Das nächste Rätsel stammt von Christoph Haenel. Das Lösungswort ergänzt die bereits gelegten Wörter zu einem bekannten Ausspruch von Horaz und kann an drei verschiedenen Stellen angelegt werden.
Wem das zu leicht vorkommt, dem verrate ich, dass man je nach benutztem Wörterbuch noch einen oder zwei weitere Bingos legen kann.
(Der Blanko links unten bedeutet ein P.)
The next problem has been composed by Christoph Haenel. The words on the board form together with the solution a well-known aphorism of Horaz. The solution word may be placed in three different positions.
If this is too easy for you, you may try to find one or two further bingos, depending on the dictionary you use.
(The blank at the lower left corner stands for a P.)
Bussinchen hat festgestellt, dass der obige Spruch nur irrtümlich Horaz zugeschrieben wurde. Ich habe mich durch die Angabe auf einer Internet- Seite in die Irre führen lassen. In Wirklichkeit dürfte der Ursprung dieses Spruches unbekannt sein.
Die Lösung des dritten Rätsels lautet TRACTANT. Auf D11s bringt dieses Wort 86 Punkte. Man kann es aber auch auf A11s oder H11s plazieren, wo es jeweils aber nur 68 Punkte bringt.
Weitere Bingo-Lösungen sind RECANTAT und CENTRATA. Beide kann man auf M4w legen und erhält dafür 61 Punkte.
CENTRATA kommt von CENTRATUS und heißt „in die Mitte versetzt“, ist aber ein sogenanntes hapax legomenon, das heißt, es ist in der antiken Literatur nur ein einziges Mal belegt. Daher steht es nicht in jedem Wörterbuch.
Bussinchen hat sogar noch eine weitere Lösung gefunden: ARCTANTE auf H3s. Das kommt von ARCTO, und das ist eine strittige Variante von ARTO „einengen“.
The solution of the third problem is TRACTANT. At 11D it yields 86 points, but you can place it also at 11A or 11H for 68 points.
Further bingos are RECANTAT and CENTRATA at M4w for 61 points each.
CENTRATA comes from CENTRATUS and means „(placed) in the middle or centre, central“, but it is a so-called hapax legomenon, which means that it is found but once in the classical literature.
Bussinchen has even found a further solution: ARCTANTE at 3H. This comes from ARCTO which is a controversial variant of ARTO „to draw or press close together“.
Zitat von linhartDas Lösungswort ergänzt die bereits gelegten Wörter zu einem bekannten Ausspruch von Horaz...
Hierzu mein Kommentar:
Beim Googeln findet man auf diversen Zitatseiten im Internet für das Zitat Sunt pueri pueri, pueri puerilia tractant als Belegstelle Horaz, Epistulae 2,1,116 angegeben, was sich als falsch herausgestellt hat.
Hier haben wir es genau mit dem Problem der Quellenkritik im akademischen Sinne zu tun. Die Frage lautet: Welche Quellen sind zuverlässig? Bei diversen Zitatensammlungen auf den Homepages von irgendwelchen Leuten sollte man zuerst einmal vorsichtig sein...
Wenn man die Stelle Horaz, Epistulae 2,1,116 auf http://www.thelatinlibrary.com/horace/epist2.shtml sucht, so sieht man, dass dort der Vers 116 folgendermaßen lautet: promittunt medici; tractant fabrilia fabri: Keine pueri weit und breit...
In Epistulae Buch 2 kommt das Wort pueri insgesamt fünfmal vor: I 109 scribendi studio; pueri patresque seueri 126 Os tenerum pueri balbumque poeta figurat, 132 Castis cum pueris ignara puella mariti 142 cum sociis operum pueris et coniuge fida II 142 et tempestiuum pueris concedere ludum,
Das obige Zitat ist jeodch nicht dabei.
In Epistulae Buch 1 auf http://www.thelatinlibrary.com/horace/epist1.shtml kommt das Wort pueri insgesamt sechsmal vor (das kann man selbst leicht überprüfen mit der Google-Wortsuche), aber unser Spruch ist dort wieder nicht dabei.
Auf der englischen Wikipedia-Seite http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Latin_phrases_(S) steht: anonymous proverb, was dem unbefriedigenden Ergebnis meiner bisherigen Nachforschungen nach der Belegstelle entsprechen könnte... Ich selbst hatte zunächst außer Horaz Epistulae 2,1,116 keine andere Quellenangabe gefunden. Ich hatte lediglich einen Verweis auf einen ähnlichen Spruch in der Bibel gefunden, und zwar Kor. 13, 11.
Aus 1. Kor. 13, 11 : „Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge" . . . entsprang der Vers:
Sunt pueri pueri, pueri puerilia tractant, Kinder sind Kinder doch stets, Und Kindisches treiben die Kinder;
doch welcher Klosterschulmann ihn aus dieser Quelle schöpfte, ist noch eine offene Frage. —
Auch hier findet sich ein Verweis auf diesen Walther, wobei die Nummerierung der Textstelle hier anders ist als oben...
Aufgrund der Ergebnisse meiner Nachforschungen behaupte ich einfach mal: Der Spruch ist NICHT von Horaz. Wenn das Zitat irgendwoanders bei Horaz, z.B. in einer Ode, vorkäme, würde man das auf jeden Fall (schneller) ergooglen können. Dass es sich tatsächlich um ein Zitat des mittelalterlichen Walther von Châtillon (siehe oben) handelt, halte ich für relativ wahrscheinlich.
Doch wie kommt es nun zu der falschen Quellenangabe, die man auf verschiedenen Webseiten findet? Wahrscheinlich ist es so: Einer hat sich eingebildet, die Stelle bei Horaz gefunden zu haben oder er hat es vom Hörensagen und ungeprüft übernommen, und andere sagen es ihm einfach nach, ohne nachzuprüfen, ob das auch stimmt, und geben der Einfachkeit halber dieselbe Belegstelle an. Dann können solche falschen Angaben schnell auf mehreren Webseiten stehen, die allesamt auf ein und derselben falschen Quelle fußen. Jedenfalls könnte ich mir das gut vorstellen...