Hier ist die Liste der 110 "false readings", d.h. der Lemmaeinträge im L&S, die als falsche Lesarten gekennzeichnet sind. Lemmata aus L&S, bei denen "false read." oder "false reading" vorkommt:
Dabei handelt es sich teilweise um Wörter, die zwar richtig sind, die aber auch als "false reading" statt eines anderen Wortes in der Literatur vorkommen.
Nur zwei eigentliche "false readings" stehen in allen diesen Listen, nämlich
COLLIMO (for collineo) (bei Whitaker aber in anderer Bedeutung als collineo, nämlich "direct (eyes) sideways; glance sidelong"),
DISSIDIUM (for discidium).
Es spricht also einiges dafür, die eigentlichen "false readings" nicht als gültig anzuerkennen.
Es geht bei der Angabe "falsche Lesart" nur darum, dass in den angegebenen Belegstellen der klassischen Latinität die ungewöhnliche Kombination aeque - ut vorkommt, was aber eben unklassisch ist und als falsche Lesart gilt. Klassisch müsste es heißen aeque et oder aeque ac (gleich wie).
Zitat von L&S im Artikel zu aequusAeque—ut, a rare combination, and unworthy of imitation (in authors of the class. per. its reception rests, for the most part, upon false readings for aeque et or aeque ac), as much as,like, cui nihil aeque in causis agendis ut brevitas placet, Plin. Ep. 1, 20, 1 Keil. accinctus aeque ut discinctus, Vulg. 3 Reg. 20, 11. Possidebitis eam (terram) singuli aeque ut frater suus, ib. Ezech. 47, 14: idemque proficeret aeque ut rosaceum,Plin. 23, 4, 45, § 89, where Jan reads proficeret quod rosaceum.
Es steht nicht zur Debatte, dass das Wort aequus selbst eine falsche Lesart sei. Noch weniger ist aequus, aeque ein falsches Wort.
Zitat von L&Scollimo, āre, false read. for collineo, āre.
Das Fehlen weiterer Angaben zu collimo, -are lässt darauf schließen, dass es sich bei dieser Lesart schlichtweg um ein falsches Wort handelt, das gar nicht in der antiken Literatur überliefert ist. Schade, dass keine Belegstelle angegeben ist. Auch im L&S-Artikel zu collineo steht nichts, was uns in dieser Frage weiterhelfen würde.
Dass Lewis und Short dieses Wort dennoch mit einem eigenen Lemmaeintrag in ihr Wörterbuch aufgenommen haben, beruht sicher auf der Tatsache, dass in mindestens einer wissenschaftlichen Ausgabe eines lateinischen Textes diese falsche Lesart aufscheint. Wer diesen Text nun übersetzen möchte, wird dieses Wort höchstwahrscheinlich nachschlagen müssen. Lemmaeinträge von nicht existierenden Wörtern, die sich nur aufgrund von falschen Lesarten in moderne Ausgaben antiker Texte eingeschlichen haben, sind nichts anderes als ein Service für den Benutzer des Wörterbuchs, vergleichbar mit den nicht scrabble-zulässigen Lemmaeinträgen von Wörtern in falschen Schreibweisen im deutschen Rechtschreibduden (Beispiel: Rythmus - falsche Schreibung für Rhythmus; Rechtschreibduden 25. Auflage, Mannheim 2009)
Das, was Computer tun, ist nicht selten etwas geheimnisvoll. Ich habe jetzt zur Kontrolle nochmals nach "false read." bzw. "false reading" gesucht und zu meiner Überraschung 247 Wörter gefunden. Der einzige für mich erkennbare Unterschied zum ersten Mal besteht darin, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt die Akzente entfernt habe.
Ich lege jedenfalls das Resulat bei. Vielleicht stellt sich ja noch heraus, was wirklich stimmt.
Den Fehler mit cminor habe ich gleich wieder ausgebessert.
Auch bei den in der Spellcheckerliste enthaltenen false readings finde ich jetzt wesentlich mehr. Ob es daran liegt, dass ich vor ca. einer Stunde meiner Computer neu gestartet habe??
1. Nach welchen Kriterien sind die false readings in der Spellcheckerliste gelandet?
2. Da sich gezeigt hat, dass völlig korrekte Wörter wie aequus neben völlig falschen, ja sogar inexistenten "Wörtern" wie collimo in der Liste der false readings im L&S aufscheinen*), bin ich dafür, dass wir diese L&S false readings händisch durchgehen. (Die der Spellcheckerliste vielleicht auch.)
------------------------------ *) was nicht verwundert, da "false reading" ja lediglich besagt, dass eine falsche Lesart vorliegt, die ihrerseits aber durchaus ein Wort sein kann, das in anderem Kontext sehr wohl ein völlig korrektes Wort darstellt
Es genügt zumindest fürs erste, wenn wir nur die false readings händisch durchgehen, welche in der Spellcheckerliste stehen. Die anderen werden vorläufig ohnehin nicht in meiner Wortliste aufscheinen.
Erst wenn ich daran gehe, die in der Spellcheckerliste fehlenden Wörter aufzuspüren (das wird vielleicht erst in ein, zwei Monaten so weit sein), müssten auch die anderen false readings angesehen werden.
Ich sehe jedenfalls keine Möglichkeit, automatisch zu entscheiden, ob tatsächlich ein ungültiges Wort vorliegt.
Zu deiner ersten Frage: Ich habe natürlich keine Ahnung, wie die false readings in die Spellcheckerliste gekommen sind. Wir wissen ja überhaupt nicht, wie diese Liste zustande gekommen ist. Trotzdem bin ich froh, dass wir sie haben. Es ist viel leichter, eine (einigermaßen gute) vorhandene Liste zu korrigieren, als ganz von Null anzufangen.
Diese Frage Nr. 1 war natürlich eine rhetorische Frage. Klar, dass keiner von uns weiß, wie diese Liste zustande gekommen ist. Auf jeden Fall ist es ein großer Gewinn, die Spellchecker-, Diogenes und Whitaker-Listen zu haben.
OK, dann konzentrieren wir uns vorerst nur auf die Untersuchung der false readings der Spellcheckerliste!
Ich habe jetzt begonnen, die false readings aus der Spellcheckerliste durchzugehen.
Bei FACTO bin ich das erstemal unsicher:
facto, āre, v. freq. a. [facio], I. to make, do, perform : operis quicquam, Plaut. Truc. 5, 1, 23; false reading for facio; cf. Plaut. Merc. prol. 95 Ritschl.
Ich verstehe das so, dass facto an sich ein gültiges Wort ist, dass aber manchmal facto gelesen wurde, obwohl eigentlich facio gemeint war. Stimmst du dem zu?
Zitat von linhartIch habe jetzt begonnen, die false readings aus der Spellcheckerliste durchzugehen.
Bei FACTO bin ich das erstemal unsicher:
facto, āre, v. freq. a. [facio], I. to make, do, perform : operis quicquam, Plaut. Truc. 5, 1, 23; false reading for facio; cf. Plaut. Merc. prol. 95 Ritschl.
Ich verstehe das so, dass facto an sich ein gültiges Wort ist, dass aber manchmal facto gelesen wurde, obwohl eigentlich facio gemeint war. Stimmst du dem zu?
Ja!
FACTO steht auch als Lemma im Langenscheidt:
facto 1. (intensiv. v. facio) (Pl.) machen, verrichten
Entschuldige bitte, jetzt sehe ich erst, dass "echte false readings" ziemlich paradox klingt, weil echt ja das Gegenteil von false ist. Aber du hast mich dann doch richtig verstanden.
Ein solches "false reading" kommt mir merkwürdig vor:
successīvus, a false read. for succissiva, Lact. Opif. Dei, 12, 15 Bünem. ad loc.
Wovon leitet sich eigentlich succissiva ab? Ich kann es nirgends finden. Ist vielleicht succīsīvus (ohne Doppel-S) gemeint?
Na ja, eigentlich kann uns das egal sein. Es zeigt bloss, dass man auch in L&S mit Fehlern rechnen muss, auch wenn es ganz sicher mit extremer Sorgfalt hergestellt worden ist. (So ein Fall könnte auch bei "jam" im Artikel "fortan" vorliegen.)
phthĭsisco, ĕre, I. v. inch. n. [phthisis], to become consumptive or phthisical : phthisiscentibus medicabilis piscina, Sid. Ep. 5, 14.
- ist keine falsche Lesart!
Aber:
phthitarus ist die falsche Lesart!
Bug in der Datenbank entdeckt!
Der Eintrag phthitarus wird weder in Glossa.exe noch in la-dictionary.exe gefunden, obwohl er im pdf-Faksimile drinsteht! Dieser Bug hat m.E. etwas mit den Kreuzen † zu tun! Auch bei dem äthiopischen Fremdwort †† nabis/nabun liegt ja so ein Fehler vor!