Hier habe ich noch eine Ausgabe mit textkritischem Apparat gefunden. Es ist eine Teubner-Ausgabe von Otto Ribbeck, 1894 (Author: Virgil, Otto Ribbeck, Volume: 1-4, Publisher: in aedibvs B. G . Teubneri, Year: 1894).
Ich stelle fest, dass auch hier, wo von verschiedenen Lesarten die Rede ist (varia lectio), keine etwaige Lesart POSTHINC genannt wird. Je mehr ich nachforsche, desto mehr tendiere ich daher zu der Vermutung, dass es überhaupt keinen Codex mit dieser Lesart gibt, und dass es sich bei POSTHINC möglicherweise um eine (falsche) Emendation modernen Datums handelt, auf die L&S in ihrem eingeklammerten Stichworteintrag verweisen.
Für den Vers 300 der Georgica Buch III wird lediglich auf die Lesart DIGREDIENS statt DIGRESSUS verwiesen. Ansonsten finden wir keinen weiteren Kommentar zum Vers 300. Den Verweis auf den Serviuskommentar hatte ich im Beitrag #13 bereits behandelt.
In einer französischen Vergil-Ausgabe Bucoliques. Géorgiques. Enéide (1916), Author: Virgile; Goelzer, Henri, 1853-1929; Sainte-Beuve, Charles Augustin, 1804-1869. Étude sur Virgile, Subject: Virgile, Publisher: Paris : Garnier, Language: French wurde hinc digressus im Vers 330 der Georgica, Buch III, sogar als Einschub zwischen zwei Kommata gesetzt, was die Getrenntschreibung von POST HINC noch besonders hervorhebt.
In der Äneis, Buch VIII, derselben Ausgabe wurde im Vers 546 ebenfalls die Getrenntschreibung gewählt.
In den französischen Kommentaren zur Äneis und zu den Georgica steht nichts über eine etwaige Lesart POSTHINC.
Ich habe nun (mit für mich durchaus vertretbarem Aufwand) die meisten der auf http://archive.org/search.php?query=Vergili&page=1 und http://archive.org/search.php?query=Vergili&page=2 verfügbaren Vergil-Ausgaben der Reihe nach durchgeklickt und eingesehen und in Verg. A. 8, 546 und Verg. G. 3, 300 sowohl im Vergil-Text selbst als auch, sofern vorhanden, in den dazugehörigen Kommentaren und textkritischen Apparaten nach einer etwaigen Zusammenschreibung von POSTHINC gesucht.
Ich habe jedoch nirgends diese Zusammenschreibung gefunden. Die Angaben in den textkritischen Apparaten, die ich vorgefunden habe, deuten auch nicht darauf hin, dass es überhaupt einen Codex mit der Lesart POSTHINC mit Zusammenschreibung gibt. Ich finde nirgends auch nur einen vagen Anhaltspunkt für die Existenz von POSTHINC. Mir ist nicht klar, woher L&S die Information zur Existenz einer etwaigen Zusammenschreibung haben bzw. auf welche Ausgabe oder auf welchen Altphilologen sie sich stützen.
Aufgrund dieses Ergebnisses meiner - zwar eingehenden und systematischen, aber natürlich trotzdem nur stichprobenartigen - Nachforschungen insbesondere auf http://archive.org/search.php?query=Vergili&page=1 und http://archive.org/search.php?query=Vergili&page=2 komme ich zu dem Schluss, dass wir uns in unserem latin.dic dem Georges und dem Langenscheidt anschließen sollten (vgl. meinen Beitrag #3) und das im L&S eingeklammerte Wort POSTHINC als unzulässig betrachten und demnach nicht in unser latin.dic aufnehmen sollten.