Bei griechischen Wörtern auf -os, die grundsätzlich nach der o-Deklination gebeugt werden, ist nicht ganz klar, wie der Akkusativ aussieht.
In der Bennett-Grammatik steht:
"Nouns in -os sometimes form the Accusative Singular in -um instead of -on; as, Dēlum, Delos"
Spellchecker nimmt hier grundsätzlich den Akkusativ auf -um. Ich glaube aber, dass ich schon einige Formen auf -on gesehen habe, kann das aber nicht mehr rekonstruieren.
Nach Bennett sollte der Akkusativ aber in erster Linie auf -on enden.
Hier ist ein typisches Beispiel für so ein Wort:
lycos, i, m., = λυκος, a kind of spider : araneus, et maxume qui lycos vocatur, Plin. 30, 6, 17, § 52; acc. lycon, id. 30, 11, 30, § 104.
Ich würde vorschlagen, dass wir eine Grundsatzentscheidung treffen, nach der bei solchen Wörtern sowohl -on als auch -um zulässig ist. (Wie sollen wir sonst dem "sometimes" gerecht werden?)
Der Vollständigkeit halber möchte ich die Rubenbauer/Hofmann-Grammatik zitieren:
Zitat von Lat. Grammatik von Rubenbauer/Hofmann*) Nach der z w e i t e n lat. Dekl. werden die griech. o-Stämme dekliniert, außerdem die Stämme auf -eus, z.B. Orpheus, Gen. Orphei, Dat. (Abl.) Orpheo, Akk. Orpheum; aber Vok. Orpheu. Die Eigennamen der o-Stämme behalten im Nom. und Akk. gern die griechische Endung bei, z.B. Delos f. -on; Ilion.
Laut Rubenbauer/Hofmann sind es also die Eigennamen, wo "gern" die griechische Akkusativendung -on beibehalten wird. Ansonsten gilt vorrangig die 2. lat. Deklination mit dem Akkusativ auf -um.
Greek Nouns of the Second Declension. . 27. These end in -os, -ōs, Masculine or Feminine; and -on, Neuter. They are mainly proper names, and are declined as follows:— . Barbitos, m. and f., lyre. Androgeōs, m., Androgeos. Īlion, n., Troy. . Nom. barbitos Androgeōs Īlion Gen. barbitī Androgeō, -ī Īliī Dat. barbitō Androgeō Īliō Acc. barbiton Androgeō, -ōn Īlion Voc. barbite Androgeōs Īlion Abl. barbitō Androgeō Īliō . 1. Nouns in -os sometimes form the Accusative Singular in -um instead of -on; as, Dēlum, Delos. . 2. The Plural of Greek nouns, when it occurs, is usually regular. . 3. For other rare forms of Greek nouns the lexicon may be consulted.
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Was soll ich nun dazu sagen... Die Bennett-Grammatik und die Rubenbauer/Hofmann-Grammatik sind widersprüchlich. Bennett: Nouns in -os sometimes form the Accusative Singular in -um instead of -on; as, Dēlum, Delos. Rubenbauer/Hofmann: Nach der z w e i t e n lat. Dekl. werden die griech. o-Stämme dekliniert. [...] Die Eigennamen der o-Stämme behalten im Nom. und Akk. gern die griechische Endung bei, z.B. Delos f. -on; Ilion.
Welcher Grammatik sollen wir den Vorrang geben?
Vielleicht sollten wir die Akkusativform -on nur dann einpflegen, wenn diese explizit im L&S angegeben ist, so wie bei lycos, i, m., = λυκος ?
[EDIT]
Fußnote:
*) Die mir vorliegende Grammatik ist folgende Druckversion, die ich noch aus meiner Studienzeit habe:
Rubenbauer/Hofmann nennen Nom. und Akk. in einem Atemzug. Wenn es nach ihnen ginge, hätten auch im Nominativ nur die Eigennamen die griechische Endung -os.
Ich sehe aber das Problem, dass z.B. bei lycos nach L&S der Akkusativ offenichtlich nur mit der Endung -on auftritt.
Ich bin noch nicht sicher, ob ich die Wörter automatisch heraussuchen kann, wo in L&S der Akkusativ auf -on angegeben ist. Das hängt vor allem davon ab, ob das immer in derselben Form "acc. ...on" dort steht.
Und schon ist ein weiteres Wort aufgetaucht, bei dem allerdings nicht explizit "acc." dabeisteht:
aelĭnos, i, m., = αιλινος (from the interj. αι and αινος; cf. Su id. II. p. 449 Kust.), I. a song of lament, a dirge : aelinon in silvis idem pater, aelinon, altis Dicitui invitā concinuisse lyrā, Ov. Am. 3, 9, 23.
Das habe ich in der Spellcheckerliste gefunden. Dort stehen noch mehr Wörter auf -os, bei denen die Form auf -on eigens angegeben ist. Allerdings entspricht das nicht immer dem L&S. Ein Beispiel dazu ist acinos:
ăcĭnos, i, f., = ακινος, a fragrant plant, perh. wild basil, Plin. 21, 27, 101, § 174.
Das sind aber wahrscheinlich noch nicht alle (siehe z.B. cantharus).
Da bei diesen Artikeln gar nicht ausdrücklich "acc." dabeisteht, sehe ich das als Argument dafür, dass wir grundsätzlich bei den griechischen Wörtern auf -os den Akkusativ auf -on zulassen sollten. (Das würde dann aber auch für BIOS gelten.)
Hier ist ein typisches Beispiel:
măriscos or -us, i, m., a kind of rush : de junco, quem mariscon appellat, Plin. 21, 18, 69, § 112.
Das sieht so aus, als ob L&S es für selbstverständlich hielten, dass der Akkusativ auf -on endet.