Kontra: 75k Google-Treffer, eine bedenkliche Transformation, absolut nicht aussprechbar Pro: 2.5k Google-Treffer (davon aber sicher einige im Sinne von "BRÄUCHTE ES"; es gibt keinen Treffer für BRÄUCHT'ST), vage Ableitung aus dem Regelwerk
Die Modalverben gehören streng genommen nicht zur Klasse der starken Verben, sondern es handelt sich hier eigentlich um eine Mischklasse, mit gewissen regelmäßig auftretenden "Unregelmäßigkeiten" wie z.B. endungslosen Formen in der 1. und 3. Person Singular Präsens (ich kann / er kann, ohne -e bzw. -t; vgl. das Imperfekt der starken Verben: ich kam / er kam, ich schrieb, er schrieb), mit gegebenenfalls unterschiedlichem Stammvokal im Plural (muss vs. müss-, will vs. woll-, aber: soll = soll-), mit gegebenenfalls auftretendem Umlaut im Konjunktiv II (könnte, dürfte, möchte - wie bei den starken Verben: käme, böge; aber nicht bei wollte) usw. Der schwachen Konjugation entspricht das Partizip Perfekt auf -t: gekonnt, gewollt, gedurft, sowie die Imperfektendungen auf -te, -test, -te, usw. Der Stammvokalwechsel beim Imperfekt hingegen entspricht wieder eher den starken Verben: darf/dürfen, durfte, vgl. lesen, las (nicht so bei soll, sollte) Insofern würde ich nicht sagen, dass der aus dem Rahmen fallende Konjunktiv II "bräuchte" eine Angleichung an die Konjugation der starken Verben darstellt, sondern es ist vielmehr eine Angleichung an die Konjugation der Modalverben, die allerdings ihrerseits gewisse (aber eben nur gewisse und nicht alle) Merkmale der Konjugation der starken Verben aufweisen.
Demgemäß würde mir die Entscheidung BRÄUCHTST genauso leicht fallen wie Scotty. Oder habe ich irgendwas übersehen?
Zitat von Vektorich sehe keine Behandlung als starkes, sondern als "unregelmäßig schwaches Verb", da ja das für schwache Verben charakteristische "t" erhalten bleibt.
Übrigens: Ich finde, man kann die Konjunktivform BRÄUCHTE auch als Analogiebildung zu den unregelmäßigen Verben sehen, die einen Wechsel der stammauslautenden Konsonanten aufweisen: DÄCHTE, BRÄCHTE (vgl. meinen Beitrag von 8.11.2007, 12:16 Uhr). Ich kann mir gut vorstellen, dass die Lautung CH dazu beigetragen hat, dass es überhaupt zu dieser Analogiebildung gekommen ist.
Es wird auch dem nicht sprachwissenschaftlich/germanistisch vorbelasteten Leser deutlich, warum die heutigen deutschen Modalverben in den Beugungsformen der 1. und 3. Person Indikativ Präsens ausgerechnet dem Beugungsschema des Imperfekts (= Präteritum) der starken Verben entsprechen, vgl. ich kann - er kann / ich kam - er kam. Hochinteressant ist in diesem Zusammenhang die sprachhistorische Reihe: *kennen, kenne, kann, (ge-)kunnen/(ge-)können mit "kann" als Ablaut zu "kennen". Alles sehr einleuchtend und logisch! Und faszinierend!!!
Jetzt wird mir selbst auch klar, warum man sagt: Ich habe das nicht gekonnt. vs. Ich habe nicht kommenkönnen.
Bei können handelt es sich also keineswegs um den Infinitiv, sondern um die veraltete Partizipform ohne Präfix ge-, wie sie auch bei den Verben auf -ieren (diskutieren - er hat diskutiert) und den nicht trennbaren Verben (erklären - er hat erklärt) üblich ist. Bisher hatte ich mir zu diesem Phänomen noch gar keine tiefschürfenden Gedanken gemacht, obwohl mir der Begriff Präteritopräsentia als solcher im Laufe des Germanistikstudiums schon untergekommen war. Ich war eher der Meinung, dass es sich bei "kommen können" um eine Infinitivassimilation handelt, so nach dem Motto: wenn schon ein Infinitiv, dann aus Harmoniegründen am besten gleich zwei.
Hochinteressant auch die Tendenz, die sich derzeit bei "möchte" abzeichnet. Stimmt haargenau, was die da schreiben. Ich habe tatsächlich schon in Deutschlehrbüchern des Hueber-Verlags (Deutsch als Fremdsprache, DaF) den (in Klammern oder mit Anführungszeichen angegebenen) Infinitiv "möchten" quasi als Überschrift über dem Konjugationsschema von "ich möchte, du möchtest, ..." gesehen, so z.B. im Lehrwerk "Schritte international 1" auf Seite 65 (http://www.hueber.de/seite/pg_info_bestandteile_sit).