, ob auch die Pluralendungen der a-Deklination zulässig sein sollen. Ich persönlich würde aufgrund der Bedeutung B 3. A stamp or die for coining money den Plural auch zulassen.
Ergo:Nach meinem Dafürhalten ist MONETA inkl. sämtlicher Endungen der a-Deklination zulässig.
Es wird aber vielleicht noch weitere Eigennamen mit übertragener Bedeutung geben, aber wenn die Kleinschreibung nicht explizit angegeben ist, kann man vielleicht wieder zweifeln.
Zitat von linhartEine erste Suche in L&S hat 343 Eigennamen ergeben, die auch in Kleinschreibung vorkommen (siehe Beilage). Da sind natürlich auch welche dabei, die in Kleinschreibung eine ganz andere Bedeutung haben. Ich denke aber, dass diese Liste für das Weitere ganz gut brauchbar sein wird.
Manchmal kommt die klein geschriebene Version in einem ganz anderen Artikel vor. Z.B. findet man "caesar" im Artikel "redux".
Sollten wir vielleicht nur diejenigen Eigennamen zulassen, wo die Kleinschreibung im selben Artikel vorkommt? Da bin ich etwas unsicher.
Oh la la! Klasse gearbeitet, Linhart! Super!!!
Ich würde das so sehen:
Wenn ein Wort einen Lemmaeintrag als groß geschriebener Eigenname hat, ist das Wort unzulässig, es sei denn, es gibt klein geschriebene Nebenbedeutungen innerhalb ein und desselben Artikels. Wenn ein Eigenname kleingeschrieben hingegen ausschließlich innerhalb eines anderen Artikels aufscheint, der zu einem völlig anderen Lemma gehört, würde ich das Wort nicht zulassen. Irgendwo müssen wir ja eine Grenze ziehen.
Ergo: Deine Frage: "Sollten wir vielleicht nur diejenigen Eigennamen zulassen, wo die Kleinschreibung im selben Artikel vorkommt?" Meine Antwort: "Ja!" Denn das erscheint mir plausibel.
Sind dir vergleichbare Fälle aus dem deutschen Duden bekannt? Naja, im Deutschen werden eh alle Substantive groß geschrieben. Daher kann man das wohl nicht so ganz mit dem Lateinischen vergleichen...
Der Eigenname Xanthippe ist jedenfalls zulässig, weil er im übertragenen Sinn die Nebenbedeutung hat: 2}Xan|thip|pe, die; -, -n (ugs. für zanksüchtige Frau) Dieses Kriterium können wir m.E. ohne Weiteres aufs Lateinische übertragen.
Es wird aber vielleicht noch weitere Eigennamen mit übertragener Bedeutung geben, aber wenn die Kleinschreibung nicht explizit angegeben ist, kann man vielleicht wieder zweifeln.
Diese reduzierte Liste sieht schon besser, d.h. überschaubarer aus!
Wir müssen uns jedenfalls am L&S orientieren. Und wenn es vielleicht übertragene Bedeutungen geben mag, die aber nicht durch Kleinschreibung im L&S als solche gekennzeichnet sind, dann, würde ich sagen, sind diese Eigennamen in übertragener Bedeutung eben nicht zulässig, basta. Wir können nicht sämtliche Artikel zu Eigennamen im L&S händisch durchlesen, um eventuell irgendeine übertragene Bedeutung zu finden. Das würde einfach zu weit führen. Diese aufwendige Arbeit sollten die beiden Herren Lewis und Short doch bereits für uns erledigt haben, indem sie gezielt die moderne Groß- und Kleinschreibung einsetzen, die es in der Antike ja noch gar nicht gab. Oder etwa nicht?!
Ich habe noch ein paar Wörter aus der Liste gelöscht, die durch einen kleinen Programmierfehler hineingerutscht sind: egesta, issa, spatale.
Bei SPHINX bin ich etwas unsicher: Mein Programm hat Sphinx nur gefunden, weil es im entsprechenden Artikel auf Englisch kleingeschrieben vorkommt. Es hat aber auch eine übertragene Bedeutung (a species of ape).
Wenn wir streng nach unseren Prinzipien vorgehen, ist SPHINX ungültig.
Bei CHOROGRAPHIA ist die Situation formal genauso wie bei SPATALE: Die Kleinschreibung tritt nur griechisch auf.
Chōrŏgrăphĭa, ae, f., = χωρογραφια, I. the description of countries, geography, Lact. ad Stat. Th. 2, 44.—Esp., the title of a bookof Cicero, Prisc. p. 717 P.; and of a poem of P. Terentius Varro Atacinus.
Aber auf Grund der Bedeutung "the description of countries, geography" handelt es sich nicht um einen Eigennamen. Die Bedeutungen als Buchtitel von Cicero und als Titel eines Gedichts sind ja mit "Esp." versehen, also "Especially".
Streng genommen müssen wir wohl auch CHOROGRAPHIA als ungültig klassifizieren.
(Die Spellcheckerliste enthält CHOROGRAPHIA, aber nicht SPATALE und auch nicht SPHINX.)
Warte mal, Linhart! Der L&S-Artikel zu SPHINX lautet doch folgendermaßen:
Zitat von L&SSphinx, ngis (Gr. gen. Sphingos, Stat. Th. 1, 66), f., = σφιγξ. I. A fabulous monster near Thebes that used to propose riddles to travellers, and tear in pieces those who could not solve them; usually represented with the head of a woman and the body of a lion, afterwards also with the wings of a bird; or, also, with the head of a man and the body of a lion, Plin. 36, 12, 17, § 77 sqq.; Aus. Idyll. 11, 40; Sen. Phoen. 119; id. Oedip. 92; Stat. Th. 1, 66; Plaut. Poen. 1, 3, 35; Hyg. Fab. 67 al.—Augustus had the figure of a sphinx upon his seal, as a symbol of silence, Suet. Aug. 50; Plin. 37, 1, 4, § 10.— Plur.: pedes formati in speciem sphingum, Fest. s. v. picati, p. 206.— In a lusus verbb., Quint. 6, 3, 98.— II. A species of ape, perh. the chimpanzee, Plin. 8, 21, 30, § 72; Mel. 3, 9; Sol. 27 fin.
Aufgrund der bei Festus angegebenen Pluralfähigkeit (Plur.: pedes formati in speciem sphingum, Fest. = meine eigene Übersetzung: die Füße nach Sphinxart geformt, Füße, die im Stil der Sphingen geformt sind würde ich das Wort SPHINX eben schon als zulässig betrachten!
Zitat von Plinius 37, 1, 4, § 10 auf http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Ro...ny_the_Elder/37*.html 10 divus Augustus inter initia sphinge signavit. duas in matris anulis eas indiscretae similitudinis invenerat. altera per bella civilia absente ipso signavere amici epistulas et edicta, quae ratio temporum nomine eius reddi postulabat, non inficeto lepore accipientium, aenigmata adferre eam sphingem. quippe etiam Maecenatis rana per collationes pecuniarum in magno terrore erat. Augustus postea ad devitanda convicia sphingis Alexandri Magni imagine signavit.
Ohne jetzt den Text im Detail zu übersetzen, kann ich aber auf Anhieb sehen, dass es hier wirklich um ein Siegel mit dem Abbild einer Sphinx geht, das Kaiser Augustus beim Signieren wichtiger Dokumente verwendete, und nicht um das Fabelwesen selbst. Da steht: "Der göttliche Augustus signierte zwischen den Anfängen*) mit einer Sphinx." Man beachte auch die Kleinschreibung von SPHINX in diesem Textabschnitt, wo andere Eigennamen wie Augustus, Maecenas und Alexander der Große groß geschrieben werden.
*) Mit initia könnten auch Auspizien (= einleitende Kulthandlungen) gemeint sein, mit denen gewisse Amtshandlungen begonnen wurden. In diese Frage vertiefe ich mich jetzt aber nicht, denn wie das Wort initia hier zu übersetzen ist, tut nichts zur Sache.
Sehr gut! Das war wieder einmal eine Spitzenleistung von dir! Ich habe "sphingum" glatt übersehen.
Hoffentlich gibt es nicht noch mehr solche Fälle. Derzeit erkennt mein Programm jedenfalls nicht, ob irgendwelche Beugungsformen des Stichworts im Artikel klein geschrieben sind, und so etwas wäre auch gar nicht so leicht zu realisieren. Woher weiß ich denn, wie man Wörter wie Sphinx dekliniert, wenn sie noch dazu gar nicht in der Spellcheckerliste stehen?