Ich vermute aber stark, dass bei Plinius der Gräzismus sion steht, und dass es sich bei water - parsley : Sium latifolium, Linn. nur um eine Erklärung mit Verweis auf Carl von Linné handelt, damit der moderne Leser des L&S weiß, was für eine Pflanze genau damit gemeint ist. Linné hat sich ja offenbar bei der Wahl seiner Gattungsbezeichnungen an Plinius' Wortwahl orientiert, wie wir im Zusammenhang mit OCE und den Apus (Mauersegler = Apus apus) bereits gesehen haben.
Siehe hierzu unbedingt den Wikipedia-Artikel zum Sium latifolium, dem Breitblättrigen ("lati-folium") Merk.
Da die latinisierte Form SIUM jedoch keinen eigenen Eintrag im L&S hat und dieses Wort innerhalb des L&S-Eintrags zu SION auch nicht fettgedruckt ist, sondern nur eine Verdeutlichung der engl. Übersetzung water parsley mit Verweis auf Linné darstellt, würde ich SIUM für unzulässig erklären.
Ansonsten gilt:Ja, sion = Nom. = Akk., wie immer bei den Neutra. ;-)
[2690] sion u. sium, iī, n. (σίον), eine Sumpf- oder Wiesenpflanze, der Merk, Wassermerk (Sium latifolium. L.), sion, Plin. lib. I. ind. ad 26. c. 32: sium, Plin. 22, 84 u. 26, 88.''
Merkwürdig ist, dass bei Plinius offenbar doch beide Formen SION und SIUM nebeneinander vorkommen. Wobei man hier, wenn man wissenschaftlich akribisch vorgehen möchte, auch wieder genauer untersuchen müsste, ob es wirklich so ist, oder ob nur wieder mal verschiedene Lesarten in verschiedenen Codices vorliegen. Leider habe ich bisher noch keine wissenschaftliche Plinius-Ausgabe mit textkritischem Apparat und Erklärungen zum Status der Überlieferung von Plinius im Netz gefunden, weshalb mir weitere Recherchen hierzu im Moment nicht möglich sind.
Laut Georges wäre die latinisierte Form SIUM demnach zulässig. Wenn wir uns aber streng an den L&S halten, dann wäre SIUM unzulässig. (siehe meinen vorigen Beitrag)
Jetzt sehe ich es auch: Sium latifolium ist die neulateinische Bezeichnung einer Pflanze, wahrscheinlich von Linné geprägt. Aus L&S ergibt sich somit, dass SIUM nicht gültig ist, und das ist für uns letztlich entscheidend.
Merkwürdig ist trotzdem, dass anscheinend die Stelle, wo Plinius SIUM schreibt, auch in L&S zitiert ist (wenn ich die Literaturstellen richtig lese). Aber das ändert nichts daran, dass sich aus L&S doch einigermaßen klar die Ungültigkeit von SIUM ergibt.
Zitat von linhart1.) Jetzt sehe ich es auch: Sium latifolium ist die neulateinische Bezeichnung einer Pflanze, wahrscheinlich von Linné geprägt. Aus L&S ergibt sich somit, dass SIUM nicht gültig ist, und das ist für uns letztlich entscheidend.
2.) Merkwürdig ist trotzdem, dass anscheinend die Stelle, wo Plinius SIUM schreibt, auch in L&S zitiert ist (wenn ich die Literaturstellen richtig lese). Aber das ändert nichts daran, dass sich aus L&S doch einigermaßen klar die Ungültigkeit von SIUM ergibt.
zu 1.: So ist es.
zu 2.: Das ist wieder das Dilemma! Stimmt, dieselben Pliniusstellen § 88 und § 84 sind im Georges und L&S angegeben, und L&S schreibt SIUM nicht dazu und hat auch keinen eigenen Lemmaeintrag für SIUM, im Gegensatz zum Georges! Das ist wirklich übel! Ein Mist aber auch, dass diese Stellen nicht auf Wikisource oder sonst wo als Faksimile abrufbar sind! Ich hätte zu gern nachgeguckt, wie diese Textstellen aussehen (inkl. textkritischem Apparat, versteht sich!) !!!
Im Buch 22, Kapitel 41 (= Plin. 22, 22, 41, § 84.) steht in der unten angeführten Ausgabe die griechische Form SION. Bei den Fußnoten handelt es sich leider nur um einen Kommentar und nicht um einen textkritischen Apparat, der uns Aufschluss geben würde über eventuell vorliegende verschiedene Lesarten.
Was mit "Brot. ex MSS" gemeint ist, ist mir unklar. (MSS bedeutet: Manuskripte, Handschriften; bei Brot. könnte es sich um einen Herausgeber namens Gabriel Brotier handeln.)
Interessanterweise hat man auf der Seite von LacusCurtius hingegen die Lesart SIUM gewählt:
Zitat von Plin. 22, 22, 41, § 84. auf http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Ro..._Elder/22*.htmlxli 84 His adnumerant et sium latius apio, in aqua nascens, pinguius nigriusque, copiosum semine, sapore nasturtii. prodest urinis, renibus, lienibus mulierumque mensibus, sive ipsum in cibo sumptum sive ius decocti sive semine in vino drachmis duabus. calculos rumpit aquisque, quae gignunt eos, resistit. dysintericis prodest infusum, lomentoque cutem emendat et ramices lenit, equorum etiam scabiem.
Die zweite Belegstelle, Plin. 26, 8, 56, § 88, ist leider nicht aufschlussreich, da uns hier der Ablativ SIO vorliegt, der für SIUM und für SION gleichermaßen gelten würde:
Bei LacusCurtius fehlt der Passus cum sio gänzlich, was mich doch sehr wundert:
Zitat von Plin. 26, 8, 56, § 88 auf http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Ro..._Elder/26*.htmllvi 88 silaus nascitur glariosis et perennibus rivis, cubitalis apii similitudine. coquitur ut olus acidum, magna utilitate vesicae. quae si scabiem sentiat, panacis radice sanatur, aliter inutilis vesicis. — Calculos pellit malum erraticum radicis libra in congio decocta ad dimidias — inde heminae sumuntur per triduum, relicum ex vino — et urtica marina et daucum et plantaginis semen ex vino
Quintessenz:
Da wir durch die beiden Textstellen Plin. 26, 8, 56, § 88 und 22, 22, 41, § 84 keine neuen Erkenntnisse hinzugewonnen haben und da aufgrund der Angaben im L&S eigentlich auch gar keine Zweifel vorliegen, können (und müssen) wir uns strikt ans L&S halten und die latinisierte Form SIUM - wie in den vorangegangenen Beiträgen bereits festgestellt - für ungültig erklären.
Iohannes, können wir das Thema SIUM damit abhaken?