Zitat von Bussinchen auf OCENichtsdestotrotz werde ich noch unter Google Books nach der Sillig-Ausgabe weitergoogeln. Mich interessiert das jetzt einfach. Ich habe schon verschiedene von Google Books eingescannte Sillig-Bände gesehen und auch schon einen als pdf heruntergeladen, aber es hat sich dann im Nachhinein herausgestellt, dass in diesem Band leider nicht das Buch XI von Plinius enthalten ist (weil die Google-Angaben zum Inhalt der eingescannten Bücher nicht genau genug sind). Ich bin aber auf einer heißen Spur...
Ich glaube, ich muss es aufgeben, im Internet nach einer Ausgabe von Plinius Buch 11 des Herausgebers Sillig inkl. Silligs Ausführungen zur Lesart OCE im textkritischen Apparat zu suchen. Ich finde einfach nichts. Ich finde online zwar Sachen von Sillig, aber eben leider nicht das Buch 11 mit der OCE-Textstelle. Gerade der textkritische Apparat von Sillig hätte mich aber so brennend interessiert. Vielleicht muss ich mal in schwedischen Bibliothekskatalogen gucken, ob es die Sillig-Ausgabe des 11. Buches von Plinius irgendwo in der Druckversion gibt, und diese gegebenenfalls per Fernleihe bestellen oder die betreffende Bibliothek bitten, mir den textkritischen Apparat zur OCE-Stelle einzuscannen oder zu fotokopieren und mir zu schicken.
[EDIT] Ach ja, ich hatte doch schon in Bibliothekskatalogen rumgeguckt: OCE (2)...
Deine Studien sind so phantastisch und zeigen mir eine mir bisher ganz unbekannte Welt! Ich habe nicht geahnt, wie intensiv und ausführlich die alten Texte bereits analysiert worden sind.
Ich denke aber, dass es für unsere Zwecke letztlich nicht so entscheidend ist, ob es das Wort OCE tatsächlich gegeben hat. Wir müssen uns ja auch sonst auf L&S verlassen, und dort steht nun einmal dieses Wort. Ich habe es aber auf Grund deiner Ausführungen in die Kategorie 4 gegeben (das entspricht dem Stern in L&S). Da es sich um ein so kurzes Wort handelt, ist ja die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es der Computer legt. Ich möchte nicht haben, dass Leute, die sich im Latein-Scrabblen versuchen, gleich am Anfang vor den Kopf gestoßen werden.
Zitat von linhart1.) Deine Studien sind so phantastisch und zeigen mir eine mir bisher ganz unbekannte Welt! Ich habe nicht geahnt, wie intensiv und ausführlich die alten Texte bereits analysiert worden sind.
2.) Ich denke aber, dass es für unsere Zwecke letztlich nicht so entscheidend ist, ob es das Wort OCE tatsächlich gegeben hat. Wir müssen uns ja auch sonst auf L&S verlassen, und dort steht nun einmal dieses Wort.
3.) Ich habe es aber auf Grund deiner Ausführungen in die Kategorie 4 gegeben (das entspricht dem Stern in L&S).
4.) Da es sich um ein so kurzes Wort handelt, ist ja die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es der Computer legt. Ich möchte nicht haben, dass Leute, die sich im Latein-Scrabblen versuchen, gleich am Anfang vor den Kopf gestoßen werden.
zu 1.: Tja, da sieht man mal! Ich freu mich ganz wahnsinnig darüber, dass dir meine Lateinforum-Beiträge gefallen!
zu 2.: Ja, schon auch, ich könnte auch "Jein" sagen. Es stehen ja auch falsche Schreibweisen drin im L&S, siehe Incorrectly written words. Daher muss man m.E. das differenzierter sehen. Das Dumme ist halt, dass der OCE-Eintrag so knapp gehalten ist: ocē, ēs, f., a kind of little bird, a swallow, Plin. 11, 47, 107, § 257; v. Sillig, ad h. l. (al. orcen, oten). Meine Kritik am L&S: Es ist kein Sternchen dabei (für Hapax legomenon), dabei ist nur eine einzige Belegstelle angegeben, und zudem scheint (scheint! - sicher sein kann man nicht, ob es wirklich so ist) OCE nur die Lesart zu sein, für die Sillig plädiert, vielleicht ist OCE dann nicht einmal ein richtiges 1/1 Hapax legomenon... Aber klar: Lewis & Short haben sich sicher auch Gedanken dazu gemacht, ob sie das Wort aufnehmen sollen oder nicht. Und sie haben es in ihr Dictionary aufgenommen. So du hast schon Recht, Linhart. Wir sollten uns vorrangig an L&S halten. Andererseits hat sich auch Georges Gedanken gemacht, und der Georges ist auch ein sehr ausführliches Wörterbuch, der gern von deutschsprachigen Altphilologen verwendet wird. Und im Georges steht OCE eben nicht drin... Es ist wirklich ein Dilemma.
Nach meiner eigenen (freien, interpretierenden) Übersetzung im Beitrag #22, die ich selbst - Verzeihung! - für sehr gut gelungen halte ( ), tendiere ich ja tatsächlich dazu, die Lesart OCE für die richtige, oder wenn nicht DIE richtige, dann doch für eine mit hoher Wahrscheinlichkeit richtige, zu halten. Der Satz Die [Forscher], die bestreiten, dass es irgendein geflügeltes Tier ohne Füße gibt, [können nämlich] bestätigen, dass die zur Gattung der Apus gehörenden Arten Oce (= Mauersegler?) und Drepanis, von denen die Drepanis*) eine sehr seltene Spezies ist, tatsächlich [Füße] haben. ist einfach grammatisch einwandfrei und in meinen Augen in sich stimmig. Der Satz ist also nicht nur grammatisch, sondern auch inhaltlich perfekt. Und es wäre eine Lectio difficilior, das auf jeden Fall. Ich schließe mich also Sillig an, obwohl ich seine Argumentation (noch) gar nicht gelesen habe.
zu 3.: Das ist eine sehr weise Entscheidung, Salomon! Und die Beugungen hast du auch drin, oder? siehe OCE (2)
zu 4.: Genau! Du hast völlig Recht! Sehr gut, Linhart , das sehe ich auch so! Du denkst auch pragmatisch, und das ist gut so!
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Ach macht das einen Spaß, zusammen mit dir das latin.dic zu erarbeiten!
Ich habe alle von dir angegebenen Beugungsformen drinnen, mit Ausnahme von OCON. Das liegt zunächst einmal daran, dass diese Form von Spellchecker nicht zu den hier vermutlich anzuwendenden griechischen Formen (Code j) gerechnet wird.
Aber wenn ich die Lage richtig sehe, so handelt es sich bei oce um ein Femininum der ersten Deklination, und diesbezüglich steht z.B. in der Allen/Greenough-Grammatik, dass die Pluralformen den regulären lateinischen Formen entsprechen:
Zitat Greek forms are found only in the singular; the plural, when it occurs, is regular: as, comētae, -ārum, etc.
Zitat von linhartIch habe alle von dir angegebenen Beugungsformen drinnen, mit Ausnahme von OCON.
Das ist ja einsame Spitze, dass du immer kritisch bleibst und mir nicht einfach blindlings vertraust, wenn ich irgendwas behaupte (wie in diesem Fall die Deklinationsformen von OCE auf OCE (2))!
Wenn man der griechischen Allen/Greenough-Grammatik auf http://perseus.uchicago.edu/cgi-bin/phil...rseusMonographs Glauben schenkt, hast du völlig Recht, dass der latinisierte Genitiv Plural von OCE nicht OCON, sondern OCARUM heißen müsste! Die Rubenbauer/Hofmann-Grammatik schweigt sich im §45 (8. Griechische Deklination) leider dazu aus. Daher plädiere ich nun auch dafür, dass wir für das Paradigma von OCE im Singular die bei Allen/Greenough angegebenen Endungen von epitome, im Plural die Endungen von cometae,-arum übernehmen.
Da ich unbedingt wissen möchte, was Sillig zur Lesart OCE sagt, und wie er für diese Lesart argumentiert, habe ich eben eine E-Mail an die Kungliga Biblioteket in Stockholm geschickt. Die Kungliga Biblioteket in Stockholm ist nämlich im Besitz der achtbändigen Plinius-Ausgabe von Julius Sillig. Mir ist es egal, dass wir das Wort OCE jetzt sowieso schon ins latin.dic aufgenommen haben; mich interessiert es einfach brennend, was Sillig zur Lesart OCE meint. Zu wissen, wie Sillig argumentiert, wäre einfach eine wunderschöne Abrundung unserer nahezu beendeten, ungemein spannenden OCE-Diskussion hier im Latein-Forum.
C. Plini Secundi Naturalis historiæ libri XXXVII / recensuit et commentariis criticis indicibusque instruxit Iulius Sillig
Jag behöver se Silligs kommentar i den textkritiska apparaten (fotnoter) till textstället Plin. 11, 47, 107, § 257, där Sillig argumenterar (antagligen på latin), varför han tror att varianten OCE (OCEN) är rätt jämfört med andra varianter (andra ord) som andra utgivare har valt i sina Plinius-utgåvor). Plin. 11 betyder att textstället står i Plinius’ bok 11 (av alla 37 böcker Plinius sammanlagt har skrivit).
Diskussionen i Silligs kommentar avser alltså ordet OCEN (som står 2 ord före “drepanin”) i följande mening hos Plinius (jag har markerat den med fet stil och i blått):
107. [256] Avium aliae digitatae, aliae palmipedes, aliae inter utrumque, divisis digitis adiecta latitudine. sed omnibus quaterni digiti, tres in priore parte, unus a calce. hic deest quibusdam longa crura habentibus. iynx sola utrimque binos habet; eadem linguam serpentium similem in magnam longitudinem porrigit; collum circumagit in aversam se; ungues ei grandes ceu graculis. [257] avium quibusdam gravioribus in cruribus additi radii, nulli uncos habentium ungues. longipedes porrectis ad caudam cruribus volant; quibus breves, contractis ad medium. qui negant volucrem ullam sine pedibus esse, confirmant et apodas habere, ocen et drepanin, quae ex his rarissime apparet. – Visae iam et serpentes anserinis pedibus. –
Därför vore det bra om ni kunde skanna in sidan/sidorna med Plinius’ text inklusive Silligs textkritiska kommentar (det är Silligs textkritiska kommentar som jag framför allt är ute efter) och maila inskanningen till mig. Helst skulle jag vilja ha inskanningen i pdf-formatet. Se till att Silligs kommentar kommer med i sin helhet, så att det inte kommer att fattas någonting i fall att kommentaren fortsätter även på nästa sida.
Die Bibliothekarin in der Kungliga Biblioteket in Stockholm hat in der Plinius-Ausgabe von Sillig (http://libris.kb.se/bib/2968869?vw=full) auf meinen Wunsch hin die Seite mit Silligs textkritschem Kommentar zur OCE-Textstelle Plin. 11, 47, 107, § 257 eingescannt und mir kostenlos (!) als pdf-Datei zugemailt (siehe Anhang dieses Beitrags). Das nenne ich einen hervorragenden und außerordentlich schnellen Service, und ich freue mich ungemein über die freundliche Art, mir zu helfen und noch nicht einmal die dafür anfallenden Kosten dafür zu berechnen. (Ursprünglich war am Telefon von 100 kr Unkostenbeitrag fürs Einscannen oder Zusenden von Fotokopien die Rede gewesen.) Das war wirklich ein ausgezeichneter Service, und das möchte ich an dieser Stelle lobend erwähnen!
Nun kann ich also endlich Silligs Lesart und Kommentar zu OCEN lesen! Yippiiiiieeeee!!!
Bei Sillig lautet der Pliniussatz 11, 47, 107, § 257 folgendermaßen:
Qui negant volucrem ullam sine pedibus esse confirmant et apodas habere et ocen et drepanim, quae ex his rarissime adparet.
Mir fällt auf, dass in Silligs Lesart vor ocen noch ein et eingefügt ist.
Wegen dieses zusätzlichen et müsste ich meine Übersetzung in meinem Beitrag #22 noch einmal überarbeiten und anpassen:
Die [Forscher], die bestreiten, dass es irgendein geflügeltes Tier ohne Füße gibt, [können nämlich] bestätigen, dass sowohl die Gattung der Apus als auch die Arten Oce und Drepanis, von denen die Drepanis eine sehr seltene Spezies ist, tatsächlich [Füße] haben.
Zum Vergleich noch einmal meine vorige Fassung im Beitrag #22, die da lautete:
Die [Forscher], die bestreiten, dass es irgendein geflügeltes Tier ohne Füße gibt, [können nämlich] bestätigen, dass die zur Gattung der Apus gehörenden Arten Oce (= Mauersegler?) und Drepanis, von denen die Drepanis eine sehr seltene Spezies ist, tatsächlich [Füße] haben.
Sillig schreibt in seinem textkritischen Apparat:
Emendavit iam Pint. _ breves, d. pedes, R _ ocen, R (codd. Gel.) ocem, d. nectoren, K. nectorem, codd. Barbari. orcen, β. oten, Broter. γ. hirundinem, Pint. et cum Hard. Schneid. ad Aristot. hist. anim. 1, 1. p. 487b 27. T. II. p. 7. Quae coniectura quamquam multum per Aristotelis testimonium commendatur, codices tamen sequi malui, cum illa ab his nimium recedat neque quomodo horum scriptura adeo mutata fuerit, liqueat. Intelligendum videtur alias ignotum genus avium; de otide cogitare vix in animum inducas. nycterin, Barbar. nycterida vel nycteridem, Gesner. hist. anim. 3, 629., qui rursus p. 767. alopecem et nycterin proponit. _ drepanim, R. drepani, d. drepanin, Barbar. et codd. Gel. βγ. _ quae ex his, R. ex his quae, Θ. in eis quae, d βγ. _ apparet, R. apparent, d βγ. _ tam, R. _ et, R d. etiam, βγ.
Schon Pint. (Pintianus = Fernando Núñez de Toledo y Guzmán) hat verbessert breves, d. pedes, R _ ocen, R (codd. Gel.) ocem, d. nectoren, K. nectorem, codd. Barbari. orcen, β. oten, Broter. γ. hirundinem, Pint. und mit Hard. Schneid. zu Aristot. hist. anim. 1, 1. p. 487b 27. T. II. p. 7. Obwohl diese Konjektur sich viel empfiehlt durch das Zeugnis von Aristoteles, wollte ich doch lieber den Codices folgen, da jene von diesen zu sehr abweicht und nicht klar ist, auf welche Weise deren Schrift so sehr verändert wurde. Man muss sich anscheinend eine sonst unbekannte Art von Vögeln vorstellen/denken/erkennen/wahrnehmen; du magst dich kaum dazu entschließen, an eine Trappe zu denken. nycterin, Barbar. nycterida odernycteridem, Gesner. hist. anim. 3, 629., der auf Seite 767. wieder alopecem et nycterin vorschlägt. _ drepanim, R. drepani, d. drepanin, Barbar. und die Codices Gel. βγ. _ quae ex his, R. ex his quae, Θ. in eis quae, d βγ. _ apparet, R. apparent, d βγ. _ tam, R. _ et, R d. etiam, βγ.
Meine Übersetzung des Kommentars von Sillig:
Schon Pint. (Pintianus = Fernando Núñez de Toledo y Guzmán) hat Emendationen vorgenommen. breves, d. pedes, R _ ocen, R (codd. Gel.) ocem, d. nectoren, K. nectorem, codd. Barbari. orcen, β. oten, Broter. γ. hirundinem, Pint. und mit Hard. Schneid. zu Aristot. hist. anim. 1, 1. p. 487b 27. T. II. p. 7. Obwohl diese Konjektur aufgrund des Textes von Aristoteles sehr naheliegt, wollte ich doch lieber den Codices folgen, da die besagte Konjektur zu sehr abweicht von den Wortlauten der Codices und da nicht klar ist, wie man deren Text in so hohem Grade abändern konnte. Man muss sich anscheinend eine ansonsten unbekannte Vogelart vorstellen; man mag sich kaum dazu entschließen, an eine Trappe (otis, otidis) zu denken. nycterin, Barbar. nycterida odernycteridem, Gesner. hist. anim. 3, 629., der auf Seite 767. wieder alopecem et nycterin vorschlägt. _ drepanim, R. drepani, d. drepanin, Barbar. und die Codices Gel. βγ. _ quae ex his, R. ex his quae, Θ. in eis quae, d βγ. _ apparet, R. apparent, d βγ. _ tam, R. _ et, R d. etiam, βγ.
Sillig kann also nicht nachvollziehen, wie man Konjekturen vornehmen kann, die im Wortlaut so extrem von den in den Codices vorliegenden Wortlauen abweichen. Das ist genau meine These, vgl. meine Ausführungen im Beitrag #28. Silligs Argumentation ist mir absolut plausibel. Ich hatte im Beitrag #28 schon geschrieben, dass mir die Lesart des Codex R (= Codex Riccardianus) noch am ehesten zusagt: et ocen. Wenn man sich für diese Lesart inkl et entscheidet, dann wären die Oce und die Drepanis aber keine Teilmenge der Apoden mehr, so wie ich in meiner eigenen Linné-Mauersegler-inspirierten Fassung geschrieben hatte, sondern Oce und Drepanis wären zusätzlich zur Gattung der Apoden zwei weitere Vogelarten mit sehr kleinen Füßen. Wenn es stimmt, dass OTIS,-IDIS tatsächlich eine Trappenart ist, dann gehe ich mit Sillig konform, dass diese großen Vögel mit ausgesprochen kräftigen Beinen und Füßen nicht als sogenannte Fußlose in Frage kommen. Daher wäre eine weitere Konjektur et otidem auszuschließen. Oder spielt Sillig etwa auf die im Codex β überlieferte Lesart OTEN an, die der französischen Übersetzung auf http://remacle.org/bloodwolf/erudits/plineancien/livre11.htm zugrunde liegt? Sillig meint, es könnte sich bei der Oce um eine heute unbekannte Vogelart handeln. Ich hingegen wüsste gern, wie der Mauersegler auf klassisch Latein hieß (ich meine nicht die Bezeichnung, die Carl von Linné verwendet). Aber wie ich das herausfinden soll, ist mir schleierhaft. Weder Georges noch Langenscheidt geben hier im Teil Deutsch-Latein Auskunft, was zu erwarten war.
Ich persönlich schließe mich hinsichtlich OCE jedenfalls der Lesart an, die Sillig gewählt hat, und die auch der englischen Übersetzung bei Perseus http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text...3Achapter%3D107 zugrunde liegt: Those authors who deny that there is any bird without feet, assert that those even which are called apodes, are not without them, as also the oce, and the drepanis, which last is a bird but very rarely seen. Diese, wie auch meine eigene Übersetzung weiter oben, ist vom Sinn her stimmig, grammatisch einwandfrei und klingt rund.
Fraglich bleibt nur, ob vor ocen nun ein et zu stehen hat oder nicht. Im Text, der bis vor Kurzem in der Bibliotheca Augustana auf http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chrono...r/plm_hi11.html abzurufen war (seit einigen Tagen funktioniert der Link seltsamerweise nicht), der aber keine wissenschaftliche Ausgabe ist, steht jedenfalls kein et (siehe meinen Beitrag #13). Von dem et hängt es aber ab, ob die Vogelarten Oce und Drepanis als Teilmenge der Gattung Apus (Apoden) anzusehen sind oder ob diese zwar nicht zur Gattung der Apus gehören, aber trotzdem so kleine Beinchen und Füße haben, sodass sie, genau wie die Apus, fälschlicherweise als fußlos bezeichnet wurden.
Diese Frage wäre aber wieder eine andere, eine neue Frage.
Mein Fazit: Ich bin der Meinung, dass Sillig Recht hat. Eine Lesart, die dem Wortlaut eines alten Codex am nächsten kommt, ist hier wohl vorzuziehen. Möglicherweise ist die Lesart des Codex R (Riccardianus) die richtige oder zumindest die wahrscheinlichste. Die Lesart hirundo = Schwalbe ist laut Sillig zu verwerfen, und ich schließe mich seiner Meinung voll und ganz an. Ich glaube daher, dass es das Wort OCE tatsächlich gibt oder dass die Wahrscheinlichkeit, dass es das Wort OCE tatsächlich gibt, relativ hoch ist, auch wenn die Plinius-Stelle Plin. 11, 47, 107, § 257 aufgrund der verderbten Überlieferung den Altphilologen Kopfzerbrechen bereitet.
Aufgrund meiner vorangegangenen Aussagen halte ich Linharts Entscheidung, das Wort OCE in die latin.dic-Kategorie der Hapax legomena einzupflegen, obwohl das Lemma OCE im L&S nicht mit einem Asterisk versehen ist, für eine sehr kluge und vernünftige Entscheidung. Ich halte es aber auch für richtig, sämtliche Beugungsformen einzupflegen, wie es bei Lemmaeinträgen dieses Stils (mit Angabe des Nominativs und des Genitivs) üblich ist:
Zitat von L&Socē, ēs, f., a kind of little bird, a swallow, Plin. 11, 47, 107, § 257; v. Sillig, ad h. l. (al. orcen, oten).
Genau, Linhart, das habe ich mir auch schon gedacht.
Ich glaube, wir lassen diese neue Frage jetzt auf sich beruhen.
Aber eine kleine Frage zum L&S-Lemmaeintrag ORCE habe ich trotzdem noch:
orcē, v. oce
Wie wollen wir dieses Wort behandeln, Linhart? Ich würde es auch in die Kategorie der Hapax legomena einpflegen. Da keinerlei Beugungsformen (also kein Genitiv) angegeben sind, würde ich zu ORCE auch keine weiteren Deklinationsformen analog OCE einpflegen.
Jedenfalls möchte ich abschließend sagen, dass der OCE-Thread in diesem Latein-Forum in meinen Augen bislang von allen Diskussionen zu L&S- bzw. latin.dic-Wörtern "die geilste" war (Stand 7. Oktober 2011). Es war einfach faszinierend, der Sache so weit wie möglich auf den Grund zu gehen. Ich hätte nie gedacht, dass ein läppischer Eintrag im L&S (ocē, ēs, f., a kind of little bird, a swallow, Plin. 11, 47, 107, § 257; v. Sillig, ad h. l. (al. orcen, oten)) es so in sich haben könnte.
Ich verstehe den Eintrag von ORCE so, dass es genauso wie OCE zu behandeln ist, also mit denselben Beugungsformen. Leider ist L&S bei solchen Verweisen nicht konsequent. Manchmal steht beim Verweis auch eine Beugungsangabe dabei, und manchmal nicht,
z.B.:
berbex, v. vervex. oesus, an ancient form for usus, q. v. offensĭlis, v. offensibilis
aber:
bĕnus, a, um, adj., v. bonus oetor, 3, an old form for utor, q. v.
Es sieht aber so aus, als ob normalerweise die Beugungsformen des Referenzwortes zu übernehmen wären.
Naja, wenn du meinst, dann übernimm ruhig alle OCE-Endungen auch für ORCE. Mach, wie du es für richtig hältst.
Ich habe dazu keine Meinung, weil ich mich mit der Handhabung der Angaben im L&S nicht so gut auskenne wie du. Wenn du meinst, dass es so aussieht, als ob normalerweise die Beugungsformen des Referenzwortes zu übernehmen wären, dann kaufe ich dir diese Interpretation ab.
Ich lasse dir da also freie Hand, denn ich glaube, du bist da der kompetentere von uns beiden, zumal du auch Duden-Erfahrung hast und Mitglied im SDeV-Ausschuss für Offizielle Regeln zur Zulässigkeit von Wörtern beim Scrabble (ORZ) / Turnierwörterliste bist.