Gero, von welchem Jahr ist dein Duden-Band "Richtiges und gutes Deutsch"?
Januar 2007 - leider. Spöttestens seit trendyste wissen wir, dass unsere Gesellschaft nicht ohne dessen normativ geregelte Standardsprache auskommen kann. Schön. Toll. Super. Die Ausrufezeichen spare ich mir hier.
Der Hinweis im RD ist so gefasst, dass ich damit eigentlich die wenigste Arbeit hätte. Soweit ich mich erinnere, hat auch der Duden-Newsletter diese Problematik vor einiger Zeit aufgegriffen. Müsste ich aber erst noch suchen.
Wir machen eine Rechtschreibreform und schreiben ab jetzt getrennt: Glücklicher Weise hat er die Prüfung bestanden. Sein Schlaganfall hat zu einem Teil weisen Verlust des Gehörs geführt.
...und gleich noch alle Wörter mit mehr als fünf Buchstaben löschen. Kann sowieso keiner richtig aussprechen. Sätze mit über fünf Wörtern sind dann beim nächsten mal dran.
Natürlich meine ich "vor", wenn ich "vor" schreibe ;-)
Es geht doch bei "xxx-weise" um das xxx. Ist das xxx ein Adjektiv, verbietet sich der attributive Gebrauch nach RD und Sprachgefühl gleichermaßen.
Aber für xxx=Subsantiv sagt der RD relativ allgemein klingend: adjektivischer Gebrauch ist möglich. Für einige Fälle (Teil, Probe, Schritt) scheint das auch allgemein anerkannt. Die Frage ist, ob die Verallgemeinerung hier ebenfalls auf allgemeine Zustimmung stößt.
Zitat von VektorNatürlich meine ich "vor", wenn ich "vor" schreibe ;-) Es geht doch bei "xxx-weise" um das xxx. Ist das xxx ein Adjektiv, verbietet sich der attributive Gebrauch nach RD und Sprachgefühl gleichermaßen.
Ach, so hattest du das gemeint. Ich hatte dich falsch verstanden. Danke für die Verdeutlichung!
Zitat von VektorAber für xxx=Subsantiv sagt der RD relativ allgemein klingend: adjektivischer Gebrauch ist möglich. Für einige Fälle (Teil, Probe, Schritt) scheint das auch allgemein anerkannt.
Und was ist mit denjenigen Adverbien auf -weise, die sich von einem Verb ableiten? Die dürfen dann offenbar auch nicht attributiv gebraucht werden. Laut Canoonet sind es (nur) diese vier: leihweise, mietweise, kleckerweise, tauschweise http://www.canoo.net/services/Controller...ules&matchRules=(WFS+weise)(WFS-C+V-To-Adv)&wordFormationClass=Verb-zu-Adverb-Ableitungen+mit+dem+Suffix+weise&entryClass=Cat+Adv
Eigentlich ist dies eine sehr interessante Diskussion, nicht nur im Hinblick auf die Zulässigkeit der besagten Formen beim Scrabble-Spiel, sondern allgemein.
Vielen Dank für den Denkanstoß, den uns Gero in diesem Forum gegeben hat. Ich selbst hatte mir zu diesem Problem noch nie Gedanken gemacht bzw. war mir dieser Problematik überhaupt nicht bewusst. Für mich ist es ein faszinierendes sprachliches Phänomen, dass ein (ursprüngliches) Adverb (!) plötzlich unter bestimmten paradigmatischen Voraussetzungen (!) auf syntagmatischer Ebene (!) zu einem attributiven Adjektiv (!) mutieren kann!
Leihe, Miete und Tausch würde ich ja als substantivische Basis gelten lassen ...
Die Duden-Grammatik (7. Auflage, Punkt 1162) ist übrigens weniger deutlich als der RD:
Zitat von Duden-GrammatikZahlreiche -weise-Bildungen, besonders mit substantivischer Basis, werden dekliniert und vor Verbalsubstantiven attributiv gebraucht.
Zitat von VektorLeihe, Miete und Tausch würde ich ja als substantivische Basis gelten lassen ...
Warum heißt es dann "leihweise" und nicht "leiheweise" - analog zu "probeweise"?
Vgl. schlafen => Verbstamm "schlaf-" > Schlafzimmer (und nicht *Schlafezimmer oder *Schlafenzimmer) essen => Verbstamm "ess-" > Esskultur (und nicht *Essekultur oder *Essenkultur) schreiben => Verbstamm "schreib-" > Schreibtisch (und nicht *Schreibetisch oder *Schreibentisch)
Aus Gründen der Analogie zu Schlafzimmer, Esskultur und Schreibtisch würde ich eine Interpretation des Stammes "leih-" in "leihweise" als substantivisches Basismorphem ausschließen. Idem für "mietweise".
Allenfalls "tauschweise" könnte man mit "schrittweise" vergleichen (der Tausch, der Schritt). Allerdings tendiere ich von meinem persönlichen Sprachgefühl her auch hier mehr zu der Interpretation, dass das Verb "tauschen" und nicht das Substantiv "der Tausch" zugrunde liegt.
Solche Analogschlüsse halte ich kaum für vertretbar, dazu ist Sprache viel zu oft unlogisch ... (Apfelbaum, Pflaumenbaum - und Birnbaum; nicht etwa Birnebaum oder Birnenbaum)
Es heißt "bahnenweise" und nicht "bahnweise", obwohl bei "stückweise" ebenso klar ist, dass es sich nicht nur um ein Stück handeln kann. An anderen Stellen wird ein "s" eingefugt, beispielsweise bei "beispielsweise", ausnahmsweise wird dann auch schon einmal ein "e" weggelassen ...
Und warum bei deinen Zimmern gerade das Badezimmer fehlt ... ;-)
Oje! Jetzt hast du mich aber in die Enge getrieben...! Im Moment weiß ich nicht, was ich noch dazu sagen soll!
PS: Bei "Badezimmer" könnten eventuell lautliche Gründe für den e-Einschub sprechen: das e zur Trennung der gleichartigen, alveolar gebildeten Laute d und [ts].
Zitat von BussinchenOje! Jetzt hast du mich aber in die Enge getrieben...!
Hochinteressante Beispiele! Das Schöne an Sprachen ist, dass man sie nicht voll logisch durchkonstruieren kann (ausgenommen vielleicht Esperanto). Daran muss im Prinzip jede Rechtschreibreform scheitern.
Ich kann mir auch nicht erklären, warum es einerseits "probeweise", andererseits aber "ausnahmsweise" heißt! Beide Adverbien leiten sich doch von gleichartigen femininen Substantiven auf -e ab (die Probe, die Ausnahme).
Ich kann auch nicht sagen, warum es einerseits Birn--baum und Kirsch--baum, andererseits Pflaumenbaum und Zitronenenbäumchen heißt, obwohl sämtliche Bezeichnungen für die entsprechenden Früchte gleichartige feminine Substantive auf -e sind (die Birne, die Kirsche, die Pflaume, die Zitrone). (Da fällt höchstens der Apfelbaum aus dem Rahmen, weil sich die Bezeichnung für den Baum von einem maskulinen Substantiv, das nicht auf -e endet (der Apfel), ableitet.)
Bin mit meinem Latein ..., ... äh ..., ... Deutsch ... am Ende. Bzw. Ausnahmen bestätigen die Regel!