Im Bereich "unpersönliche Verben" macht "stattfinden" eine interessante Entwicklung durch.
Eigentlich verträgt es als Subjekt nur Veranstaltungen/Ereignisse (o.Ä.), was bis an den Haaren Herbeigezogenes ("Oh Konzert, schön, dass du heute stattfindest!") die Verwendung in der 1. und 2. Person wohl ausschließt.
In der "Reportersprache" aber hört man in neuerer Zeit immer häufiger Formulierungen wie "Borussia Dortmund hat in der ersten Halbzeit überhaupt nicht stattgefunden", meist in bezug auf Mannschaften/Mannschaftssteile, aber auch schon einmal auf einzelne Spieler "Kevin Kuranyi hat bislang noch gar nicht stattgefunden." Mir erscheint hier, eine wohl zunächst bewusst eingestreute falsche Formulierung ein Entwicklung Richtung "Akzeptanz" zu nehmen. Wobei es so wohl fast ausschließlich in der Vergangenheit und über "Dritte" benutzt wird, aber vielleicht droht ja auch mal ein Trainer: "Wenn du heute wieder nicht stattfindest, wechsle ich dich schon zur Halbzeit aus!"
Ich bin gerade dabei, etwas Ordnung in das Thema unpersönliche Verben zu bringen. Wie dem mittlerweile geschlossenen Thread strittige Wörter unschwer zu entnehmen ist, haben wir (will heißen i.d. H. Bussinchen und meine Wenigkeit) uns seinerzeit recht viel Gedanken zu diesem Thema gemacht, nachdem damals noch alles gebeugt werden durfte, was bei drei nicht auf den Bäumen war ...
Da hat sich aber mittlerweile einiges getan, was aus sprachlicher Sicht als erfreulich zu werten ist. Zeit also eine neue Runde oder einen kleinen NACHTEST einzuläuten! Mehr demnächst.
Ich tu mich immer noch recht schwer damit, hier Formen "großflächig" auszusortieren, da ich fürchte, dass man dann immer mehr Verben entdeckt, bei denen der Gebrauch der 2. Person irgendwo zwischen "völlig unmöglich" und "stark zweifelhaft" liegt.
Eine generelle Freigabe erschiene mir besser als Einzelentscheidungen nach Sprachgefühl/Gutdünken/Google-Häufigkeit. Beruft man sich bei diesen Entscheidungen generell auf eine einheitliche Quelle, die zu derlei Einschränkungen Aussagen macht, finde ich es okay.
Zugegebenemaßen spricht die Analogie zu Adjektiven, bei denen wir Steigerung nur zulassen, wenn es inhaltlich sinnvoll ist, dafür, auch bei den Verben entsprechende Einschränkungen vorzunehmen. Aber die Abgrenzung ist wohl mindestens so schwierig wie bei den Adjektiven ...
Eine generelle Freigabe erschiene mir besser als Einzelentscheidungen nach Sprachgefühl/Gutdünken/Google-Häufigkeit. Beruft man sich bei diesen Entscheidungen generell auf eine einheitliche Quelle, die zu derlei Einschränkungen Aussagen macht, finde ich es okay.
Dein Hinweis mit grassierst war mir wertvoll.
Ich habe mal eine UD-Abfrage der unpersönlichen Verben gemacht und zwei Stichproben mit dem "vielgescholtenen" SD gemacht. Das Ergebnis war erstaunlich. Sowohl (ein-)nachten als auch frommen werden im SD als auch im UD als unpersönliche Verben behandelt. Damit habe ich nach den -weise-Adverbien eine zweite große Baustelle - wobei die weise-Adverbien dank der fruchtbaren Diskussion hier eigentlich jetzt in trockenen Tüchern sind.
Ich denke, dass es schon einige Fälle gibt, wo man und frau die zweite Person wirklich zweifelsfrei ausschließen kann. Da muss wohl nicht nur im Superdic nachgebessert werden. Ich werde in Kürze mal das ganze in einem eigenen Thread ein- bzw. darstellen.
Bussinchen hat schon früher in diesem Zusammenhang wertvolle Hinweise gegeben (siehe den mittlerweile geschlossenen Thread strittige Wörter) und gab wertvolle Hinweise, insbesondere was es die Zuslässigkeit von Inanimata als Subjekt bei unpersönlichen Verben betrifft. Das war bereits zu Zeiten, wo man offiziell gereust und haperst ohne schlechtes Gewissen legen durfte ...
Seitdem hat sich eine Menge getan und das ist gut so.