Um es vorab zu sagen: das
Reglement für die Zulässigkeit von Wörtern von
Scrabble Deutschland e.V. lässt Beugungsformen zu, die nicht schulaufsatztauglich sind. Zudem schreckt das Lesen des Reglements den meist grammatikunerfahrenen Anfänger eher ab.
Leider geht es wie im echten Leben halt auch nicht ganz ohne Regeln … deswegen hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Abweichungen zur „normalen Schulgrammatik“. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Dreh-und Angelpunkt ist hier das E, der häufigste, aber auch grammatikalisch schwierigste Buchstabe im Deutschen. Fachsprachlich nennt man das Auslassen eines Buchstabens auch Elision. Die folgenden Beispiele sind meist unter literarischen bzw. umgangssprachlichen Gesichtspunkten anzuseh(e)n:
Bei Verben darf das finale –e in der ersten bzw. dritten Person Singular generell entfallenIch KOMME heute etwas später – ich KOMM heute etwas später
Ich WANDERE den Berg rauf – ich WANDER den Berg rauf
Ich LÄCHELE dich an - Ich LÄCHEL dich an
Ich VERGESSE dich nicht – ich VERGESS dich nicht
In meiner Kammer BRANNTE es lichterloh – in meiner Kammer BRANNT (BRANNT‘) es lichterloh (das fehlende E wurde früher mit einem Apostroph markiert)
Wenn ich ein Vöglein wär, FLÖGE ich hin zu Dir - Wenn ich ein Vöglein wär, FLÖG ich hin zu Dir (hier wirkt das literarische Deutsch so stark, dass man die E-Elision sogar als natürlich empfindet)
Wenn ich früher ANKÄME, WÜRDE ich … - Wenn ich früher ANKÄM, WÜRD ich …
Dass es ihm nicht GEREUE, solch schändlich Tat zu tun! – Dass es ihm nicht GEREU, solch schändlich Tat zu tun!
Bei den Verben auf –eln bzw. –ern darf das E in der ersten Person Singular Präsens (Gegenwart) zumeist ausgelassen werdenWenn ich dich ANLÄCHELE – wenn ich dich ANLÄCHLE
Ich WANDERE den Berg rauf - Ich WANDRE den Berg rauf
Bei Verben darf das E in der ersten Person Plural bzw. Infinitiv als auch beim Partizip 2 weggelassen werden, wenn der Stamm des Verbes mit einem Vokal (Selbstlaut) oder einem Dehnungs-H endet:Wir HAUEN den Baum um - Wir HAUN den Baum um
Wir GEHEN heute ins Kino - Wir GEHN heute ins Kino
Wir SPRÜHEN die Wände voll - Wir SPRÜHN die Wände voll
Wir SAHEN viel Elend - Wir SAHN viel Elend
Ich habe dich GESEHEN - Ich hab dich GESEHN
Für das GESCHEHENE Leid bitten wir um Verzeihung - Für das GESCHEHNE Leid bitten wir um Verzeihung
Ich will dich ANSEHEN - Ich will dich ANSEHN
Du bist schön ANZUSEHEN - du bist schön ANZUSEHN (ANZUSEHEN ist der Zu-Infinitiv von ANSEHEN)
Bei Verben darf an den Infinitiv ein -s angehängt werden:Eine Zeit des LACHENS und des WEINENS, eine Zeit des ÜBENS, ich bin des ständigen (AN-)MAHNENS müde
Bei Adjektiven auf –er darf das E zumeist weggelassen werden, weiter darf hier ein n oder m angehängt werden:FINSTERE Gesellen - FINSTRE Gesellen - von FINSTERN Gesellen - im FINSTERM WALD
Noch viel FINSTERERE Gesellen - noch viel FINSTRERE Gesellen
DÜSTERE Geschichten - DÜSTRE Geschichten - von DÜSTERN Geschichten - mit DÜSTERM Blick
Noch viel DÜSTERERE Geschichten - noch viel DÜSTRERE Geschichten
Bei Nomen (Hauptwörtern) deutscher Herkunft darf ein E angehängt werden, wenn der Genitiv auf -es bzw. -(e)s möglich ist:Im FALL eines Fall(e)s – Im FALLE eines Fall(e)s
Im REICH des Herrn ist Platz für alle - Im REICHE des Herrn ist Platz für alle
Ich steh im WALD - Ich steh im WALDE
Kein E aber darf angehängt werden, wenn das Hauptwort mit einem Vokal oder einem stummen H endet:
STROHE und
NEUBAUE sind demnach nicht statthaft
Das sollte für den Anfang mal reichen. Für weitere Details wird aufs Reglement verwiesen.