Nachdem andernorts man und frau sich ausführlich und voller Fleiß toten Sprachen widmet, wenden wir hier zur Abwechslung der noch hoffentlich recht lange lebenden Sprache Deutsch zu. Da gibt es so manche Skurrilitäten zu bestaunen, wie es unsere Threads Sieht falsch aus oder Scrabblezirkus schon andeuten.
In kleinen Beiträgen homöopathisch dosiert lade ich die geneigten LeserInnen recht herzlich auf eine hoffentlich recht vergnügliche Reise in die Absurditäten der deutschen Sprache ein. Viel Spaß wünscht euch Gero!
Den Beginn starten wir quasi als Appetizer mit folgenden bedeutungsschweren Sätzen:
Eine Hure ruhe nie. Nie leg Raps neben Spargel ein! In Nagold legen Hähne Geld, log Anni. Naive Neger regen Evi an. Risotto, Sir? Regine, wette weniger! Nie, Erika, fette Fakire ein! Geist ziert Leben, Mut hegt Siege, Beileid trägt belegbare Reue, Neid dient nie, nun eint Neid die Neuerer, abgelebt gärt die Liebe, Geist geht, umnebelt reizt Sieg. Namen nenne man! Regine, webe weniger! Trug Tim eine so helle Hose nie mit Gurt? Sei fein, nie fies!
Wer das alles nicht kapiert hat, dem empfehle ich einen Reliefpfeiler als Mantra(wort)! Zur Not täte es der Uhu oder der Otto auch, dies wäre aber meines Erachtens angesichts der Bedeutungsschwere der vorstehend genannten Beispiele etwas deplatziert ...
herzlichst Gero
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Sehr schön, diese Palindrome! Ich habe zwar im Prinzip schon gewusst, was das ist, aber insbesondere das schöne lange "Geist ziert Leben ..." hat mich doch überrascht.
Das Palindrom (von griechisch palindromos = rückwärtslaufend) ist eine Sonderform des Anagramms, bei der die Buchstaben nicht wild durcheinandergestellt werden können. Vielmehr ergibt beim Palindrom ein Wort oder eine Wendung rückwärts gelesen wieder ein sinnvolles Wort (bzw. eine sinnvolle Wendung): die – Eid, Nebel – Leben, Gras – Sarg, die Liebe ist Sieger – rege ist sie bei Leid u. Ä.
Eine strengere Anforderung an ein Palindrom ist, dass ein Wort oder ein Satz rückwärts gelesen genau das gleiche Wort bzw. den gleichen Satz ergibt wie vorwärts gelesen, etwa die Wörter: Otto, Anna, Rentner, Retsinakanister u. Ä. oder die Sätze: "Eine treue Familie bei Lima feuerte nie" oder "Vitaler Nebel mit Sinn ist im Leben relativ".
Für die Lateinfraktion sei auch hier gesorgt: In girum imus nocte et consumimur igni („Wir treten bei Nacht in den Kreis und werden durch das Feuer verzehrt").
Das kürzeste Wortpalindrom in Geros Superdic ist Aa, das längste ist der Reliefpfeiler. Daneben gibt es aber auch echte Exoten wie zum Beispiel die Gnubelebung oder die Gnutötung, die aber nicht gelistet sind.
Laut Guinness-Buch der Rekorde von 1997 lautet das längste deutsche Ein-Wort-Palindrom Reliefpfeiler (dt. für Pilaster). Dieses Wortpalindrom besitzt als kunstgeschichtlicher Terminus keine besondere Bedeutung. Das Kompositum gilt aber als ein bemerkenswertes Palindrom, weil ein langes Palindrom in der deutschen Sprache selten ist. Das Kompositum wird als Beispiel bereits in Meyers Großem Konversations-Lexikon von 1905 erwähnt. Seine „Entdeckung“ wird häufig dem Philosophen Arthur Schopenhauer zugeschrieben – eine Behauptung, die näherer Überprüfung allerdings nicht standhält. Länger als Reliefpfeiler ist jedoch das Wort Retsinakanister. Als längstes Wortpalindrom der Alltagssprache gilt das finnische Saippuakivikauppias (Seifensteinverkäufer).
Bei den Satzpalindromen dürfte der Satz ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie vermutlich am bekanntesten sein.
Palindrome müssen nicht zwangsläufig nur aus Buchstaben bestehen. So gibt es etwa Zahlenpalindrome, die von vorn oder hinten gesehen den gleichen Wert ergeben (etwa 2442), Musik-Palindrome und Musikstücke, die sich vorwärts wie rückwärts gespielt gleich anhören. Joseph Haydns Symphonie Nr. 47 in G-Dur beispielsweise wird auch „das Palindrom“ genannt. Primzahlen wiederum, die anders als Primzahlpalindrome rückwärts gelesen neue Primzahlen ergeben (also keine Palindrome in der strengeren Definition sind), nennt man Mirpzahlen. Ferner existieren noch Datumspalindrome, z. B. der 10.02.2001, und Zeitpalindrome, z. B. 13:31.
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Unser Alphabet enthält bekanntlich 26 Buchstaben, eigentlich sind es aber 29, denn die Umlaute Ä, Ö und Ü werden nicht extra gezählt und vom Sonderfall ß wollen wir hier erst gar nicht reden.
Das englische Alphabet kennt keine Umlaute. Wer meint, daraus zu schließen können, dass sie keine Verwendung fänden, irrt.
Es gibt ein sprachliches Phänomen, dass auch die Dudenredaktion als "Heavy-Metal-Umlaut" bezeichnet:
Der Heavy-Metal-Umlaut ist ein in angelsächsischen Namen willkürlich gesetzter Umlaut, den zu setzen englische und amerikanische Heavy-Metal-Bands begonnen haben. Hier sind Gruppen wie Motörhead, Blue Öyster Cult oder Mötley Crüe zu nennen. Mit diesem Szenemerkmal wollte man sich ein fremdartiges Erscheinungsbild verschaffen, man spricht hier sogar von „germanischer Härte“. In die Aussprache des Namens fließt der Umlaut nicht mit ein, allerdings wunderte sich Mötley Crüe auf einer Deutschland-Tournee, als das Publikum „Möötley Crüü“ skandierte, nämlich so, als ob man es auf Deutsch mit ö und ü lese.
Begonnen hat dieser Trend Anfang der 70er mit Blue Öyster Cult, die damit die wagnerianischen Aspekte der Musik beschreiben wollten. Mittlerweile wurde dieses Szenemerkmal auch von anderen außerhalb der Heavy-Metal-Szene aufgegriffen: besonders in den USA werden immer wieder Produktnamen ins Leben gerufen, die mit Umlauten versehen sind. Die amerikanische Eismarke Häagen-Dazs gilt im Marketing als bekanntestes Beispiel für Foreign Branding.
Die Heavy-Metal-Umlaute bezeichnet man scherzhaft auch als rock dots, pardon röck döts!
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Wenn man und frau dem Artikel der Wikipedia Glauben schenkt, gehört die deutsche Sprache zu den vokalreichsten Sprachen der Welt. Insgesamt wird hier von 17 unterschiedlichen Aussprachevarianten berichtet. Das Y als Chamäleon der deutschen Sprache (ü=physisch versus J=Yacht) lassen wir hier mal unberücksichtigt.
Der häufigste Vokal und der am meisten verwendete Buchstabe überhaupt ist im Deutschen das E. Die Dudenredaktion berichtet, dass in ziemlich genau zwei Dritteln aller Stichwörter des Rechtschreibdudens mindestens ein E enthalten ist, gefolgt vom N mit gut der Hälfte. Insgesamt beträgt der Anteil des E an allen Stichwörtern des RD rd. 13,3%, das I als zweitstärkster Vokal bringt es gerade mal auf 8,1%, gefolgt vom A mit 6,5%. Das U schafft vergleichsweise bescheidene 3,9% und das O 3,4%. Eigenartigerweise ist dafür das sechsfache U im Standard-Buchstabenset doppelt so stark vertreten wie das nur dreifache O!
Allerdings sagt diese Aufstellung nichts Endgültiges über die Häufigkeit von Buchstaben in Texten oder in der gesprochenen Sprache aus, da hier bestimmte Wörter besonders häufig vorkommen, zumal hier auch gebeugte Formen Verwendung finden, die so nicht als Stichwort im Wörterbuch gelistet sind. Die Umlaute bleiben bei dieser Aufstellung außen vor.
Das längste Wort mit den meisten Vokalen ist in Geros SuperDic IDEOLOGIEFREIE - 9 Vokale in einem 13-buchstabigen Wort! Das längste Wort mit den wenigsten Vokalen ist TSCHENSCHST - ein einsames E in einem 11-buchstabigen Wort!
Das kürzeste Wort mit den meisten Vokalen in Geros SuperDic ist AUWEIA - fünf Vokale in einem 6-buchstabigen Wort!
Apropos 5: das kürzeste Wort mit allen 5 Vokalen des deutschen Alphabets ist die auch im SuperDic gelistete 7-buchstabige Pflanze SEQUOIA! 5 aufeinanderfolgende Vokale in einem Wort ist das Maximum, was die deutsche Sprache bieten kann und dies auch nur erreichbar über die Konstruktion von zusammengesetzten (Haupt-)Wörtern: die 7-buchstabigen TEEEIER sind hier an erster Stelle zu nennen, gefolgt von TREUEEID und ZWEIEIIG mit jeweils 8 Buchstaben. Von lautmalerischen Wörtern wollen wir hier Abstand nehmen, neeeeiin, das gilt hier nicht!
Während ich schreibe, kocht mein Frühstücksei. Wie es sich gehört natürlich nicht aus der Käfighaltung, sondern ein echtes Bioei von glücklichen Hennen. BIOEIER hat auch 5 aufeinanderfolgende Vokale und kommt wie TEEEIER mit nur 7 Buchstaben aus. Merkwürdigerweise sind die BIOEIER weder in Geros SuperDic, noch im RD, noch im UD noch im Großen Duden als Stichwort aufgeführt! Teufel aber auch!
Vermutlich waren die Dudens noch nie einkaufen, man und frau ist über solche niederen Tätigkeiten offensichtlich erhaben ...
Gerö
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Beim Wort BIOEIER läuft wohl so manchem Scrabbler das Wasser im Munde zusammen. Ich bin aber momentan nicht sicher, ob man es guten Gewissens auf die Duden-Wunschliste setzen könnte, denn Wikipedia schreibt es mit Bindestrich:
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Interessant ist ein Vergleich der Häufigkeit der Vokale in der deutschen Sprache mit anderen Sprachen.
Hier eine Übersicht der Vokale in 5 europäischen Sprachen, geordnet nach ihrer Häufigkeit:
Deutsch: E - I - A - U - O Englisch: E - A - O - I - U Französisch: E - A - I - U - O Spanisch: E - A - O - I - U Italienisch: E - A - I - O - U
Die vokalreichste Sprache ist Italienisch, mit rund 48% ist fast jeder zweite Buchstabe ein Vokal. Im Spanischen und Französischen machen die Vokale ca. 45% bzw. 42% aller Buchstaben aus. Die englische und deutsche Sprache mit jeweils 38% sind fast ident. Ob hier allerdings die deutschen Umlaute als Vokale mitgezählt wurden, ist mir unbekannt - vermutlich aber nein.
Fast jeder zweiter Buchstabe ein Vokal - das muss ich höchstpersönlich vor Ort nachprüfen. Werde mir mal dafür die erste Monatshälfte August reservieren. Wehe Italien, das stimmt nicht!
Gerö
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Es kann sein, dass es einen nennenswerten Unterschied macht, ob man die Vokalhäufigkeit auf Grund einer Wortliste oder einer größeren Sammlung von fortlaufenden Texten bestimmt. Es könnte ja sein, dass die häufig verwendeten Wörter mehr Vokale enthalten als die seltenen (oder umgekehrt).
Ein ähnlicher Fall, wo dieses Phänomen eine Rolle spielt, ist die Häufigkeit des D im Deutschen. Wegen Wörtern wie DER, DIE, DAS, DES, DEM, DEN, DA, UND, DENN, DANN, DASS ist das D in einem fortlaufenden Text wesentlich häufiger als in einer Wortliste. Das dürfte der Grund dafür sein, weshalb es im deutschen Buchstabensatz vier D gibt, obwohl auf Grund der Wortliste nur drei gerechtfertigt wären.
Die Angaben zur Häufigkeit der Vokale wurden der Dudenbroschüre "unnützes Sprachwissen" entnommen, vermutlich richten sie sich nach der Frequenz der Buchstaben im Dudenkorpus.
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Auf -us endende Wörter können, sofern sie nicht wie Humus, Status oder Luxus unzählbar sind und daher keinen Plural haben, verschiedene Pluralformen aufweisen, bei manchen Nomen sind sogar mehrere Pluralformen möglich. Nachstehend einige Beispiele, die ich der Dudenbroschüre "Unnützes Sprachwissen" entnommen habe:
der Abusus - Abusus (Missbrauch) der Bolus - Boli (Tonerdesilikat; Med. Bissen; große Pille) der Bonus - Boni, Bonusse der Diskus - Disken, Diskusse der Duktus - kein Plural der Exitus - kein Plural der Fötus - Föten, Fötusse das Genus - Genera (Art, Gattung, vorwiegend in der Sprachwissenschaft gebräuchlich) der Globus - Globen, Globusse der Humus - kein Plural der Kasus - Kasus (Vorkommnis; in der Sprachwissenschaft auch Casus: der Fall) der Kaktus - Kakteen (umgangsspr. auch Kaktusse, gilt aber standardsprachlich als nicht anerkannt) der Konus - fachspr. Konen, Konusse der Korpus - Korpusse (menschlicher Körper, Klangkörper) das Korpus - Korpora (hier im Sinne einer (Daten-)Bank) der Krokus - Krokusse der Kubus - Kuben der Lapsus - Lapsus der Luxus - kein Plural der Malus - Malus, Malusse der Modus - Modusse erstaunlich: der Pl. Modi fehlt in der Broschüre, Modusse hingegen taucht ansonsten in keinem Dudenwerk auf!
der Nimbus - Nimbusse der Numerus - Numeri (Achtung: mit Numeri bezeichnet man auch das 4. Buch Mose!) der Obolus - Obolus, Obolusse der Oktopus - Oktopoden (Zool. Achtfüßer) das Opus - Opera der Passus - (nur) Passus der Primus - Primi, Primusse der Sinus - Sinus, Sinusse der Sozius - Sozii, Soziusse, (den ebenfalls möglichen Pl. Sozien hat die Broschüre wohl vergessen aufzuführen!)
der Spasmus - Spasmen der Status - Status (ich spreche aus leidvoller Erfahrung: der bisweilen auffallende Pl. Statusse ist falsch) der Tonus - Toni
der Torus - Tori (1. (Kunstwissenschaft) wulstartiger Teil an der Basis der antiken Säulem 2. (Mathematik) ringförmige Fläche, die durch die Drehung eines Kreises um eine in seiner Ebene liegende, den Kreis aber nicht treffende Gerade entsteht; Kreiswulst 3. (Medizin) Wulst
der Turnus - Turnusse der Usus - kein Plural
Gerö
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Es ist klar, dass deine Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Trotzdem oder gerade deswegen ein paar Ergänzungen, die mir interessant vorkommen:
Abakus - Abaki, Abakusse (ursprünglich griechisch, aber über das Lateinische ins Deutsche gekommen) Albus - Albusse Animus - kein Plural Arcus, Arkus - kein Plural Argus - Argusse Bulbus - Bulbi, Bulben (Bot. Zwiebel; Med. Augapfel; Anschwellung) Campus - im RD Plural Campus, im UD auch Campusse Corpus - Corpora (nur Neutrum!) Dolus - kein Plural (Rechtsspr. List; böse Absicht) Favus - Favi, Faven (Med. eine Hautkrankheit; Zool. Wachsscheibe im Bienenstock) Ficus - Fici (ein Zierbaum) Filius - Filiusse Fiskus - Fisken, Fiskusse Fokus - Fokusse Fungus - Fungi (Med. schwammige Geschwulst)
So, damit lass ich es einmal gut sein.
Noch eine Warnung: TORUS steht weder im RD noch im UD! (Was mich schon oft geärgert hat.)
Noch eine Warnung: TORUS steht weder im RD noch im UD! (Was mich schon oft geärgert hat.)
na ja, aber im SuperDic ist es gelistet (im GWG und Canoonet übrigens auch) - für das Forum hier reicht das ...
Gero
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Das wäre noch der GENIUS (Plural GENIEN) - mit GENIUSSE* konnte ich einmal kräftig punkten, aber nur, weil kein Zweifel vom Gegner angemeldet wurde.
Die Auflistung von STATUS unter der Unzählbaren ist falsch (wie sich ja auch aus dem weiteren Text ergibt); es hat eben nur keinen scrabblerelevanten Plural.