P.S.: Bei genauerem Hinsehen ist mir aufgefallen, dass acris hier offensichtlich ein Akkusativ Plural ist, da es ja zu morsus gehört. Normalerweise würde man wohl acres sagen, aber die Form acris steht z.B. auch explizit in der Bennet-Grammatik. http://www.gutenberg.org/files/15665/156...65-h.htm#sect48
Zitat von linhart im Beitrag #14Sei bitte nicht zu bescheiden! Du hast zwar recht, dass sich die Spanierin ganz gut anhört, was aber zum Teil auch an der Musik liegt. Ich finde aber, dass du den Rhythmus mit den Längen und Kürzen viel besser zum Ausdruck bringst, und auch deine Stimm-Melodie ist wesentlich ausdrucksvoller. Und das Enjambement bei Orci hat sie tatsächlich völlig ignoriert.
Spanier haben da sowieso von ihrer Muttersprache her ein Problem: Im Spanischen gibt es weder lange noch kurze Vokale, sondern alle Vokale sind gleich lang oder kurz, je nachdem, wie man es nennt. Daher kommen die Längen bei Maria Garcia Esperon nicht so gut heraus, das stimmt. Aber sie hat die Stimmung des Gedichts insgesamt schon ganz schön erfasst, finde ich. Man findet ja noch ganz andere Rezitationen im Netz, die ich absolut unpassend finde.
Zitat von linhart im Beitrag #15Ich glaube, dass man das dritte Carmen besser versteht, wenn man auch das zweite kennt. Hier ist es: Passer, deliciae meae puellae...
Absolut. Gut, dass du das schon gleich ansprichst, denn das wäre sowieso mein nächstes Thema hier im Catull-Thread gewesen. Gedankenübertragung?! Wahrscheinlich! Erst im Zusammenhang mit Carmen 2 ergibt das Carmen 3 einen richtigen Sinn; das siehst du völlig richtig!
Auf Details kann ich im Moment aus Zeitgründen allerdings nicht eingehen. Aber halt dann in meinem nächsten Posting!
Zitat Vor allem die letzten beiden Zeilen machen klar, dass der Dichter die Beziehung des Mädchens zu dem Sperling mit seiner Beziehung zu diesem Mädchen vergleicht.
Mich irritiert bloß, dass in der Übersetzung in der vorletzten Zeile das Mädchen einmal mit "dir" und einmal mit "sie" angesprochen wird. Ich verstehe diese Zeile so: könnte ich mit dir spielen, so wie du (mit dem Sperling).
Nach nochmaligem Lesen des zweiten Carmen sehe ich, dass ich die vorletzte Zeile falsch verstanden habe. Das ganze Gedicht wendet sich ja an den Sperling, daher bezieht sich das "du" in der vorletzte Zeile natürlich auch auf ihn. Der Dichter möchte also auch mit dem Sperling spielen, in derselben Weise wie das Mädchen.
Schade, meine ursprüngliche Interpretation hat mir eigentlich besser gefallen.
Ich hab jetzt einmal den ersten Link angeschaut. Da habe ich gesehen, dass ich nicht der Erste bin, der vermutet hat, dass Catull hier die Geliebte anspricht. Unter Punkt 19 steht dort:
Zitat Die Anrede an den Sperling kann sich auch an die Geliebte richten, wenn man meae auf deliciae bezieht: