Zitat von L&S, Glossa.exe, http://athirdway.com/glossa/?s=rumisrumis, is (collat. form † ruma, ae,), f., a breast that gives suck; a teat, pap, dug : si parum habet lactis mater, ut subiciat sub alterius mammam, qui appellantur subrumi, id est sub mammā: antiquo enim vocabulo mamma rumis, ut opinor, Varr. R. R. 2, 1, 20: non negarim, ideo apud divae Ruminae sacellum a pastoribus satam ficum. Ibi enim solent sacrificari lacte pro vino et pro lactentibus. Mammae enim rumis sive rumae, ut ante dicebant, a rumi; et inde dicuntur subrumi agni, id. ib. 2, 11, 5: hisce manibus lacte fit, non vino, Cuninae propter cunas, Ruminae propter rumam, id est prisco vocabulo mammam, a quo subrumi etiam nunc dicuntur agni, id. ap. Non. 167, 30 sq.: mamma rumis dicitur, unde et rustici appellant haedos subrumos, qui adhuc sub mammis habentur, Fest. p. 270 Müll.; cf. Paul. ex Fest. p. 271, 4 ib.: quoniam sub eā (ficu) inventa est lupa infantibus praebens rumim (ita vocabant mammam), Plin. 15, 18, 20, § 77.
In der Formenlehre der lateinischen Sprache von Neue bin ich durch Zufall auf einen Abschnitt über die i-Stämme der 3. Deklination gestoßen, die im Akkusativ Singular die Endung -im und im Ablativ Singular die Endung -i haben. Auf Seite 304-305 wird die Form RUMIM angeführt, die ich auch im L&S-Artikel wiederfinde. Momentan steht im latin.dic aber nur die Form RUMEM, die also falsch ist, ebenso die Ablativform RUME.
Richtig ist hingegen RUMIM und RUMI.
Vgl. hierzu auch Georges:
Zitat von Georges auf http://www.zeno.org/Georges-1913/A/ruma[2423] rūma, ae, f., rūmis, is, f. u. rūmen, inis, n. (altlat. Wort), I) die säugende Brust, ruma, Varro fr. bei Non. 167, 33. Varro r. r. 2, 11, 5: rumis, Varro r. r. 2, 11, 5 (wo Abl. Sing. rumi u. Nom. Plur. rumis). Plin. 15, 77 (wo Akk. Sing. rumim). Paul. ex fest. 271, 4 (wo Nom. Sing. rumis). – II) die Kehle, Gurgel, der Schlund, rumen, Pompon. com. 152. Fest. 270, 28 u. 309 (a), 1. Paul. ex Fest. 9, 14: ruma, Arnob. 7, 25. Serv. Verg. ecl. 6, 54.
Mir stellt sich die Frage, ob wir dann auch die Nominativ-Plural-Form RUMES canceln müssten, wenn laut Georges der Nom. Plur. bei Varro RUMIS lautet.
Merkwürdig ist, dass das Wort RUMIS im L&S mit einem ‡ markiert ist (Wörter, die nur bei den alten Grammatikern oder Lexikographen vorkommen). Das Wort befindet sich derzeit im latin.dic auch in der entsprehenden Kategorie 3. Doch ich verstehe nicht, wie L&S dazu kommen, dies zu behaupten. Das Wort RUMIS ist z.B. bei Plinius belegt:
Zitat von Plinius 15, 18, 20, § 77 auf http://la.wikisource.org/wiki/Naturalis_Historia/Liber_XV[77]Colitur ficus arbor in foro ipso ac comitio Romae nata, sacra fulguribus ibi conditis magisque ob memoriam eius quae, nutrix Romuli ac Remi, conditores imperii in Lupercali prima protexit, ruminalis appellata, quoniam sub ea inventa est lupa infantibus praebens rumim, (ita vocabant mammam), miraculo ex aere iuxta dicato, tamquam in comitium sponte transisset Atto Navio augurante. nec sine praesagio aliquo arescit rursusque cura sacerdotum seritur. fuit et ante Saturni aedem, urbis anno . . . sublata sacro a Vestalibus facto, cum Silvani simulacrum subverteret.
- und bei Varro:
Zitat von Varro, RERUM RUSTICARUM DE AGRI CULTURA 2, 11, 5 auf http://www.thelatinlibrary.com/varro.rr2.htmlMamma enim rumis, ut ante dicebant; a rumi etiam nunc dicuntur subrumi agni, lactantes a lacte.
Ich plädiere dafür, das Wort RUMIS in die Standardkategorie zu geben!
Zu RUMEM will ich folgenden Passus aus Neue, Seite 303-304 zitieren:
RUMEM, abgeleitet von RUMIS, wäre demnach ungültig, doch RUMEM als Verbform von RUMO,RUMARE wäre deswegen trotzdem gültig - was dann bei den Hints (Tooltips) mit den Bedeutungen berücksichtigt werden müsste.
Zitat von linhart im Beitrag #5Aber SITEM und TUSSEM streiche ich nicht. O.k.?
Schwierige Frage... Die Belege für SITEM und TUSSEM sind laut Neue sehr spärlich, und eben nur in extrem wenigen Handschriften überliefert... Irgendwie widerstrebt es mir, solche ausgefallenen Formen in der Standardkategorie zu haben...
Ich weiß mir aber keinen Rat... Belegt sind diese Formen ja. Andererseits lässt sich im L&S kein Hinweis auf TUSSEM finden:
Zitat von L&S, Glossa.exe, http://athirdway.com/glossa/?s=sitissĭtis, is (abl. site, Ven. Carm. 2, 13, 3; acc. sitem, Prud. στεφ. 2, 250), f. [etym. dub.; perh. akin with siccus], I. thirst (class.; used only in sing.). I. Lit. : demum fodere puteum, ubi sitis fauces tenet, Plaut. Most. 2, 1, 33; cf.: tibi cum fauces urit sitis, Hor. S. 1, 2, 114: siti sicca sum, Plaut. Curc. 1, 2, 26: anum interfecero siti fameque atque algu, id. Most. 1, 3, 36; id. Rud. 2, 2, 7; cf.: cum cibo et potione fames sitisque depulsa est, Cic. Fin. 1, 11, 37: explere diuturnam sitim, id. Sen. 8, 26; cf.: ut sitim nostro possis explere cruore, Ov. Tr. 3, 11, 57: ubi quarta sitim caeli collegerit hora,excited Verg. G. 3, 327: fessa labore sitim collegerat,had become thirsty Ov. M. 5, 446: sitim tolerare, Tac. G. 4: exstinguere sitim, Ov. M. 7, 569: restinguere, Verg. E. 5, 47: pellere, Hor. C. 2, 2, 14; Stat. Th. 5, 1: finire, Hor. Ep. 2, 2, 146: sedare, Lucr. 2, 663; 4, 850; 5, 945; Ov. M. 3, 415: famem ac sitim sedare, Plin. 11, 53, 119, § 284; Tac. H. 2, 49: levare, Ov. M. 12, 156; 15, 322: relevare, id. ib. 6, 354 al.: compescere, id. ib. 4, 102: deponere, id. ib. 4, 98: defendere fonte, Sil. 7, 170: avertere, id. 8, 572: reprimere, Curt. 7, 5, 7: pomi sitim faciunt,provoke Plin. 23, 7, 70, § 135: sucus, qui sitim stimulet, id. 23, 7, 67, § 132: sitim adferunt (fici), id. 23, 7, 63, § 121: accendit, id. 11, 2, 1, § 3; Curt. 7, 5, 2: in lassitudine et in siti, Plin. 22, 24, 51, § 111: excessit sitim potio,was more than enough for Cels. 1, 2: ardere siti, Claud. in Ruf. 1, 104: sitis arida guttur Urit, Ov. M. 11, 129.— B. Transf., of things (places, plants, etc.), dryness, drought, aridity ( poet. and in post-Aug. prose): et Canis arenti torreat arva siti, Tib. 1, 4, 42; Verg. G. 2, 353: deserta siti regio, id. A. 4, 42: haurit sitis ignea campos, Stat. Th. 4, 699: sitis aestatis restinguitur fontibus, i. e. of plants, Col. 11, 3, 9; Plin. 19, 2, 8, § 29 al.— II. Trop., strong or ardent desire, greediness, thirst : cupiditatis sitis, Cic. Par. 1, 1, 6.—With gen. obj. : libertatis, Cic. Rep. 1, 43, 66: cruoris, Ov. M. 13, 768: argenti sitis importuna famesque, Hor. Ep. 1, 18, 23: sitis major famae quam virtutis, Juv. 10, 140: audiendi, Quint. 6, 3, 19.
Wenn wir uns so streng wie möglich ans L&S halten, dann wäre es vielleicht angebracht, die Form TUSSEM doch zu canceln, die Form SITEM jedoch im latin.dic drinzulassen.
Bei TUSSIS ist andererseits aus dem L&S auch nicht unmittelbar zu entnehmen, dass der Akkusativ (nur) TUSSIM heißt. Die Angabe von TUSSI ist eigentlich nicht ausreichend, denn das könnte auch ein Dativ sein.
Gerade das Beispiel SITEM zeigt, dass es sich hier um ein heikles Problem handelt. In der Allen-Greenough-Grammatik ist SITEM z.B. nicht angegeben. (Bei den anderen Paradigmen der i-Deklination steht aber die Variante -em schon dabei.)
Naja, dass TUSSI ein Ablativ ist und kein Dativ, ergibt sich aus dem Verb LIBERARI, das bei dem Plinius-Beleg dabeisteht. Das wäre der Ablativus separativus - siehe Rubenbauer/Hofmann §143 auf Seite 161, wo das Verb LIBERARE explizit aufgelistet wird: "Bloßer Ablativ ist die Regel bei den Verben des Beraubens, Befreiens, Entbehrens u.ä."
Und ich wüsste jetzt spontan kein Substantiv mit Ablativ auf -I, wo die Akkusativendung nicht automatisch -IM lautet... Das ist ja gerade das Prinzip der i-Stämme... Oder übersehe ich hier etwas?
OK, das habe ich nicht erkannt, dass es sich hier eindeutig um einen Ablativ handelt. Aber im Grunde sagt das noch immer nichts, weil ja im Allgemeinen (siehe Allen-Greenough) bei der I-Deklination sowohl die Formen -I, -IM als auch -E, -EM zulässig sind. Ich würde daher die Formen auf -E, -EM nur canceln, wenn wir einen eindeutigen Beleg haben, dass sie nicht gültig sind.
P.S.: Es gibt eine Reihe von Substantiven der i-Deklination, wo der Akkusativ nur auf -EM geht: z.B. ignis und imber (siehe wieder Allen-Greenough).
Im latin.dic wird das derzeit so gehandhabt, dass es einen Code für die 3. Deklination gibt, wo die Endungen -I, -E und -EM vorkommen. Wenn der Akkusativ auf -IM belegt ist, wird diese Form eigens dazugeschrieben. Und wenn die Formen auf -E und/oder -EM ungültig sind, werden diese eigens als zu streichend markiert.
Laut Screenshot von Neues Formenlehre gibt es ja Belege für TUSSEM. Aus gegebenem Anlass stehe ich zurzeit auch im privaten Mailwechsel mit Consus vom Altgriechisch-Forum. Der hat mir ein Tool genannt, wo man Belegstellen herausfiltern kann:
Klicke dort in der Navigationsleiste auf Word Search oder Concordance und gib mal TUSSEM ein!
Treffer: Philumenus medicus, De medicina, versio Latina 2.132.12
infundes et facies trociscos pensantes drachm. I et da- bis sic ad tussem in mulsa, ad diarriam in suco ori- zae, qui cum tusse reiciunt in pusca, ad profluvium
Wobei ich jetzt nicht eruiere, was für ein Autor dieser Philumenus medicus nun wieder ist...
Dieses Word-Search-Tool kommt mir recht gut vor. Jedenfalls dürften dort mehr Texte enthalten sein als auf der Perseus-Seite, wo man z.B. TUSSEM nicht findet.
Es gibt dort auch eine Liste der berücksichtigten Autoren. Wenn man auf einen davon klickt, erhält man eine Liste seiner Werke. Und wenn man auf ein Werk klickt, erhält man den Text des Werkes. Super!
Jetzt bin ich draufgekommen, dass es noch einfacher geht: Wenn man eine mittels "Concordance" gefundene Stelle anklickt, kommt man gleich zum vollständigen Text.
RUMEM wird dort übrigens nicht gefunden, wohl aber RUMIM:
Zitat Gaius Plinius Secundus, Naturalis Historia 15.77.5 cali prima protexit, ruminalis appellata, quoniam sub ea in- venta est lupa infantibus praebens rumim ita vocabant mammam, miraculo ex aere iuxta dicato, tamquam in co-