Bei posthinc bin ich etwas unsicher, weil der Artikel in L&S eingeklammert ist:
Zitat(posthinc, adv., after this, hereafter, etc.; in Verg. A. 8, 546; id. G. 3, 300, more correctly separate, post hinc.)
Es steht ja nur "more correctly separate", also ist die Zusammenschreibung nicht falsch. Außerdem sind die analogen Artikel für posthaec und posthoc nicht eingeklammert, obwohl dort auch die Getrenntschreibung angegeben ist.
Ich tendiere daher dazu, posthinc als gültig anzusehen.
Zitat von Vergil auf http://www.thelatinlibrary.com/vergil/aen8.shtml[...] mactat lectas de more bidentis Euandrus pariter, pariter Troiana iuuentus. 545 post hinc ad nauis graditur sociosque reuisit, quorum de numero qui sese in bella sequantur praestantis uirtute legit; pars cetera prona fertur aqua segnisque secundo defluit amni, nuntia uentura Ascanio rerumque patrisque. 550
Vergil, Georgica, Buch 3, Vers 300 (Verg. G. 3, 300)
Zitat von Vergil auf http://www.thelatinlibrary.com/vergil/geo3.shtmlpost hinc digressus iubeo frondentia capris 300 arbuta sufficere et fluuios praebere recentis, et stabula a uentis hiberno opponere soli ad medium conuersa diem, cum frigidus olim iam cadit extremoque inrorat Aquarius anno.
Ich müsste nachforschen, wie der Befund in den Handschriften ist. Es sieht nämlich ganz danach aus, dass uns in der Vergil-Ausgabe auf http://www.thelatinlibrary.com/verg.html moderne Emendationen vorliegen.
Mit der Getrennt- und Zusammenschreibung ist es sowieso so eine Sache, weil bei den antiken Römern doch die scriptio continua üblich war...
In dieser Vergil-Ausgabe (Author: Publius Vergilius Maro, Karl Hermann Weise, Virgil; Publisher: sumtibus et typis Caroli Tauchnitii; Year: 1853) wurde - zumindest in der Äneis - die Getrenntschreibung gewählt:
In dieser Vergil-Ausgabe (Author: Virgil, John Conington, Publisher: Harper & Bros., Year: 1863) wurde - zumindest in der Äneis - die Getrenntschreibung gewählt:
Verg. G. 3, 300 http://www.archive.org/stream/publivergi...e/n74/mode/2up; Auf der Seite mit dem Vers 300 wurden beim Einscannen schlampig gearbeitet, sodass nicht zu erkennen ist, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung vorliegt, weil post am linken Rand der Seite fehlt...
Ein textkritischer Apparat oder irgendwelche Kommentare fehlen.
Otto Ribbeck arbeitet da schon gewissenhafter in seiner Vergil-Ausgabe (P. Vergili Maronis opera, recens. O. Ribbeck (1859)), denn hier ist ein textkritischer Apparat vorhanden.
Verg. A. 8, 546 http://www.archive.org/stream/pvergilima.../n857/mode/2up; Hier liegt Getrenntschreibung vor. Unten im textkritischen Apparat unter VARIA LECTIO steht leider nichts von einer etwaigen Lesart posthinc mit Zusammenschreibung. Unter TESTIMONIA findet sich ein Verweis zu Priscianus 1105 P. Man könnte dieser Spur natürlich nachgehen. Ich bezweifle aber, dass das etwas bringt, denn es ist nicht gesagt, dass Priscian etwas zur Schreibung von post hincangibt. Denn wenn es in irgendeiner Handschrift eine Lesart mit Zusammenschreibung gegeben hätte, hätte Ribbeck diese bestimmt unten aufgeführt.
Verg. G. 3, 300 http://www.archive.org/stream/pvergilima.../n195/mode/2up; Hier liegt Getrenntschreibung vor. Leider ist der textkritische Apparat so schlecht eingescannt, dass man nur sehr schwer lesen kann, was dort steht. So weit ich aber sehen kann, was dort steht, ist keine Lesart mit Zusammenschreibung angegeben. Der eine Verweis oben im textkritischen Apparat unter TESTIMONIA bezieht sich lediglich auf einen Kommentar bei Servius zu Verg. A. 8, 546, scheint für unsere Belange jedoch irrelevant zu sein.
Ich hatte noch keine Quintessenz gezogen, war noch gar nicht fertig, lieber Linhart, aber die Tendenz scheint nach diesen Stichproben schon in die Richtung zu gehen, dass POST HINC getrennt geschrieben wird...
Ich wüsste halt zu gern, in welcher Vergilausgabe die Zusammenschreibung vorliegt und aus welchem Codex (welchen Codices) diese Schreibweise stammt... Dazu bräuchte ich endlich mal einen gescheiten textkritischen Apparat...
Entschuldige bitte, ich hatte den Eindruck, dass du da mit vertretbarem Aufwand nichts Wesentliches mehr finden kannst. In Zukunft werde ich mich aber bemühen, nicht so voreilig zu sein.
Zitat von linhartEntschuldige bitte, ich hatte den Eindruck, dass du da mit vertretbarem Aufwand nichts Wesentliches mehr finden kannst. In Zukunft werde ich mich aber bemühen, nicht so voreilig zu sein.
Was redest du da, Linhart! Wofür entschuldigst du dich - du hast doch gar keine "Schuld auf dich geladen" ! Ich habe mein voriges Posting doch gar nicht als Zurechtweisung o. dgl. gemeint! Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich noch ein bisschen weitersuchen will - vielleicht finde ich ja doch noch diese ominöse Vergil-Handschrift, wo POSTHINC zusammengeschrieben wird. Und wenn ich diesen Codex finde, kann ich vielleicht Aussagen zu dessen Zuverlässigkeit machen...
Und: Was ist schon ein vertretbarer Aufwand... Es kommt immer darauf an, wen du fragst... Tja, so ist das.
Sollte ich tatsächlich einen Codex finden, wo POSTHINC zusammengeschrieben wird, dann ist dieser Codex wahrscheinlich ein ganz verderbter. Die zuverlässigeren Codices sind höchstwahrscheinlich diejenigen, wo POST HINC auseinander geschrieben wird. Und da sich Lewis und Short keine Lesart "diskriminieren" wollten (möglicherweise auch in Anbetracht der in der Antike üblichen scriptio continua, haben sie POSTHINC in ihr Wörterbuch aufgenommen, aber da diese Lesart mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die richtige ist, haben sie den Stichworteintrag POSTHINC in Klammern gesetzt.
Ich bin neugierig, was ich tatsächlich herausfinden kann, und ob ich mit meinem Tipp richtig liege...
Da jetzt wieder Freitag-Samstag-Sonntag ist, habe ich wieder Ruhe und Muße, hier meinen schönen Lateingeschäften nachzugehen...
Das ist zwar kein echter textkritischer Apparat mit der Angabe von verschiedenen Lesarten in verschiedenen Codices, aber immerhin ein Kommentar:
Meine Übersetzung:
Graditur bezieht sich auf Äneas. Vgl. Vers 271. Servius sagt: "eins ist leer, entweder 'post' oder 'hinc', wie in..." und nun kommt ein Verweis auf die Vergil-Stelle in den Georgica, 3, 300, die wir schon kennen": aber sowohl hier wie auch dort (d.h. in der Äneis und in den Georgica) bezieht sich 'post' auf die Zeit und 'hinc' auf den Ort.
Der Vers 546 in der Äneis lautet folgendermaßen (meine eigene Übersetzung):
post hinc ad navis graditur sociosque revisit danach (post) schreitet er von hier (hinc) zu den Schiffen und erblickt wieder seine Gefährten
[546] post hinc ad naves graditur unum vacat, aut 'post', aut 'hinc', ut “post hinc digrediens iubeo frondentia capris arbuta” : tale est et illud “primus ibi ante omnes” .
tale est et illud “primus ibi ante omnes” lautet in meiner Übersetzung: So ist auch jene (Formulierung): "der erste hier vor allen (anderen)"
Ich denke, Servius meint hier mit vacat, dass bei Vergil ein Pleonasmus (Redundanz) vorliegt, was Conington & Nettleship jedoch verneinen, da sie post als Zeitangabe und hinc als Ortsangabe verstehen.
Für mich ist sowohl der antike Kommentar von Servius als auch der moderne von Conington & Nettleship ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei POST HINC nicht um ein Wort, sondern um zwei Wörter handeln muss, was Getrenntschreibung impliziert.
Mittlerweile habe ich eine ganze Reihe Vergilausgaben auf http://archive.org/search.php?query=Verg...diatype%3Atexts auf das Vorkommen von POSTHINC überprüft, bin bis jetzt aber nirgends fündig geworden, da sämtliche von mir eingesehenen Ausgaben POST HINC getrennt schreiben.
Auf http://archive.org/details/pvergilimaronis08virggoog (P. Vergili Maronis Aeneis: cum delectu variae lactionis (1889), Author: Virgil, Publisher: Apud Weidmannos, Year: 1889), finde ich einen textkritischen Apparat, wo allerdings keine alternativen Lesarten zum Vers 546 im 8. Buch der Äneis vermerkt sind!
Vielleicht ist es ja so, dass es gar keine Lesart POSTHINC gibt, sondern dass dies eine modernere Emendation ist...
Auf http://archive.org/stream/pvergilimaroni...e/n188/mode/2up (Author: Virgil, Publisher: London, Macmillan and co., ltd.) habe ich einen Kommentar zu den Georgica 3, 300 gefunden, der aber keine Auskunft über ein etwaiges Vorkommen von POSTHINC gibt: