Wenn ihr meine Meinung zu autostoppen hören wollt: Ich weiß nicht, ob und wie das Wort außerhalb Österreichs verwendet wird. In Österreich ist es jedenfalls sehr geläufig und kommt hauptsächlich in der Infinitivform vor (also z.B. auch: ich werde autostoppen). Meine Frau hat mich allerdings darin bestärkt, dass nach unserem Sprachgefühl auch "ich habe autogestoppt" richtig ist und wohl auch öfters verwendet wird. Die Anmerkung im Duden "nur im Infinitiv gebräuchlich" stützt sich aber vermutlich auf schriftliche Dokumente, und da kann es durchaus sein, dass nur die Infinitivform vorkommt. Wie auch immer, entscheidend ist nicht das Sprachgefühl, sondern das, was im Duden steht. Dort steht eben "nur im Infinitiv gebr.". Das "(bes. österr.)" bezieht sich offensichtlich auf das Wort an sich und nicht auf den Infinitiv, denn dieser Zusatz ist auch schon in der 24. Auflage zu finden, wo vom Infinitiv noch keine Rede ist. Jetzt frage ich mich aber trotzdem, wie eigentlich das Präsens geht. "Ich autostoppe" klingt in meinen Ohren sehr ungewöhnlich, wahrscheinlich deswegen, weil viele Österreicher in dieser Situation wohl "Ich tu autostoppen" (oder besser im Dialekt "I tua autostoppen") sagen würden ...
Zitat von linhartWenn ihr meine Meinung zu autostoppen hören wollt...
Vielen Dank, lieber Linhart, für deinen ausführlichen und interessanten Beitrag zum österreichischen Gebrauch des Verbs AUTOSTOPPEN. Lieben Gruß auch an deine Frau!
BEGRÜNDUNG Individuelle Begründung: Im Rechtschreib-Duden liegt bei der Genitivangabe ein Fehler vor; sie müsste -(e)s lauten.
Dumm nur, dass der RD 25 wieder das gleiche wie der RD 24 ausführt:
An|stand, der; -s, ...stände; keinen Anstand an dem Vorhaben nehmen (geh. für keine Bedenken haben)
Der UD führt aus:
An|stand, der; -[e]s, Anstände [mhd. anstand = Waffenstillstand; Aufschub, zu: an(e)stan = zum Stehen kommen; sich gehören; 2: zu älter Anstand = Einwand, Aufschub]:
1. <o. Pl.> gute Sitte, schickliches Benehmen: A. haben; keinen A. besitzen; das erfordert der A., ist gegen allen A.; etw. mit A. hinter sich bringen.
2. (südd., österr.) Schwierigkeit, Ärger: Anstände bei der Zollkontrolle; es hat keinen A. gegeben;
*[keinen] A. an etw. nehmen ([keinen] Anstoß nehmen, sich [nicht] an etw. stoßen): die Nachbarn haben an dem nächtlichen Lärm A. genommen.
3. (Jägerspr.) Ansitz (1).
Der SD schließt sich dem UD an, dto. canoonet.
Gemessen an dem Erläuterungstext im RD (enge Interpretation) dürfte die Pluralform nicht aufgeführt werden, denn die Formulierung "Die Jugend von heute besitzt keine Anstände mehr" würde wohl in keinem Schulaufsatz fehlerfrei durchgehen. Interpretiert man den Erläuterungstext als beispielhaft (also die weite Interpretation), wäre der Plural ok. (wobei man auf Scrabble.de enge Interpretationen i.d.R. bevorzugt - siehe quer oder untergeben)
Warum hat der RD den Fehler nicht ausgemerzt? Oder beharrt man auf dem Genitiv -s?
Streng genommen müsste ich jetzt eigentlich ANSTANDE(S) im Wörterbuch canceln ...
Der falsche Plural beim Walross wurde ja auch nicht korrigiert ... )
Dass der Scrabble-Schiri generell zu "enger Interpretation" tendiert, kann man meiner Meinung nach nicht sagen. Bei "quer" fürhrt der R-Duden einen ganzen Erklärungskasten auf, ohne "quer" zu beugen. Und bei "untergeben" kann es sich nur um ein Adjektiv oder ein Verb handeln (es lässt sich wohl nicht partizipisch erklären wie bei "erlesen, oder?) - das Substantiv "Untergebene" spricht für das Adjektiv.
Dass hier eine Entscheidung darauf basierend getroffen wird, dass sich im Duden ein Fehler befindet, kann ich in offensichtlichen Fällen (wie WALROSSSE oder in D-24 SEQUOIAN) nachvollziehen, aber nicht bei ANSTANDE.
Wenn es sich bei der Genitivangabe um einen Fehler handelt und dieser so lauten müsste, wie vom Scrabble.de-Schiri angegebne, dürfte es nach der Logik des Dudens gar keine Genitiv/Plural-Angabe beim Stichwort "Anstand" geben (so wie zum Beispiel bei "Aufstand"). Dass hier Angaben stehen, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich jemand Gedanken gemacht hat und bewusst einen Unterschied zu "Stand" darstellen wollte.
Bei Palmöl, Rapsöl und Sesamöl steht explizit -[e]s, bei Pflanzenöl und Speiseöl steht dagegen nichts. Der Grund dafür könnte sein, dass es bei den drei erstgenannten keinen Plural gibt. Aber wie ist das dann bei Olivenöl und Kürbiskernöl (keine Deklinationsangabe)? Gibt es da einen Plural? Ich habe jedenfalls außer Arganöl keine Ölsorte gefunden, bei der der Genitiv nur mit -s angegeben ist. Aber ich kenne natürlich nicht alle Sorten ...
Um das zu finden,. musste ich allerdings die D24-Software bemühen, denn die Suchfunktion der neuen Office-Bibliothek scheint mit den Umlauten noch mehr Probleme zu haben - oder klappt das bei euch?
Fehlende Deklinationsangaben sollten eigentlich für die Existenz des Plurals sprechen. So verstehe ich zumindest das, was der Duden selbst dazu schreibt ...