Mausig wird im RD ohne jeglichen Kommentar aufgeführt. Im UD wird mausig überhaupt nicht gelistet. Da muss das gWD aushelfen:
mausig <Adj.> [. = , frech, eigtl. = gemausert, zu: muen, mausern]: in der Verbindung sich m. machen (salopp; sich frech u. vorlaut äußern, benehmen): mach dich nicht m.!; man wolle ihr zeigen, dass man Waffen gegen sie in der Hand habe für den Fall, dass sie sich m. mache (Feuchtwanger, Erfolg 162).
Demnach ist die Verwendung von mausig nur prädikativ möglich, die offiziell gültigen attributiven Formen mausige, mausigem ff. wären nebst Steigerung nicht zulässig.
Ich hab mal Vergleiche mit anderen Medien angestellt: Wahrig und Bertelsmann führen mausig nicht als eigenes Stichwort, Canoonet bejaht den attributiven Gebrauch, lässt aber keine Steigerung zu.
Die Treffer beim Googeln sind mit Vorsicht zu genießen, da mausig zumeist in Zusammenhang mit der Haltung von Haustieren und im Sinne von niedlich gebraucht wird. Dzt. wird mausig im Superdic als fragliche Befürwortung gelistet.
Nachdem man erfreulicherweise dem UD / GWD in letzter Zeit mehr Beachtung schenkt (siehe z.B. ausdienen und umfragen als defektive Verben) wäre die Streichung eigentlich nur konsequent. Das einzige, was mich an der ganzen Sache stört, ist der Umstand, dass der RD überhaupt keine Angabe macht. Dafür gäbe es m.E. eine eigentlich simple Erklärung:
Sowohl RD als auch UD führen das Verb mausigmachen auf. M.E. handelt es sich hierbei um ein trennbares Verb, demnach könnte man mausigmachen im weitesten Sinne als das Resultat der Beschränkungen beim adjektivischen Gebrauch deuten. Interessanterweise führt das gWD mausigmachen nicht als Verb auf.
Download: Geros Superdic, was sonst! | Discussion: Forum | News: Twitter | ... und im übrigen bin ich der Meinung, dass Wordfinder beim online-Spiel pfui sind!
Ich habe jetzt einmal nachgezählt: Der RD schreibt 163 Mal "nur in", und der UD 227 Mal. Ist das nicht ein Hinweis darauf, dass dort, wo diese zwei Wörtchen in keinem der beiden Wörterbücher stehen, auch andere Verwendungen zulässig sind? Zumindest würde ich mir wünschen, dass das so ist. Notfalls könnte man noch das GWD heranziehen, mit 368 "nur in". (Aber sicher gibt es Beispiele, wo man davon ausgehen kann, dass das "nur in" einfach vergessen wurde.)
Eine gewisse Hoffnung setze ich in das schon ziemlich weit gediehene Projekt "DWDS", wo eindeutig steht, dass mausig nur in der festen Verbindung "sich mausig machen" verwendet wird. (http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=mausig)
Andererseits zitiert der Uni-Wortschatz Leipzig eine Stelle, wo mausig anders (und in anderer Bedeutung) verwendet wird: "Hélène Grimaud, die trotz mausig dunkelbrauner Haartönung und biederer weißer Wollweste ihre äußerliche Entstellung vergeblich betreibt, wird später Bach, Chopin, Rachmaninow spielen".
Wem soll man nun glauben, nach wem soll man sich richten?
In dem "Hélène-Grimaud"-Satz, den du zitierst, ist mausig allerdings endungslos, weil adverbial gebraucht. mausig dient hier zur näheren Erklärung des attributiven Adjektivs dunkelbrauner und beantwortet die mögliche Frage: Wie dunkelbraun ist die Haartönung?
Insofern bringt uns dieses Zitat hier leider nicht weiter...
Ich hab mich jetzt beim DWDS angemeldet (das geht kostenlos!), damit ich alle im Textkorpus gespeicherten (nicht geschützten) Verwendungen von Wörtern ansehen kann. Bei "mausig" finden sich 33 Beispiele. Nur eines davon fällt nicht unter "mausig machen": ... Bolbig wollte erst noch mausig werden. Aber dann hat ... Leider hilft diese Textstelle aber auch nicht weiter, da hier wieder (nach meinem Verständnis) prädikativer Gebrauch vorliegt.
Genau! mausig machen und mausig werden sind miteinander auf eine Stufe zu stellen; auch mausig sein wäre dasselbe. Es handelt sich in allen drei Wendungen um Prädikatsnomen, die bei den Verben sein, werden, machen stehen, und ein Adjektiv bleibt in dieser Funktion immer ungebeugt.
Dieses Beispiel bringt uns also auch nicht weiter.
Schön langsam macht mir die Sache Spaß. Jetzt habe ich auch noch beim Projekt Gutenberg (http://gutenberg.spiegel.de/) recherchiert. Hier ist das Ergebnis:
1. Honoré de Balzac: Die dreißig tolldreisten Geschichten - Zweites Zehent:
"ein Amtsmensch vom Kopf bis zu den Füßen, ganz in Waffen, ganz nur Drohung und Gefahr, der alle mausigen Schwächen, Sitten und Gewohnheiten weit von sich getan,"
"»Laßt uns sehen«, antwortete der mausige Frechling oder freche Mausling"
"Eines Tags, als seine Liebste vom Wochenbett aufstand, wo sie ihm ein allerliebstes mausiges Spitzmäuschen oder spitzmausiges Mäuschen geschenkt"
2. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen:Simplicius Simplicissimus
"aber er machte sich mausiger, als ich ihm zugetraut."
3. Bjørnstjerne Bjørnson: Gedichte
"Neben mausigen Bürschlein von siebzehn Jahren"
4. Margarete Böhme: Tagebuch einer Verlorenen (1905):
"wurde nicht müde, die mausigen, zuckerigen Sächelchen zu betrachten,"
Der Fall ist sicher sehr interessant. Wir sollten versuchen zu verstehen, was uns der Duden sagen will.
Warum gibt es "mausig" alleine, wenn es auch "mausigmachen" gibt? (Diese Zusammenschreibung finde ich ja auch sehr seltsam ...)
Wenn man dem UD glaubt und den Eintrag so liest, dass "mausig" nur in der Wendung "sich mausig machen" auftaucht, könnte man die Infos so zusammenbringen, dass "mausig" in "mausigmachen" als eigenes Wort oder als Teil des Verbs aufgefasst werden kann, das Zusammenschreiben somit optional wäre. Das wäre eine Erklärung für den RD-Eintrag "mausig", ohne eine Widerspruch zum UD auszulösen.
Im Spiel wüäre die Umsetzung allerdings brutal: Wenn ich mir vorstelle, dass mir jemand das mir unbekannte MAUSIG hinlegt (und ich es vielleicht noch anzweifle), wäre ich ja im Traum nicht drauf gekommen, hier nicht verlängern zu dürfen ...
Wäre es nicht einfacher, wenn wir grundsätzlich bei allen Wörtern, wo in keinem der Referenzwerke "nur in" steht, alle Beugungsformen zulassen? Dann müssten wir uns nur auf eine verbindliche Liste von Referenzwerken einigen.
Das ist meiner Meinung überhaupt das wichtigste Ziel: Dass wir uns auf ein klares Vorgehen einigen, wie die Gültigkeit eines Wortes zu entscheiden ist. Das ist viel wichtiger, als ob einzelne Wörter "in Wirklichkeit" (was immer das ist) gültig sind.
@linhart: Ja, die klare Vorgehensweise ist das A und O. Dazu gehört die Benennung und (im Zweifelsfall) Reihenfolge der Referenzwerke - jetzt mal mehr hinsichtlich "offiziell" gesprochen. Dies sollte Teil des Regelwerks bzw. zumindest für jeden einsehbar sein. (Dann erledigen sich wohl auch Unterschiede zwischen "offiziell" und Gero, wo es sie noch gibt)
Dabei sollte natürlich die definierte Vorgehensweise sicherstellen, dass soweit möglich auch das dabei herauskommt, was die Referenzwerkersteller gemeint haben.
So haben mich Beispiele aus der Vergangenheit zu dem Glauben gebracht, dass der UD mit "in der Wendung" regelmäßig "nur in der Wendung" meint. (Dein Hinweis, dass im UD auch oft "nur in" steht ist mir neu und könnte zu einer Neubewertung führen.)
Vor dem Hintergrund war nachvollziehbar, dass Gero - den UD-Eintrag so interpretiert, dass andere Verwendungen von "mausig" außer in "sich mausig machen" nicht erfasst sind. - sich fragt, warum es im RD dann überhaupt noch "mausig" gibt, obwohl "mausigmachen" nach RD zusammen geschrieben wird. D.h. eigentlich hat Gero hier klare Kriterien, aber die Einträge in UD/RD sind hier etwas "unlogisch" bzw. passen nicht zu der ansonsetn angewandten Interpretation.
Erst einmal recht herzlichen Dank für eure überaus konstruktiven Beiträge. Ich ziehe daraus folgendes Fazit.
Als relativ sicher erscheinen mir die Formen
mausig - mausiger - (am) mausigsten,
da sie auch mit den nicht flektierten Formen des Komparativs und des Superlativs der Gebrauch in der Wendung "sich mausig machen" denkbar ist: Gero macht sich heute noch mausiger als sonst, Gero macht sich heute von allen am mausigsten
Die Steigerbarkeit würde ich doch durchaus bejahen, dafür spricht auch tendenziell der Ausweis als Adjektiv und nicht als Adverb.
Zitat Wäre es nicht einfacher, wenn wir grundsätzlich bei allen Wörtern, wo in keinem der Referenzwerke "nur in" steht, alle Beugungsformen zulassen? Dann müssten wir uns nur auf eine verbindliche Liste von Referenzwerken einigen.
Problem ist, dass diese Frage oft davon abhängt, mit welchem Zeithorizont die jeweiligen Lexikografen besagter Referenzwerke insb. bei veralteten bzw. veraltenden Begriffen zu Werke gehen. In welchem Umfang wird der damalige Gebrauch solcher Wörter als für uns heute noch bindend bzw. relevant erklärt?
Aus den Beispielen von Linhart würde ich doch schließen wollen, dass der attributive Gebrauch von mausig heute als veraltet gilt, die Verwendung hat sich auf die Fügung "sich mausig machen" überlebt. Doch reicht dies, um den attributiven Gebrauch komplett auszuschließen?
Wie ihr den Ausführungen zu Paroli entnehmen könnt, hat sich hier der Gebrauch auf die Wendung "Paroli bieten" vollends reduziert. Wenn wir andererseits den Gebrauch von einigen heute überhaupt nicht mehr üblichen Konjunktiv 2 Formen betrachten, können wir froh sein, dass der RD sie überhaupt noch aufführt! Wir hätten ansonsten einige Probleme mehr, ein Ü loszubekommen. Canoonet z.B. kennt kein "hübst".
Insofern habe ich die flektierten Formen von mausig in die Standardkategorie RD mit dem Hinweis "der attributive Gebrauch ist möglich, aber heute nicht mehr üblich" übernommen. Veraltet kann, aber muss nicht ungültig bedeuten. Sprache ist halt leider nicht so klar strukturiert wie Mathematik ... wir werden auch künftig nicht an solchen Einzelbetrachtungen vorbeikommen, wie sie hier beispielhaft von Linhart vorgenommen wurden.
Gero
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